KUSTERDINGEN. Auf dem Versuchsfeld zwischen Kusterdingen und Wannweil steht der Mais hoch. In ordentlichen Reihen sind verschiedene Sorten zu sehen: Welche ist besonders gesund, grün und standfest? Knapp 20 Landwirte informierten sich darüber am Montag beim KWS Maisfeldtag. In diesem Jahr galten Abstands- und Hygieneregeln, weshalb auch zwei Gruppen gebildet wurden.
Die für Württemberg zuständige Außendienstmitarbeiterin Daniela Knorr blickte auf das bisherige Jahr zurück und erklärte die Vor- und Nachteile verschiedener Maisssorten. »Es war schon ein verrücktes Jahr«, sagte die studierte Agrarwissenschaftlerin. Der Februar sei sehr warm gewesen. Auch die Monate März und April waren wärmer als im langjährigen Mittel. »Der April war extrem trocken«, so Knorr. Sie könne sich gut an die Lockdownzeit erinnern, in der alle Welt draußen gewesen sei.
»Die Aussaatbedingungen waren gut«, sagte Knorr. Denn später sei Regen dazu gekommen. Die Saat müsse auf der sogenannten wasserführenden Schicht des Bodens liegen. Bei Trockenheit werde oft nur drei Zentimeter tief gesät, besser seien aber oft sieben bis acht Zentimeter. »Es wird selten zu tief gesät«, erklärte Knorr.
Nach warmen Monaten sei der Mai dann eher zu kalt gewesen. Ein Frostereignis habe es pünktlich zu den Eisheiligen gegeben. »Im westlichen Württemberg ist sogar die Wintergerste erfroren«, sagte Knorr. Auch zu spät gesäter Mais sei nicht gewachsen. Ein Frostschaden lässt sich bei der Pflanze an hängenden Blättern erkennen.
Oft sei der Vegetationskegel im Boden aber unbeschädigt und treibe neu aus. »Der Mais kann viel wegstecken«, sagte Knorr. Sie empfehle deshalb, nicht zu früh umzubrechen. Einige Nachsaaten im Mai und im Juni seien von Wildschweinen abgeräumt worden. Auch Krähen und Drahtwürmer bereiteten Probleme. Seit diesem Jahr darf das Pflanzenschutzmittel Mesurol nicht mehr verwendet werden. Seither ist vor allem die Vogelvergrämung ein Problem. »Das sieht man überall«, sagte Knorr. Die Schäden beim Mais seien erheblich.
»Welche Beize gibt es für den Mais überhaupt noch?«, fragte ein Landwirt. Derzeit sei das schwierig. Die chemische Industrie entwickelt laut Knorr nichts mehr, jeder Züchter entwickelt eigene Methoden, beispielsweise mit dem Ziel eines schnelleren Wurzelwachstums. Daneben werde an biologischen Beizmitteln gearbeitet. »Bei mir ist teilweise kein Korn mehr am Mais«, klagte Berthold Grauer. »Nachsäen ist für mich rausgeschmissenes Geld.« Sein Acker sei teilweise »schwarz« vor lauter Krähen.
»Nachsäen ist für mich rausgeschmissenes Geld«
Ein Landwirt aus Esslingen sagte, man müsse mit den Jägern stärker kooperieren. Deren Aufgabe sei es, Wildschäden zu verhindern. Von Mitte Juli bis Februar dürften diese Krähen schießen. »Jede Krähe weniger hilft uns im nächsten Jahr.« Tote Krähen wie früher am Rand der Felder als Abschreckung aufzuhängen, sei an viel befahrenen Standorten heute nicht mehr darstellbar.
Und wie sieht es insgesamt aus? Laut Knorr gar nicht so schlecht. »In Oberschwaben ist der Mais bombig, im nördlichen Württemberg ist er teilweise heruntergebrannt, weil es zu trocken war«, sagte Knorr. In Kusterdingen und Umgebung sehe es passabel aus. Und was einzelne Sorten betrifft: Der »Figaro« zum Beispiel gilt als »sehr blattgesund und äußerst stresstolerant«. Er habe kaum Anfälligkeit für Stängelfäule und ein hohes Ertragspotenzial. (GEA)