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Ansturm auf Kirchentellinsfurter Baggersee - Wer regelt Badebetrieb?

Öffnung des Parkplatzes hat sich bewährt in Kirchentellinsfurt. Viele Besucher bei sommerlichen Temperaturen

Der erste richtige Sommertag lockte viele, die baden und sich sonnen wollten.  FOTO: STRAUB
Der erste richtige Sommertag lockte viele, die baden und sich sonnen wollten. Foto: Andreas Straub
Der erste richtige Sommertag lockte viele, die baden und sich sonnen wollten.
Foto: Andreas Straub

KIRCHENTELLINSFURT. Nach langen Wochen voller Regen und für die Jahreszeit viel zu kalten Temperaturen kehrte am Sonntag der Sommer zurück. Die warmen Temperaturen lockten zahlreiche Besucher an den Kirchentellinsfurter Badesee.

Der Parkplatz ist wieder geöffnet. Am Sonntagnachmittag war er voll belegt mit knapp 200 Autos. Der vor der Brücke stehende Eiswagen machte gute Geschäfte. »Die Situation ist deutlich entspannter als im vergangenen Jahr«, sagte ein Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes, der am Sonntagnachmittag kontrollierte. Einige Wege entlang des Sees waren noch matschig, das tat der Freude und der guten Stimmung der Besucher aber keinen Abbruch.

Rettungsgasse muss frei bleiben

Auf der Illmitzer Straße, die als Rettungsgasse frei bleiben muss, parkte niemand. Vergangenes Jahr hatte die Gemeinde entschieden, den Parkplatz zu schließen, um in Corona-Zeiten nicht unkontrolliert viele Besucher anzulocken – gekommen waren sie trotzdem. Was sich am See zeigte: Die Badegäste halten eigenverantwortlich genug Abstand voneinander. Sei es auf der Liegewiese mit aktuell hochstehendem Gras, an der Grillstelle oder im Wasser.

»Dieser See mitten in der Natur ist einfach wunderschön«, sagte Beatrice Wollweber aus Stuttgart. Sie hatte sich ein Teilauto gemietet, die Luftmatratze eingepackt und war kurz entschlossen nach Kirchentellinsfurt gefahren. »Nach so langer Zeit im Homeoffice und mit den vielen Einschränkungen will man einfach raus«, sagte die 42-Jährige. Ins Ausland zu fliegen traut sie sich noch nicht. Wer wisse schon, wie sich die Zahlen und mögliche Einschränkungen entwickeln. »Da mache ich lieber in der Heimat ein paar Tage Kurzurlaub«, sagte Wollweber.

Ohne Mülleimer und Stege

Eine vierköpfige Familie aus Tübingen kam mit dem Lastenrad. Vorne die beiden Kinder im Wagen, hinten die Pizza drauf. Und wohin mit dem leeren Karton? »Den nehmen wir wieder mit«, versprach der Familienvater. Denn Mülleimer gibt es am Kirchentellinsfurter See derzeit nicht, genauso wenig Toiletten und Stege ins Wasser.

Was wahlweise als verwahrlost oder naturnah betrachtet werden kann, ist ein deutliches Zeichen, dass es nach wie vor keine Einigung zwischen dem Fischereiverein Reutlingen und der Gemeinde Kirchentellinsfurt gibt. Denn die Angler kauften den See vergangenes Jahr überraschend von der Epple Kiesbaggerei GmbH (wir berichteten).

Baden und Surfen ist von Mai bis Ende September unabhängig vom Eigentümer grundsätzlich möglich, weil der Epple-See (anders als der benachbarte Mayer-See) dem Gemeingebrauchsgebot unterliegt. Die rechtliche Situation rund um den See ist kompliziert. Die wichtigste Frage für Gäste ist nach wie vor ungeklärt: Wer organisiert den Badebetrieb?

Bürgermeister sucht den Dialog

»Wir sind im Dialog«, sagt Kirchentellinfurts Bürgermeister Bernd Haug auf Nachfrage. Er setze auf eine Einigung bis zum Ende dieses Jahres – also erst nach dieser Saison. Bisher sei das Chaos ausgeblieben. »Nur an einem Sonntag haben die Leute wie schon im letzten Jahr rücksichtslos auf der Ilmitzer Straße geparkt«, berichtet Haug. Auch wenn der Parkplatz voll sei, gebe kein Bewusstsein, dass es am See zu voll sein könnte. Eine mögliche Entlastung: Dieses Jahr sind die meisten Freibäder wieder offen.

Die Gemeinde hat die planerischen Voraussetzungen für eine Wakeboard-Anlage geschaffen, doch der Fischerverein setzt auf einen »Natursee«.

Einfach pachten und sich um alles kümmern will die Gemeinde nicht. Haug verweist unter anderem auf die hohen Kosten und darauf, dass die meisten Badegäste nicht aus dem Dorf kommen – das war am Sonntag auch an den Autokennzeichen abzulesen. Damit die Angler den See genießen können, wollen sie Natur – und Sauberkeit. Dass sie nach sonnigen und warmen Wochenenden derzeit säckeweise Müll von Badegästen einsammeln müssen, kann ihnen nicht recht sein. Dass die Lage weiterhin unklar ist, baden alle aus. (stb)