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Auto-Stopp in Tübingen: Palmer will Praxistest

Die zentrale Achse über Neckarbrücke und Mühlstraße in Tübingen soll nur noch für Busse und Fahrradfahrer offen sein. Der Oberbürgermeister verweist auf Klimaschutz

Ein Bus fährt über die Neckarbrücke in Tübingen.
Ein Bus fährt über die Neckarbrücke in Tübingen. Foto: dpa
Ein Bus fährt über die Neckarbrücke in Tübingen.
Foto: dpa

TÜBINGEN. Wird die Mühlstraße in Tübingen für Autos in beide Richtungen gesperrt? Boris Palmer will den Praxistest und das Nadelöhr versuchsweise nur noch für Radler und Busse offenhalten. Die Gemeinderats-Fraktionen fühlen sich übergangen und haben durchgesetzt, dass das Vorhaben am Montag, 2. September, im neuen Klima-Ausschuss besprochen wird.

Der Oberbürgermeister verweist auf das CO2-Problem. Die Unistadt habe die Emissionen seit seinem Amtsantritt 2006 um 30 Prozent gesenkt. Der Erfolg beruhe auf Maßnahmen in den Bereichen Strom und Wärme. Soll Tübingen wie beschlossen bis 2030 klimaneutral werden, müsse zwingend der Autoverkehr verringert werden. »Der Durchgangsverkehr wälzt sich nach wie vor durch das Zentrum«, er soll deswegen auf Umgehungs-Routen gedrängt werden.

Bisher ist die Strecke über die Neckarbrücke und durch die Mühlstraße die zentrale Achse der Innenstadt. Die Ausweichstrecken führen über Lustnau und durch den Schlossbergtunnel über die Weststadt.

Bürgerentscheid gescheitert

Seit 1993 ist die Mühlstraße bergab für Autos gesperrt. Der damalige OB Eugen Schmid – kein Grüner, sondern Mitglied der Freien Wähler – ordnete an, dass die Strecke nach der Sanierung der Brücke nur in eine Richtung für den Individualverkehr geöffnet wird. Ein Bürgerentscheid scheiterte knapp. Die Gegner der Sperrung waren zwar in der Mehrheit (55 Prozent) verfehlten aber die Mindestbeteiligung um 88 Stimmen.

Palmer will eine »echte Verkehrswende« und stellt den Fahrradfahrern Vorteile in Aussicht. Sie sollen die heutige Mittelspur auf der Brücke bekommen. Die Busse fahren wie bisher links und rechts.

Erst kommen Busse und Radler, dann die Autos. In Palmers Begründung liest sich das so: »Zumindest im Stadtzentrum kann dem Autoverkehr nur der Platz zugestanden werden, der nach Befriedigung der Bedürfnisse des klimafreundlichen Verkehrs noch frei ist. Die bis heute geltende Verteilung ist genau umgekehrt: Nach der Befriedigung der Bedürfnisse des Autoverkehrs werden die Restflächen den anderen Verkehrsteilnehmern zugewiesen.« (-jk)

 

6 000 RADLER UND AUTOS

Die vorläufig letzte Erhebung der Verkehrszahlen auf der zentralen Nord-Süd-Achse in Tübingen stammt von Oktober 2018. Demnach waren auf der Neckarbrücke werktags 6 000 Fahrradfahrer unterwegs. Durch die Mühlstraße fuhren im Bus 20 000 Passagiere in jede Richtung. Bergab ist die Straße für Autos gesperrt. Bergauf fuhren 6 000 Autos. (-jk)