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Corona-Test nur mit einem einfachen Wattestäbchen? Tübinger Forscher erzielen Durchbruch

Tübinger Tropenmediziner untersuchen alternative Abstrich-Möglichkeiten für den Corona-Test

Wattestäbchen für Coronatests
Wattestäbchen für Coronatests. Foto: Anspach/dpa
Wattestäbchen für Coronatests.
Foto: Anspach/dpa

TÜBINGEN. Mit einfachen Wattestäbchen und Fluoreszenzfarbstoff kann eine Infektion mit dem Coronavirus zuverlässig diagnostiziert werden. Das haben Forscherinnen und Forscher des Tübinger Tropeninstituts im Rahmen einer Studie gezeigt. Vor allem ärmere Länder können von diesem Ergebnis profitieren, so die Mediziner.

Die Diagnose einer Coronainfektion erfolgt üblicherweise mit einem Rachenabstrich und dem Nachweis genetischen Virusmaterials mithilfe einer hochempfindlichen PCR. Allein in Deutschland wurden bisher mehr als 65 Millionen dieser Tests durchgeführt. Durch die weltweit massive Zunahme an Testungen und gleichzeitigem Produktionsausfall kam es in der Anfangszeit der Pandemie zu einem erheblichen Engpass an Testmaterialien. Betroffen waren dabei insbesondere Labormaterialien und Reagenzien, die dringend für die Corona-Testung benötigt wurden.

Auf der Suche nach alternativen Abstrichmöglichkeiten konnte das Institut für Tropenmedizin des Uniklinikums Tübingen zeigen, dass das auch mit einfacheren Materialien und Verfahren vergleichbar zuverlässig geht.

Machbarkeitsstudie durchgeführt

Um Ersatzmaterialien zu identifizieren, die trotzdem zuverlässig Sars-CoV-2-Infektionen nachweisen können, führte das Institut eine Machbarkeitsstudie durch. Dabei konnte Thaisa Lucas Sandri aus der Forschungsgruppe von Andrea Kreidenweiss in einer vergleichenden Untersuchung zeigen, dass mit einfachen Wattestäbchen aus dem Supermarkt ebenso zuverlässig genetisches Material aus dem Rachenabstrich entnommen und gewonnen werden kann, wie mit den empfohlenen Tupfern. Aufgrund des kürzeren Schafts der Wattestäbchen muss jedoch verstärkt auf den Infektionsschutz geachtet werden.

In einem nächsten Schritt untersuchte das Forschungsteam, inwieweit fertige kommerzielle Laborkits, die in Routinelaboren zum Isolieren des genetischen Virusmaterials eingesetzt werden (die RNA des Coronavirus), durch herkömmliche Laborprotokolle ersetzt werden können. Die altbekannte Methode zur RNA-Gewinnung erwies sich dabei als genauso effektiv wie ein kommerzielles Kit. Zwar können die vielen Einzelschritte und Einzelreagenzien eine Anwendung im Routinelabor erschweren, in Studien zur Sars-CoV-2-Infektion ist dies dennoch eine zuverlässige Alternative.

Fluoreszenzfarbstoffe spielen wichtige Rolle

Letztlich wurde erforscht, ob die PCR zum molekularen Virusnachweis von Sars-CoV-2 vereinfacht werden kann: Zentraler Baustein der herkömmlichen Analyse sind sogenannte fluoreszenzfarbstoffmarkierte »Sonden«. Anstelle dieser Sonden wurde im Rahmen der Studie der Einsatz eines interkalierenden Fluoreszenzfarbstoffes erprobt. Dieses auch als »Schmelzkurvanalyse« bezeichnete Verfahren konnte eine Infektion mit dem Coronavirus mit dem originalen Verfahren vergleichbar zuverlässig erkennen. Damit ist sie nicht nur eine vereinfachte, sondern auch eine kostengünstigere Alternative. Das Forschungsteam prüft nun in weiteren Untersuchungen die Präzision des Verfahrens.

In Europa stehen den medizinischen Einrichtungen mittlerweile wieder genug Materialien zur Infektionsdiagnostik zur Verfügung. Anders sieht es jedoch in ärmeren Ländern und Kontinenten wie Afrika aus. Dort können die hohen Kosten der Abstrichkits und Analyseverfahren dazu führen, dass Corona-Tests häufig nicht durchgeführt werden. (eb)