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Aktuell Palmsonntag

Lösung in Coronazeiten: Fernseh-Gottesdienst statt Prozession

Ersatz-Lösung wegen des Gottesdienst-Verbots in Kirchentellinsfurt und Kusterdingen

Palmbüschel zum Mitnehmen: Ein Besucher in der katholischen Kirche in Kirchentellinsfurt freut sich über das Angebot. FOTO: MEYE
Palmbüschel zum Mitnehmen: Ein Besucher in der katholischen Kirche in Kirchentellinsfurt freut sich über das Angebot. FOTO: MEYER
Palmbüschel zum Mitnehmen: Ein Besucher in der katholischen Kirche in Kirchentellinsfurt freut sich über das Angebot. FOTO: MEYER

KIRCHENTELLINSFURT/KUSTERDINGEN. Anfang und Ende. Freude und Leid. An keinem anderen Tag im Kirchenjahr liegen diese Gegensätze so nahe beieinander wie am Palmsonntag. Christen gedachten gestern des Einzugs Jesu in Jerusalem. Er kam geritten auf einem Esel und wurde gefeiert wie ein König, von der Menge, die ihm Palmzweige auf den Weg legte. Sein Schicksal war aber schon besiegelt – der Beginn der Karwoche und damit die Tage des Sterbens standen bevor.

Palmen wurden als heilige Bäume verehrt, gelten als Symbol für Heil und Segen. Traditionell bringen Katholiken »Palmwedel« in die Kirche, hierzulande Weidenkätzchen oder, wie in Kirchentellinsfurt und Kusterdingen, Zweige von Thuja-Sträuchern und Buchsbaum, wo sie vom Pfarrer geweiht werden. Nach der Messe am letzten Sonntag der Fastenzeit nehmen die Kirchgänger die Zweige mit nach Hause. Man steckt sie hinter ein Kruzifix, an den Türrahmen, hinter Spiegel oder hängt sie im Garten auf. Das musste in diesem Jahr zwar nicht ausfallen, aber es war anders als sonst.

»Eigentlich wären jetzt beim Familiengottesdienst rund 200 Leute zusammengekommen, hätten ihre Palmwedel zur Weihe mitgebracht. Mit den Erstkommunionkindern hätten wir eine kleine Palmprozession durch den Ort gemacht«, sagt Herbert Enzensberger. »Das ging ja wegen des ausgefallenen Gottesdienstes alles nicht«. Der vormalige stellvertretende Vorsitzende der Kirchengemeinde Christus König des Friedens hatte aber die Idee zu einer Ersatzlösung. Er fertigte über vierzig »Palmbuschen« an und verteilte sie in den beiden Kirchen. Für die dritte Kirchengemeinde in Wannweil reichte sein Material nicht mehr aus. »Buchs zu bekommen ist ja wegen des Befalls mit dem Zünsler gar nicht so einfach; wilde Weidenkätzchen stehen zudem unter Naturschutz«.

Pfarrer Tomas Begovic weihte die zu Handsträußen gebundenen Zweige und legte sie vor die Altäre. Jeder Besucher konnte sich ein Buschen mitnehmen; sie waren dann auch bald buchstäblich vergriffen. Enzensberger folgte dem Vorschlag der Diözese, feierte daheim und stellte ein Licht ins Fenster, um zu zeigen, dass in seinem Haus gerade ein Gottesdienst stattfindet. Allerdings nicht selbst zelebriert: »Ich habe mir im ZDF die Liveübertragung aus Rom angeschaut«. (GEA)