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Das Cyber Valley wächst und wächst

Eine Erfolgsgeschichte: Seit fünf Jahren gibt es den Forschungsschwerpunkt Künstliche Intelligenz in Tübingen und Stuttgart.

Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme
Zwei Roboter spielen im Labor des Max-Planck-Instituts Tischtennis gegeneinander. Foto: Wolfram Scheible/Cyber Valley/dpa/Archivbild
Zwei Roboter spielen im Labor des Max-Planck-Instituts Tischtennis gegeneinander. Foto: Wolfram Scheible/Cyber Valley/dpa/Archivbild

TÜBINGEN. Vor fünf Jahren startete Baden-Württemberg einen Cyber Valley genannten Forschungsverbund für künstliche Intelligenz zwischen Stuttgart und Tübingen. Mit dabei Institutionen mit Rang und Namen – darunter die Max-Planck-Gesellschaft, das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, die Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie Amazon, BMW, Daimler, Porsche, Bosch und ZF Friedrichshafen.

Ziel war es, das Land als Schrittmacher im Bereich des Maschinellen Lernens zu positionieren. »Wir wollen verhindern, dass die zweite Digitale Revolution an Europa vorbeigeht«, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Gründungsveranstaltung. »Das Cyber Valley ist ein Innovationsökosystem mit einer besonderen Strahl- und Sogkraft, das zu einer international anerkannten Adresse geworden ist«, bilanziert Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (beide Grüne) heute.

Doch worum geht es bei der Künstlichen Intelligenz, dem maschinellen Lernen also? Das Ziel der Forscher ist es, vom Vorbild der Natur zu lernen und die Steuer- und Regelungsmechanismen von Wahrnehmung, Handeln und Lernen zu verstehen und sie in künstlichen Systemen nachzubilden. Intelligente Systeme werden praktisch überall eingesetzt – beim autonomen Fahren und der industriellen Produktion, bei Diagnose und Behandlung von Krankheiten, Aufspüren neuer Erkenntnisse aus großen Datenmengen oder bei Aufgaben in Situationen, die für den Menschen selbst zu gefährlich sind, wie etwa Rettungseinsätze.

Master in Maschinellem Lernen

Der Co-Sprecher des Cyber Valley, Philipp Hennig, berichtet, dass an der Graduiertenschule im Cyber Valley mittlerweile 217 Promovierende tätig sind. Als erste deutsche Universität sei in Tübingen zudem zum Wintersemester 2019/20 ein Masterprogramm zu maschinellem Lernen gestartet. »Dort werden Fachkräfte aufgebaut«, sagt Hennig.

Neben der Grundlagenforschung hat das Cyber Valley mit dem Start-Up-Netzwerk auch eine Gemeinschaft von Unternehmensgründern aufgebaut, der schon 37 Start-ups angehören. Laut Bauer geht es jetzt darum, Forschung und Wirtschaft zu vernetzen, damit die Ideen und Forschungen des Netzwerks auch praktisch angewendet werden.

Nach Auskunft Bauers sollen in den nächsten zehn Jahren in den Forschungsverbund mindestens 250 Millionen Euro durch private und öffentliche Mittel fließen. Das grün-schwarze Kabinett hat den Weg freigemacht für den Aufbau des Cyber-Valley-Campus in Tübingen. Der in seinen ersten fünf Jahren des Bestehens enorm gewachsene Innovationscampus soll nach dem Konzept baulich um mehrere Gebäude erweitert werden, für die in den nächsten Jahren bis zu 180 Millionen investiert werden sollen. »Das wachsende Cyber Valley platzt bereits am fünften Geburtstag aus allen Nähten«, sagt Bauer.

Außer im Cyber Valley wird in Baden-Württemberg im Bereich der KI an mehreren Standorten geforscht. Als Beispiele nennt Bauer Konstanz mit der Forschung zum Thema Verhaltensbiologie, Freiburg als Standort in Sachen Mensch-Maschine-Schnittstelle, Karlsruhe mit dem KIT im Bereich Robotics und Heidelberg im Bereich der Medizin. »Baden-Württemberg ist Spitzenstandort für KI, das Cyber Valley fungiert als Leuchtturm für KI«, erklärt Bauer.Erste KI-Erfahrung JugendlicherIm nächsten Jahr ist im Tübinger Technologiepark der Spatenstich für das erste neue Gebäude des Landes Baden-Württemberg. Dort sollen ab Ende 2024 Wissenschaftler einziehen. Außerdem öffnet der »KI-Makerspace« in Tübingen seine Türen (wir berichteten). Dort können Kinder und Jugendliche erste Erfahrung mit der Programmierung und KI sammeln und außerdem eigene Projekte mit Soft- und Hardware verwirklichen.

 (dpa)