TÜBINGEN/AMMERBUCH. Ein paar Schritte weg vom Parkplatz Saurucken, hier muss es sein. Götz von Bülow zögert kurz, dann taucht der etwas versteckte Eingang auf und auch das Schild mit der Aufschrift Schönbuchspitzrunde. Der stellvertretende Leiter der Forstabteilung geht mit Dackel »Erdmann« voran. Die kleine Gruppe folgt auf dem schmalen Weg, der bald in einen ein mäßig steilen Aufstieg übergeht.
Selbst für den Waldkenner von Bülow ist die Gegend unbekanntes Terrain. »Es handelt sich um den Gemeindewald Ammerbuch.« Auch ein Fachmann kann nicht jeden Weg im Landkreis kennen. Doch diese Strecke hat alle Chancen, ziemlich bekannt zu werden.
Der Rundweg zwischen den Ammerbucher Ortsteilen Breitenholz und Entringen gehört seit wenigen Wochen zu den ausgeschilderten Premiumwegen. Und diese ziehen viele neugierige Naturliebhaber an.
»Wenn Sie die Einsamkeit suchen, sollten Sie die Premiumwege am Wochenende meiden«, sagt Landrat Joachim Walter lachend und verweist auf die gute Resonanz bei Firstwaldrunde (zwischen Mössingen und Nehren), Dreifürstensteig (Mössingen) und der Sieben-Täler-Runde (bei Rottenburg).
Das ist ganz im Sinne der Erfinder: Der Landkreis macht auf die Schönheiten in der Gegend aufmerksam, sorgt für Beschilderung und ein paar Sitzgelegenheiten zum Ausruhen unterwegs. Die Wanderer und Spaziergänger wiederum stapfen nicht irgendwo durch den Wald in der vagen Hoffnung, es werde schon ein Aussichtspunkt kommen und man werde sich auf dem Weg zurück zum Auto nicht verlaufen. Wer sich vorher die kleinen Faltblätter besorgt oder sich die Sache im Internet anschaut, weiß nicht nur Bescheid über die Route, sondern darüber, wo er am besten parkt, welcher Bus ihn in die Nähe bringt und auch, wo er hinterher einkehren kann.
An diesem Wochentag ist bedeutend weniger los. Vielleicht hat sich aber auch die Attraktivität dieses Premiumwegs in der kurzen Zeit noch nicht herumgesprochen. Von Bülow braucht man nicht extra zu überzeugen. »Das ist wirklich ein sehr schöner Weg«, sagt der Forstmann nach wenigen Minuten.
Ein Teilstück der Schönbuchspitzrunde ist auch Bestandteile des Hauptwanderwegs 5. Wer zu Fuß vom Nordrand des Schwarzwaldes bis ins Allgäu gehen möchte, kommt hier durch. Auf den Schildern entlang der Strecke ist deswegen auch immer wieder HW 5 vermerkt.
Die Gruppe ist jetzt bei den ersten Aussichtspunkten angelangt. Links ist die Wurmlinger Kapelle zu sehen, weiter rechts der Hohenzollern, ganz rechts außen Mönchberg. Einer aus der Gruppe entdeckt Windräder in weiter Ferne und fragt, wo die sich befinden. Von Bülow tippt auf die Gegend zwischen Freudenstadt und Horb.
Danach geht’s weiter auf der Schönbuchspitzrunde. Dicht am Weinberg vorbei, wo Schwarzriesling- und Spätburgunder-Trauben hängen. Wer nach rechts schaut, bemerkt, dass es früher noch viel mehr Weinbau gegeben haben muss. Einige Stellen wurden auch als Steinbruch genutzt. Die Fachleute im Landratsamt beschreiben den Weg als »artenreiches Mosaik aus Trockenmauern, Waldsäumen, Obst- und Blumenwiesen«.
Landrat Walter weiß: Nicht nur die Leute aus der näheren Umgebung schätzen die Wege. Ausflügler und Übernachtungsgäste von weiter her erkundigen sich meist, wo sie wandern oder radfahren können.
Er wirbt für sanften Tourismus und will das Angebot weiter ausbauen, zu dem auch Spazierwanderwege gehören wie das Streuobstwegle und das Leisawegle in Mössingen oder das Wurmlinger Kapellenwegle und das Unterjesinger Wengertwegle. Er ist überzeugt: Von der Bekanntheit dieser Strecken wird der ganze Landkreis profitieren. (GEA)
SCHÖNBUCHSPITZRUNDE
Der gesamte Rundweg ist acht Kilometer lang, die Gehzeit beträgt rund 2,5 Stunden. 132 Höhenmeter sind zu überwinden. Start und Ziel sind entweder der Wanderparkplatz beim Friedhof in Breitenholz oder der Parkplatz Saurucken am Sportplatz in Entringen. (-jk)