GOMARINGEN. Zwischen all dem Umzugstrubel sitzt Ursula Prawitt-Molitor in ihrem alten Dienstzimmer unterm Dach und arbeitet. Die Kisten im Bauamt sind gepackt. So viele, dass in den beengten Räumen kaum ein Durchkommen ist. Schwer vorstellbar, wie all das irgendwann einmal Platz gefunden hat im alten Rathaus. Jetzt bleibt nichts anderes übrig, als auf den Abtransport zu warten. Die ruhigen Minuten nutzt die stellvertretende Bauamtsleiterin für das ein oder andere Telefonat. Ein bisschen ratlos sieht sich Wolfram Miller in seinem alten Büro um. Auch bei ihm stapeln sich die Kartons bis fast unter die Decke. Seit 1. April arbeitet Miller im Bauamt. Kaum da, zieht er auch schon wieder um. Eine neue Dienstelle mit einem nagelneuen Arbeitsplatz – kein schlechter Anfang.
Ein Stockwerk tiefer packt Steffen Heß noch den Inhalt seines Zimmers in Kartons. Eine gute Gelegenheit auszumisten, sagt der Bürgermeister. Der Umzug ist aber auch ein Abschied. Viel Lebenszeit habe er hier verbracht, sagt Heß. So ist bei aller Vorfreude auf das neue Büro auch ein bisschen Wehmut dabei.
Dabei ist der Umzug für die Verwaltungsmitarbeiter auf jeden Fall ein Gewinn. Fast alle haben nun ein eigenes Büro. Die Räume sind deutlich größer und heller. Corona-Abstandsregeln lassen sich im Dienstleistungszentrum wesentlich besser einhalten. Sehr eng saß das Personal in den Räumen im alten Rathaus aufeinander.
»Das ist natürlich de luxe hier«
Gestern war alles in Auflösung. Während unten in der Rathausstraße noch gepackt wurde, bezogen in der Kindlerschen Fabrik die Ersten ihre neuen Büros. Nächste Woche soll alles fertig sein.
Ganz glücklich ist Gabriele Senger über ihr neues Zimmer mit Blick Richtung Bahnhofstraße. Künstliches Licht wie in ihrem alten Büro wird sie hier kaum mehr benötigen. Das Eckzimmer ist rundherum mit großzügigen Fenstern versehen. »Ich bin total begeistert«, sagt Senger. Die alten Balken und die alten Fenster geben dem Raum seinen Charme. Zwei alte Nähmaschinen will Senger noch in ihr Zimmer stellen. Das war den Verwaltungsmitarbeitern freigestellt.
Martin Schindler überlegt dagegen, wie er die weißen Wände in seinem neuen Büro schmücken kann. Fast ist ihm das neue Zimmer zu hell. Auch an die automatische Lichtregelung muss er sich erst gewöhnen. Der Hauptamtsleiter ist vor allem von neuen Büromöbeln angetan. Der Schreibtisch ist höhenverstellbar, die Bildschirme lassen sich beliebig anpassen, die Schränke auseinanderziehen. Gemeinsam haben die Verwaltungsmitarbeiter verschiedene Hersteller besucht und das Passende ausgewählt. Die gute Ausstattung des Arbeitsplatzes sei für die Gesundheit und Motivation der Angestellten wichtig, sagt Schindler.
Ein paar Zimmertüren weiter sitzt Verena Billmann und versucht heimisch zu werden. 20 Jahre habe sie auf dem alten Rathaus gearbeitet, sagt sie. "Da kommen einem schon die einen oder anderen Gedanken." Der neue Arbeitsplatz ist toll, keine Frage. »Das ist natürlich de luxe hier«, sagt die Mitarbeiterin des Standesamts. 21 Jahre war sie alt, als sie ihren Dienst im alten Rathaus antrat. Viel Lebenszeit hat sie dort verbracht. "Das war wie eine zweite Heimat." (GEA)