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Aktuell Tradition

Einblick in den Alltag der Ahnen in Jettenburg

Das vom Geschichtsverein Härten organisierte Jettenburger Höflesfest lockte am gestrigen Sonntag Hunderte Besucher. Führungen durch die Museumsräume

Wie zu Vor-Corona-Zeiten: Hunderte Gäste beim Höflesfest in Jettenburg.  FOTO: STRAUB
Wie zu Vor-Corona-Zeiten: Hunderte Gäste beim Höflesfest in Jettenburg. Foto: Straub
Wie zu Vor-Corona-Zeiten: Hunderte Gäste beim Höflesfest in Jettenburg.
Foto: Straub

KUSTERDINGEN-JETTENBURG. Flammkuchen, Maultaschen, Schmalzbrot, Rote Wurst und Pommes, dazu bei angenehmen Sommertemperaturen Most aus randvollen Krügen und andere kühle Getränke. Die Donauschwäbische Blaskapelle Reutlingen machte Musik und sorgte mit Liedern wie »Rauschende Birken« für gute Stimmung: Das Höflesfest lockte gestern Hunderte Besucher nach Jettenburg – in einer Anzahl wie vor Corona.

Nur um die Helfer musste sich der veranstaltende Geschichtsverein Härten wie viele andere mehr bemühen. Immerhin: Rund 30 waren gleichzeitig an Ständen und beim Bedienen im Einsatz. Vergangenes Jahr war der Ansturm noch etwas gebremster gewesen, zumal es nachmittags geregnet hatte. »Die Stimmung ist super, und endlich sehe ich viele Leute wieder«, sagte Bernd Kaiser aus Reutlingen. Er war zusammen mit seiner Frau mit dem Fahrrad gekommen. »Da können wir das eine oder andere Gläschen trinken.«

Normalerweise ist das Gelände in der Mähringer Straße nicht frei zugänglich, es gehört zum Privatbesitz der Familie Bader und kann nur auf Anfrage besichtigt werden. Dem im Jahr 2009 verstorbenen Gründer des Jettenburger Höfle-Areals Karl Bader hätte eine solche Feier bestimmt zugesagt, versichert Hans Kern: »Er war ein Mensch, der sehr gerne gefestet hat.« Kern ist Vorstand des Geschichtsvereins und war gestern gleich mit mehreren Führungen beschäftigt. Um Karl Bader zu ehren, spricht der Geschichtsverein seit gut zehn Jahren von »Karl’s Höflesfest«.

Bader, bekannt als Gründer des Möbelhauses Braun, galt als heimatverbundener und geschichtsinteressierter Mann. Bereits im Alter von 14 Jahren begann er, verschiedene Dinge zu sammeln. Gemeinsam mit seiner Frau Helene startete er schließlich einige Jahre vor seinem Tod das Projekt einer historischen Sammlung, die heute in dem alten Bauernhaus mit angrenzender Scheune und weitläufigem Garten samt Kapelle, Backhaus und Stall untergebracht ist – es ist das Elternhaus der ebenfalls bereits verstorbenen Helene Bader, das sie für die Umsetzung ihrer Ideen nutzten.

Das zum Areal gehörende, 1892 erbaute Haupthaus beherbergt heute das Heimatmuseum. Alles befindet sich unter einem Dach: Unten der Stall, darüber das Wohnzimmer, hinten die Kammer, wie man früher das elterliche Schlafzimmer nannte. Treppauf führte eine Tür durch einen schmalen Schlauch zur Toilette. Nebenan war die Küche. An das Wohnhaus grenzte die Scheuer. Ganz unten gab es einen Gewölbekeller, in dem meist Most und Rüben lagerten. Darüber befand sich der Heuboden, über dem sich eine weitere Etage für das Stroh befand. Dieses Haus bewohnten zuletzt Baders Schwiegereltern. Nach deren Tod brachte Bader dort seine Sammlung unter.

Das Leben auf den Härten im 19. und 20. Jahrhundert steht bei der Ausstellung im Vordergrund. Alltagsgegenstände aus dieser Zeit beherrschen das Erscheinungsbild der liebevoll gestalteten Räume. Zu sehen sind etwa die erste Spätzlepresse Baden-Württembergs in noch umständlich großer Form und ein evangelischer Altar, wie er früher in gehobeneren Stuben vorzufinden war. (GEA)