Logo
Aktuell Klimastreik

Die Aktivisten von Fridays for Future haben eine virtuelle Demo geplant

Für die Klimakämpfer ist die Coronakrise eine ruhige Zeit. Doch der Protest läuft weiter

Beim letzten globalen Klimastreik, am 29. November 2019, zogen die Aktivisten von Fridays For Future Tübingen mit 7 000 Anhänger
Beim letzten globalen Klimastreik, am 29. November 2019, zogen die Aktivisten von Fridays For Future Tübingen mit 7 000 Anhängern durch die Unistadt. FOTO: KREIBICH
Beim letzten globalen Klimastreik, am 29. November 2019, zogen die Aktivisten von Fridays For Future Tübingen mit 7 000 Anhängern durch die Unistadt. FOTO: KREIBICH

TÜBINGEN. Entschleunigend – so sind die vergangenen Wochen für viele gewesen. Auch die Aktivisten von Fridays For Future (FFF) sind wegen des Versammlungsverbots etwas zur Ruhe gekommen. »Wir haben die Zeit bisher genutzt, um im Plenum zu besprechen, was wir besser machen könnten«, sagt Anneke Martens von der Tübinger Ortsgruppe FFF. Auch wenn die Klimadebatte durch Corona etwas in den Hintergrund gerückt ist, kämpfen sie weiter und ziehen den geplanten globalen Klimastreik am Freitag, 24. April, durch – wenn auch anders als ursprünglich geplant.

Eigentlich haben sich die Tübinger Aktivisten – wie die anderen Gruppen – jeden Freitag zu einer friedlichen Demo getroffen. Mittlerweile liegt das letzte Treffen einige Wochen zurück. »Wir haben nun angefangen, Webinare anzubieten«, erklärt Martens. Dabei setzt die Tübinger Ortsgruppe auf Themen, die sie lokal bewegen. Beim ersten Webinar zum Thema »Tübingen klimaneutral bis 2030« am 3. April haben sich zeitweise mehr als 150 Leute reingeklickt. Mittlerweile steht das Webinar als Video auf Youtube und hat mehr als 240 Aufrufe. »Wir planen bereits ein weiteres Webinar zur Regionalstadtbahn«, sagt Martens. Über die Software »Zoom« können Interessierte wieder an dem Online-Seminar teilnehmen.

Auch bundesweit setzen die Aktivisten derzeit aufs Internet – ohnehin seien so alle gut vernetzt. Für den globalen Klimastreik am Freitag haben die Gruppen ein Demoprogramm geplant, das über Youtube übertragen wird. Wer Lust hat, mitzudemonstrieren, kann das Zuhause vom Sofa aus. Ab 12 Uhr gibt es auf der Plattform Redebeiträge von internationalen Klimaaktivisten und Musik von Künstlern wie Clueso. »Online-Streiks wie diese sind sehr wichtig, man ist sonst derzeit in einer Blase«, sagt Martens.

Vieles habe sich in den vergangenen Wochen bei den Aktivisten ins Internet verlagert. Auch die Orga-Treffen. »Normalerweise sehen wir uns alle regelmäßig, und wenn unsere Sitzungen zu Ende sind, stehen wir noch oft zusammen und quatschen ein bisschen. Das fehlt uns allen«, sagt Martens. Diese Begegnung versuchen die FFF-Aktivisten, nun auch übers Internet zu bekommen. »Oft spielen wir nach den Besprechungen noch online ein Spiel zusammen«, sagt Martens. Auch wenn die Umstände durch die Pandemie derzeit sehr schwierig für die FFF-Bewegung ist, sieht Martens auch Vorteile. »Wir hatten nach einer langen Zeit mal wieder die Gelegenheit, unsere Sachen überlegter anzugehen. Es ist derzeit nicht nötig, sofort zu entscheiden, was wir machen«, sagt sie.

Viele der Gruppe vermissen es, gemeinsam auf die Straße zu gehen. »Die Motivation, wenn wir wieder zusammen demonstrieren dürfen, wird bestimmt groß sein«, sagt die Politikstudentin. Derzeit zeigen sich viele Klimaziele. »Die gehen alle in eine Richtung. Es geht aber auch viel um den Wirtschaftsaufbau und das ist ein Thema, das wir natürlich auch grün und sozial angehen möchten«, sagt sie. Schon vorher sei es den Aktivisten wichtig gewesen, das Soziale in ihren Zielen mitzudenken.

Eine Chance für das Klima sieht Martens nicht in der Coronakrise – obwohl derzeit weniger Autos unterwegs sind und auch der Flugverkehr stark eingeschränkt ist. »Was gerade passiert, ist kein nachhaltiger Klimaschutz«, sagt Martens. Sie rechnet mit einem starken Wiederanstieg, sobald Corona nicht mehr den Alltag bestimmt. »Beim Klimaschutz ist es besonders wichtig, nachhaltig zu agieren. Er soll ja eine langfristige Wirkung haben«, sagt sie. Trotzdem hofft sie, dass die Coronakrise auch neue Möglichkeiten aufzeigt. Nicht immer ist es nötig, für ein Gespräch ein paar Hundert Kilometer mit dem Flugzeug zu fliegen oder dem Auto zu fahren. »Besprechungen funktionieren auch per Videokonferenz«, sagt sie.

Doch weil nicht alles nur über Videos laufen soll, haben sich die FFF-Aktivisten für den globalen Klimastreik am Freitag auch eine Aktion auf der Straße überlegt. Um trotzdem in der Öffentlichkeit für die präsent zu sein, für die es fernerliegt, sich bei Youtube reinzuklicken, gibt es von 12 bis 16 Uhr eine stumme Schilder-Demonstration auf dem Holzmarkt. Dafür stellen die Aktivisten an der Stiftskirche Plakate mit ihren Botschaften auf. Demonstrierende Menschen werden keine dabei sein. Wer mitmachen möchte, kann seine Plakate bis Freitag um 11.30 Uhr vor dem Unverpacktladen Speicher in der Tübinger Altstadt abgeben. Dort steht eine Kiste bereit.

Auch die Aktivisten von Parents for Future (PFF) schließen sich bei der Idee mit einer eigenen Aktion an. Sie wollen grüne Klimawandelsteine an öffentlichen Orten in Tübingen und Umgebung auslegen. Auf den Steinen stehen Klimaforderungen der Aktivisten.

Martens und die anderen Aktivisten von FFF Tübingen sind froh, wenn sie wieder auf der Straße demonstrieren dürfen. »Das ist einfach direkter«, sagt sie. Außerdem unterstützt es das Wir-Gefühl. Über das Internet sei es einfach schwieriger die Menschen zu erreichen. Sie rechnet damit, dass sich den ersten großen Demonstrationen in Tübingen nach Corona sogar mehr Menschen als zuvor anschließen werden. (GEA)