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Aktuell Aktionstag

Begegnungen mit der jüdischen Kultur

Am Sonntag gibt es Friedhofsführungen und ein Konzert in Wankheim und in Hechingen

Ein Archiv aus Stein: der jüdische Friedhof in Hechingen.  Foto: Stadt
Ein Archiv aus Stein: der jüdische Friedhof in Hechingen. Foto: Stadt
Ein Archiv aus Stein: der jüdische Friedhof in Hechingen. Foto: Stadt

KUSTERDINGEN/HECHINGEN. Begegnungen mit dem Judentum ermöglichst der Europäische Tag der jüdischen Kultur, der am Sonntag, 1. September, begangen wird. In der Region gibt es Veranstaltungen in Wankheim und in Hechingen. Den Aktionstag gibt es seit 1999, mittlerweile in rund 30 europäischen Ländern.

In Wankheim gibt es eine Führung auf dem jüdischen Friedhof; Beginn ist um 15 Uhr. Angeboten wird sie von der Geschichtswerkstatt Tübingen und dem Förderverein für jüdische Kultur in Tübingen. Der Friedhof war seit 1774 Begräbnisort der jüdischen Landgemeinde Wankheim und nach deren Auflösung 1882 weiterhin der Friedhof für die jüdische Gemeinde Tübingen. Der Kulturwissenschaftler und Historiker Martin Ulmer wird anhand der Grabsteine und einzelnen Biografien an diese Geschichte der Juden in Wankheim und Tübingen erinnern. Männliche Besucher müssen auf dem Friedhof eine Kopfbedeckung tragen. Der Eintritt ist frei.

Ein Archiv aus Stein ist auch der jüdische Friedhof von Hechingen an der Straße »Am Fichtenwald«. Um 14 Uhr beginnt dort eine Führung mit Jörg Küster. Der Stadtführer Jörg Küster wird über die Geschichte des Friedhofs berichten, der im Jüdischen auch »Haus des Lebens« genannt wurde. Küster erzählt die Sage über die Entstehung des Friedhofs am Galgenrain und auch die wechselvolle Geschichte von der Umzäunung des inmitten der Feldflur gelegenen Platzes.

Besucht werden anschließend die Grabstätten bekannter Hechinger Persönlichkeiten wie die der Industriepioniere Jakob Levi, Carl Loewengard und Hermann Levy. Der Rundgang führt weiter zum Grab des letzten Hechinger Rabbiners Dr. Samuel Mayer und zu den monumentalen Grabmälern der berühmten Hoffaktorin Madame Kaulla und ihres Bruders Jakob Kaulla. Auf dem Friedhof gibt es auch Gräber, die nach dem Zweiten Weltkrieg belegt wurden, so die von Dr. Ernst Rosenfeld, der eineinhalb Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in einem Versteck in Hechingen überlebte, und von Glasermeister Arthur Fauser, der in die Schweiz geflohen war.

Bereits um 11 Uhr beginnt in Hechingen in der Alten Synagoge, Goldschmiedstraße 20, ein Konzert, in dem Jochen Brusch (Violine) und Clemens Müller (Klavier) den Musiker Heinrich Wilhelm Ernst (1814–1865) vorstellen. Ernst war einer der größten Violinvirtuosen aller Zeiten. Sein Ruhm kam zu seinen Lebzeiten dem Paganinis gleich, den er sogar in späteren Jahren in gewisser Hinsicht übertraf. Im Lauf seiner brillanten, aber relativ kurzen Karriere musizierte Ernst mit den Spitzen des damaligen Musiklebens, etwa mit Mendelssohn, Chopin, Liszt, Berlioz, Wagner und Clara Schumann. Aufgeführt werden bekannte Ernst-Kompositionen wie die »Ungarischen Weisen«, das »Rondo Papageno« sowie das legendäre Violinkonzert in fis-Moll. (GEA)