KUSTERDINGEN. Einstimmig und überraschend schnell ist die Entscheidung gefallen: Die drei Birken beim Sportheim bleiben stehen. Der Wirt wollte sie für einen geplanten Biergarten entfernen lassen. Eigentlich sollte in der Sitzung des Technischen Ausschusses der Gemeinde Kusterdingen nur ein Gutachten zur Standfestigkeit beauftragt werden. Allerdings hätte die reine »Sichtprüfung« durch eine Expertin 2 200 Euro gekostet. Das war den Ratsmitgliedern, die die Bäume in einer vorangegangenen Sitzung bei einem Ortstermin schon selbst in Augenschein genommen hatten, dann doch zu teuer.
Bürgermeister Jürgen Soltau verlas ein Schreiben der Nabu-Ortsgruppe Härten, die das Fällen der Bäume aus wirtschaftlichen Gründen als »problematisch« bezeichnet. Die Naturschützer könnten das »nicht befürworten«. »Wir sollten die Bäume nur fällen, wenn Gefahr für jemanden besteht«, sagte Nina Zorn (Härtenliste). Aus ihrer Sicht stören sie nicht für die Erweiterung der Gastronomie – im Gegenteil. »Die Bäume spenden Schatten und sind sogar vorteilhaft«, sagte Zorn. In einen Biergarten ließen sie sich gut integrieren. »Es ist gut, dass die Fläche im Gemeindeeigentum ist und wir darüber entscheiden können«, sagte Zorn.
Boden bleibt durchlässig
»Ich sehe das nicht ein, dass wir viel Geld für so ein Zinnober ausgeben«, sagte Adam Dürr (Freie Wähler). Der Biergarten lasse sich gut um die drei Bäume herum machen, ähnlich wie beim Neckarmüller in Tübingen zum Beispiel. Er betonte, dass der Boden durchlässig sein müsse und keinen Plattenbelag bekommen dürfe. Dass zwei der drei Birken leicht schief stehen, sei unproblematisch.
Der anwesende Bauhofleiter Sascha Nill erklärte: »Für mich sehen die Bäume gesund aus.« Er habe sie schon mehrfach angeschaut und sehe »keinen Handlungsbedarf«. »In unserer Gemeinde sterben viele Birken wegen der Trockenheit, da sollten wir die gesunden Bäume nicht fällen«, sagte Nill. Freilich könne er auch nicht in die drei Bäume »reinschauen« und feststellen, ob sie möglicherweise innen hohl sind oder das Wurzelwerk beschädigt ist. Kürzlich habe man beim Sportheim eine Robinie fällen müssen. Die Fläche dort eigne sich ebenfalls für die Außengastronomie. »Das ist laut Sportheimwirt für die Bedingung zu weit«, sagte Soltau. Deshalb werde die Fläche vorne bevorzugt.
»Drei Bäume für über 2 000 Euro anschauen zu lassen, ist viel zu teuer«, sagte Siegfried Maier (Freie Wähler). »Ich werde nicht zustimmen, dafür Geld auszugeben.« Dass es von den Birken ins Glas »rieseln« könne, sei eben so. »Ich spende ein paar Krüge mit Deckel«, sagte Maier. Auch er betonte, dass der Boden versickerungsfähig sein müsse.
Die Birken bleiben also stehen, und dem Sportheimwirt wird im Falle eines Ausbaus um diese herum ein versickerungsfähiger Boden zur Auflage gemacht. (GEA)