TÜBINGEN/KUSTERDINGEN. Bald geht nichts mehr: »Die Erddeponie Schinderklinge ist fast vollständig verfüllt«, hat die Landkreisverwaltung die Kreisräte beizeiten wissen lassen und geprüft, ob es eine Möglichkeit der Erweiterung gibt. Der Forst machte klar: Wenn man die Fragen der Ökologie ernst nimmt, ist nur eine Erweiterung nach oben drin. Dafür soll demnächst der Auftrag erteilt werden.
Für 35.000 Kubikmeter ist aktuell noch Platz. Danach wäre Schluss. Mit der Erhöhung steigt die Kapazität hingegen noch mal um 355.000 weitere Kubikmeter. Die Deponie darf um zehn Meter in die Höhe wachsen. Dadurch verlängert sich die Nutzungszeit um vier Jahre bis 2025, hat man im Amt errechnet.
Eine längere Nutzung ist aus ökologischen Gründen sinnvoll. Erstens ist kein Eingriff in die Natur nötig, und es müssen nicht Teile des Waldes weichen. Zum anderen erspart man sich lange Wege zu anderen Deponien. Der größte Nutzer befindet sich gleich nebenan: 98 Prozent der Anlieferungen von Bauschutt und Erde stammen aus dem Tübinger Stadtgebiet.
Schwierig wird die Sache, weil die Behörden sich untereinander abstimmen müssen und es einige Personalwechsel gegeben hat. Außerdem müssen neue Verordnungen und Anpassungen berücksichtigt werden. Die Folge: Die Genehmigung liegt noch nicht vor. Gegenwärtig befinde man sich noch in der Anhörungsphase, heißt es im Landratsamt. Deswegen müsse die Ausschreibung der ersten Bauphase noch etwas warten.
Konkurrenz für die Hohe Mark?
Damit es zu keiner Unterbrechung im Betrieb kommt, will man sofort ausschreiben, sobald die Genehmigung erteilt wird – ohne auf die nächste Kreistagssitzung zu warten. Die Kreisräte werden deswegen jetzt gebeten, vorsorglich schon mal die Ermächtigung dafür zu erteilen. In der ersten Bauphase wird mit Kosten von 690 000 Euro kalkuliert, mit 20 Prozent Reserve wäre man bei 827.000 Euro.
Der Kusterdinger Bürgermeister Jürgen Soltau richtet den Blick schon in die Zukunft. »Das wird mal ein wunderbarer Platz«, sagt der Rathauschef. Wenn die Deponie Mitte des Jahrzehnts den Betrieb einstellt, wird ein Weg angelegt. Spaziergänger sehen vom Aussichtspunkt bis hinüber zum Tübinger Schloss. »Mit jedem Meter Höhe wird der Ausblick schöner«, findet Soltau.
Noch nicht ganz geklärt ist, ob die ehemalige Deponie dann die höchste Erhebung auf den Härten sein wird. Das ist gegenwärtig die Hohe Mark in Wankheim mit 431 Metern. Mit der Schinderklinge erwächst ihr Konkurrenz. Und nach Stilllegung wird noch mal genau nachgemessen. (GEA)