TÜBINGEN. Der Verkehrsversuch in der Tübinger Mühlstraße läuft seit einem Jahr: Seitdem dürfen keine Pkw mehr hindurch. Außerdem verläuft ein durchgehender, blau gekennzeichneter Streifen, den Fahrradfahrern vorbehalten, durch die Mühlstraße. Der Tübinger Gemeinderat diskutierte jetzt darüber, ob der Versuch beibehalten wird.
Verkehrsplaner Mirco Sarcoli blickte über die Mühlstraße hinaus zunächst auf den Verkehr zwischen Neckar und Lustnauer Tor: »In der Mitte hat der Radverkehr deutlich zugenommen.« An der Adlerkreuzung in Lustnau, der Westbahnhofstraße und im Hagellocher Weg sei das Verkehrsaufkommen konstant geblieben. Diese drei Hauptverkehrsadern für Autos in Richtung Innenstadt, Kliniken und Uni tragen den Verkehr mit, der bis vor einem Jahr durch die Mühlstraße ging.
Der Gemeinderat stimmte mehrheitlich dafür, den Versuch beizubehalten und den Zustand zu legalisieren. Mehrere Stimmen verwiesen allerdings darauf, dass eine Bürgerbefragung vor drei Jahren eine Mehrheit von 52,4 Prozent gegen die Sperrung der Mühlstraße für Pkw ergeben hatte. Ernst Gumrich (TÜL) riet, sich weiterhin in der Bevölkerung umzuhören. Aus deren Reihen müsse ein klares Votum für die Sperrung kommen.
Für Pflegedienste soll die Durchfahrt durch die Mühlstraße möglich bleiben. Dies forderten SPD, CDU, TÜL und Linke in einem interfraktionellen Antrag, der nicht auf der Agenda stand. Oberbürgermeister Boris Palmer sagte, er wolle nur darüber nachdenken, wenn es keine alternativen Routen gäbe, schließlich sei die Rechtsfrage noch nicht geklärt. In Fußgängerzonen könne die Stadt Durchfahrtsrechte einräumen, bei öffentlich gewidmeten Straßen nicht. David Hildner (Fraktion) regte an, die Mühlstraße zur Fußgängerzone zu machen.
Martin Sökler (SPD) forderte, die Bedingungen für die Bewohner des Österbergs zu verbessern, etwa durch für sie günstigere Ampelschaltungen wie eine Grünphase für Radler, die von der Doblerstraße nach links in die Mühlstraße einbiegen wollen. (mac)