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Aktuell Kundgebung

Demonstranten fordern in Tübingen den Rücktritt von Boris Palmer

Etwa 200 Anhänger der linken Szene prangern »rassistische Äußerungen« des Tübinger Oberbürgermeisters an.

Demo gegen Palmer
Etwa 200 Menschen demonstrierten vor dem Tübinger Rathaus gegen Oberbürgermeister Boris Palmer und forderten seinen Rücktritt. Foto: Ralf Rittgeroth
Etwa 200 Menschen demonstrierten vor dem Tübinger Rathaus gegen Oberbürgermeister Boris Palmer und forderten seinen Rücktritt.
Foto: Ralf Rittgeroth

TÜBINGEN. Vor dem Tübinger Rathaus haben am Mittwochabend knapp 200 Menschen gegen Oberbürgermeister Boris Palmer demonstriert. Sie hielten unter anderem Plakate hoch, auf denen beispielsweise stand »Rassismus tötet - Palmer hetzt« oder »Rassismus bekämpfen heißt Palmer bekämpfen«. 

Zu der Kundgebung aufgerufen hatte ein Bündnis aus dem eher linken Spektrum. Mitorganisatoren waren unter anderem die Organisation »Rosa Reutlingen«, die Seebrücke Reutlingen/Tübingen, die Antifaschistische Aktion oder der AK Flüchtlinge.

Gemeinsam forderten sie den sofortigen Rücktritt von Boris Palmer wegen wiederholter rassistischer Äußerungen im Netz, aber auch wegen seines Auftretens gegenüber Flüchtlingen oder Menschen mit dunkler Hautfarbe. Verschiedene Rednerinnen und Redner machten deutlich, dass sie Palmers Äußerungen im Internet und in der Öffentlichkeit nicht mehr für einen Oberbürgermeister tragbar hielten, deshalb sei sein Rücktritt überfällig.

Demo gegen Palmer
Bunter Protest gegen den Tübinger Oberbürgermeister. Foto: Ralf Rittgeroth
Bunter Protest gegen den Tübinger Oberbürgermeister.
Foto: Ralf Rittgeroth

Mehrere Rednerinnen betonten dabei, dass Tübingen eine junge und weltoffene Stadt sei, zu deren Image die Äußerungen von Palmer einfach nicht passten. So hieß es unter anderem: »Die Liste der Gründe für einen Rücktritt ist lang. Immer wieder benutzt Boris Palmer rassistische Begriffe. Es ist schlimm, dass er noch OB ist.« Mehrfach machten Rednerinnen und Redner deutlich, dass es sich für einen Oberbürgermeister von Tübingen gehöre, eine sensible Sprache zu benutzen. Die Forderung habe nichts mit Zensur zu tun. »Boris Palmer, es reicht mit ihren Provokationen. Sie sind nicht das Opfer«, rief eine der Rednerinnen. 

Jedes Mal, wenn am Mikrofon vor dem historischen Springbrunnen der Rücktritt Palmers gefordert wurde, brandete auf dem Marktplatz vor dem Rathaus Applaus auf. Das Parteiausschlussverfahren, das dem prominenten Grünen Oberbürgermeister durch seine Partei drohe, komme eigentlich fast zu spät, hieß es ebenfalls.

Alle Demonstrierenden verhielten sich friedlich, trugen Masken und hielten Abstand. Die etwa 15 Polizeieinsatzkräfte mussten nicht ein einziges Mal eingreifen. Nach etwa einer Stunde war die Kundgebung vorbei.

Palmers jüngste Kommentare bei Facebook führten zum Eklat 

Boris Palmer hatte immer wieder mit umstrittenen Facebook-Postings bundesweit für Aufregung gesorgt. Zuletzt hatte er den Skandal um rassistische Formulierungen der Ex-Fußballnationalspieler Jens Lehmann und Dennis Aogo kommentiert und auf Facebook geschrieben, sowas müsse mit einer Entschuldigung erledigt sein. (GEA)

Neustes Palmer-Skandal: Was ist passiert?

Seinen Ursprung hatte der Skandal in zwei verbalen Fouls aus der Welt des Fußballs. Zunächst hatte Ex-Nationalspieler Jens Lehmann an den ebenfalls Ex-Nationalspieler Dennis Aogo einen Post mit dem Begriff »Quotenschwarzer« weitergeleitet. Lehmann verlor daraufhin seinen Aufsichtsratsposten bei Hertha BSC und darf nicht mehr Studiogast bei Sky und Sport 1 sein. Dennis Aogo wiederum sprach auf Sky von »Trainieren bis zum Vergasen« und war daraufhin ebenfalls vom Bildschirm verbannt worden. Palmer erklärte auf Facebook, so etwas müsse mit einer Entschuldigung erledigt sein und fügte hinzu: »Ich will nicht in einem solchen Sprachjakobinat leben.« In der Kommentarspalte tauchte daraufhin ein Text von der Seite Aogos auf. Dort soll eine junge Frau behauptet haben, Aogo hätte ihrer Freundin einst seinen »dicken Negerschwanz« angeboten. In einer Antwort schreibt Palmer schließlich: »Dennis ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen Negerschwanz angeboten.« (sel)

Obszöne Begriffe gehören nicht zum Sprachgebrauch des Reutlinger General-Anzeigers. Wir haben uns aber dennoch entschieden, den Facebook-Post von Boris Palmer im Wortlaut zu nennen, um die strittigen Passagen dokumentieren zu können.