OFTERDINGEN. »Wir basteln jetzt Flöße. Die schwimmen bis in die Nordsee«, sagt Ute Heß. Der Journalist schaut etwas skeptisch drein, doch die Kinder sind begeistert. Das zuvor im Bett der Steinlach aufgesammelte Treibholz wird zurechtgesägt und mit Bindfaden zusammengebunden. Unter Anleitung entstehen in mehreren Kleingruppen schwimmfähige Konstruktionen, die danach dem Bach anvertraut werden sollen.
Abenteuerspielplatz Steinlach. Rund 30 Kinder sind an diesem Morgen an der Burghofschule in Ofterdingen aufgebrochen und entdecken nun mit ihren Betreuerinnen die Steinlach. Vor Millionen Jahren befand sich hier ein Jurameer. Die schneckenförmigen Fossilien sind Bewohner von damals, sogenannte Ammoniten. Biologin Sabine Mauersberger von der Familienbildungsstätte in Tübingen (FBS) vermittelt die Fakten kindgerecht, sammelt mit den Kleinen das Baumaterial für die Flöße und zeigt, was man heute so im Bach entdeckt: zum Beispiel einen echten Flusskrebs.
Entspannter Übergang
Mauersberger lenkt den Blick auf Nachhaltigkeit. Vorige Woche haben sie und die Betreuerinnen mit den Kindern Müll eingesammelt. Heute wird gebastelt, weitestgehend mit vorgefundenem Material. Ute Heß vom Freundeskreis der Burghofschule ist sehr angetan von der Kooperation mit der FBS, die man im vergangenen Jahr gestartet und als wichtigen Bestandteil ins Ferienprogramm integriert hat.
Wie anderswo hat man für die Sechs- bis Elfjährigen in Ofterdingen viele Angebote zusammengestellt. Einen Inlinerkurs, einen Besuch im Heimatmuseum, Trampolinspringen, eine Schulhof-Rallye. Irgendwann in den nächsten Tagen wird gebatikt. Das Besondere in Ofterdingen: Neben den Schulkindern sind auch zukünftige Erstklässler dabei. In den Sommerferien werden sie schon spielerisch mit ihren neuen Klassenkameraden und der Schule vertraut. »Der Übergang ist viel entspannter«, sagt Heß, seit 2015 Vorsitzende im Landesverband der Schulfördervereine. Mit dem Wechsel auf die Schule strömt viel Neues auf die Kinder ein. »Wir nehmen ihnen die Angst vor dem Unbekannten«, bestätigt Marion Beck, Erzieherin und für die Kinder im Kindergarten Banweg ein vertrautes Gesicht. Dass sie vieles schon kennen, erleichtert den Start nach den Ferien ungemein.
Erstmals auch im Herbst
Das Angebot gibt’s schon länger, aber langsam spricht es sich herum. »Diesmal wird es richtig gut angenommen«, berichtet Heß. Rund die Hälfte der Teilnehmer sind Kinder, die erst nach den Ferien eingeschult werden. Sabine Mauersberger sieht die Altersmischung aus einem weiteren Grund positiv: Das gemeinsame spielerische Lernen funktioniert gut. »Das ist super Teamwork.«
Elias, Maja, Ludwig und Helena lassen sich von Betreuerin Lisa Gondoli beim Zusammenbinden helfen. Die künftigen Erstklässler sind mit vollem Eifer bei der Sache und viel zu beschäftigt, um sich lange mit einem Erwachsenen abzugeben, der den Block gezückt hat und sie fragt, ob sie sich auf die Schule freuen. Zumal die Gruppe nebendran gerade das erste Schwimm-Objekt zu Wasser lässt. »Juhuu«, lautet die Reaktion der erfolgreichen Floß-Baumeister. Die Reise zur Nordsee hat begonnen.
Ute Heß weiß, dass das Ferienprogramm für Familien eine wichtige Entlastung bringt. Es soll deswegen sukzessive ausgebaut werden. Zum ersten Mal wird es auch im Herbst Betreuung geben. Und im Jahr 2020 will man eine Woche in den Osterferien anbieten. Zusammen mit drei Wochen im Sommer ist man dann bei fünf. (GEA)