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Aktuell Corona

Erste Dosis für den Kanzler der Uni Tübingen

Im Tübinger Institut für Tropenmedizin hat die dritte Phase für die Zulassung des Curevac-Impfstoffs begonnen. Weltweit werden 36 000 Freiwillige geimpft

An der Nadel: Uni-Kanzler Andreas Rothfuß wird in der Zulassungsstudie für den Curevac-Impfstoff als Erster geimpft.  FOTO: PIET
An der Nadel: Uni-Kanzler Andreas Rothfuß wird in der Zulassungsstudie für den Curevac-Impfstoff als Erster geimpft. FOTO: PIETH
An der Nadel: Uni-Kanzler Andreas Rothfuß wird in der Zulassungsstudie für den Curevac-Impfstoff als Erster geimpft. FOTO: PIETH

TÜBINGEN. An der Uniklinik startet gestern die Phase-III-Studie zur Testung des mRNA-Impfstoffs des Tübinger Unternehmens Curevac gegen das Coronavirus. Proband Nummer eins war Uni-Kanzler Andreas Rothfuß. Die weltweite Zulassungsstudie wird unter der Leitung von Professor Peter G. Kremsner unter anderem am Tübinger Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie durchgeführt.

Um den abgesicherten Nachweis von Wirksamkeit und Sicherheit des neuen mRNA-Impfstoffs gegen Sars-CoV-2 zu erbringen, startet nun an vielen Zentren weltweit die Phase-III-Studie zur Zulassung dieses Impfstoffs mit der Bezeichnung CVnCoV. International werden für die Phase-III-Studie 36 000 freiwillige Probanden geimpft. Die Hälfte erhält zwei Injektionen mit jeweils zwölf Mikrogramm des Impfstoffs, die andere Hälfte zweimal ein Placebo. Am Studienzentrum in Tübingen sollen in den kommenden Wochen 1 000 Personen den Impfstoff erhalten; Teilnehmer werden noch gesucht.

»Völlig freiwillig« hat Uni-Kanzler Andreas Rothfuß mitgemacht. »Ich möchte auch andere motivieren, sich impfen zu lassen. Sonst kommen wir ja nicht weiter«, erklärte er im Anschluss. Wie bei einer Studie üblich wurde Rothfuß vor der Impfung untersucht. Danach musste er noch eine halbe Stunde zur Beobachtung im Institut in der Wilhelmstraße bleiben. Probleme verspürte er nach dem Pieks mit der Nadel nicht: »Mir geht’s gut«, versicherte er später, als er wieder an seinem Arbeitsplatz war. »Aber ich weiß ja auch nicht, ob ich den Wirkstoff oder das Placebo erhalten habe.«

In der Folge werden nun die Impfstoffverträglichkeit und der Infektionsstatus der geimpften und nicht-geimpften Teilnehmer durch regelmäßige Corona-Tests überprüft. Zusätzlich zum regelmäßigen Screening werden symptomatische Probanden getestet.

Ein Jahr unter Beobachtung

Laut Curevac verfolgt die Studie neben der Untersuchung der Sicherheit vor allem zwei Ziele: "den Nachweis der Wirksamkeit von CVnCoV zur Verhinderung erster Anzeichen von bestätigten Covid-19-Infektionen jeglichen Schweregrades sowie die Verhinderung mittelschwerer bis schwerer bestätigter Covid-19-Fälle bei Teilnehmern, die noch nicht mit SARS-CoV-2 infiziert waren.

Die klinische Testung des Impfstoffs des Unternehmens Curevac begann am 18. Juni an der Uniklinik Tübingen. In Phase I wurde der Impfstoff über 250 gesunden Probanden im Alter von 18 bis 60 Jahren verabreicht, um dessen Verträglichkeit und Immunogenität zu überprüfen. In der zweiten Phase werden seit Spätsommer 690 Probanden in klinischen Zentren in Peru und Panama geimpft.

Nach Abschluss der Studie werden die Probanden laut Curevac im Rahmen einer einjährigen Beobachtungsphase weiter überwacht. In dieser Zeit werden weitere Daten gesammelt, um die langfristige Sicherheit, die anhaltende Existenz von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 sowie das Auftreten von Covid-19-Fällen zu bewerten. Auf diese Weise soll unter anderem die Dauer der Wirksamkeit des Impfstoffs ermittelt werden. (GEA)

DER NEUE WIRKSTOFF

Curevac verwendet einen mRNA-Impfstoff

Bei dem in der aktuellen Impfstudie untersuchten Stoff handelt es sich um einen synthetisch erzeugten mRNA-Impfstoff (messenger-Ribonukleinsäure). Im Gegensatz zu herkömmlichen Impfungen, bei denen der Wirkstoff mittels Viren über mehrere Monate angezüchtet werden muss und dann in abgeschwächter Form injiziert wird, verzichtet der mRNA-Impfstoff auf lebende Krankheitserreger und Zellkulturen. Dadurch verringern sich mögliche Sicherheitsrisiken. Ein mRNA-Impfstoff besteht aus den für das Virus typischen Sequenzen für Eiweißstoffe, die im Körper eine Immunreaktion provozieren und somit immun machen. (GEA)