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Aktuell Lebensgeschichte

Vertreibung und Flucht

Maria Blach ist Sudetendeutsche

REUTLINGEN. Flucht ist zurzeit ein großes Thema. Manche Menschen flüchten, um sich vor politischer oder religiöser Verfolgung in Sicherheit zu bringen. Andere werden aus ihrer Heimat vertrieben. Aber auch in früheren Zeiten waren immer wieder Menschen von diesem Schicksal betroffen. Als der Zweite Weltkrieg endete, wurden viele Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben und an andere Orte gebracht. So auch Maria Blach, meine Großmutter. Ich wollte mehr über ihr Schicksal erfahren und habe ihr deshalb eine Fragen zu ihrer Lebensgeschichte gestellt.

Von wo wurdest Du vertrieben?

Maria Blach: Wir wohnten im Sudetenland, das gehörte zur Tschechoslowakei. Es war aber ein deutsches Gebiet mit deutschen Schulen und Behörden.

Warum wurdest Du vertrieben?

Maria Blach: Die Deutschen hatten den Krieg verloren und dann hat es geheißen, die Deutschen müssen alle raus und nach Deutschland zurück.

»Für meine Mutter war es sehr schlimm. Sie war ja allein und wusste nicht, ob unser Vater noch lebte«

Wie wurdet ihr weggebracht?

Maria Blach:Wir haben einen Zeitpunkt genannt bekommen, an dem wir raus mussten. Wir durften nur begrenzt Sachen mitnehmen. Und dann, als es so weit war, wurden wir mit einem Lastwagen zuerst in ein Lager gebracht, in dem noch viele andere waren. Dort waren wir dann ein paar Tage. Dann mussten wir in einen Zug steigen, in Viehwaggons, immer etwa drei Familien zusammen. Dann ist der Zug bis nach Augsburg gefahren. Dort waren wir ein paar Tage wieder in einem Lager, bis wir mit dem Zug weiter nach Dillingen gekommen sind. Da waren wir dann noch etwa drei Wochen in einer Turnhalle, bis man uns Familien zugewiesen hat. Wir kamen zu einer Familie, die noch zwei Zimmer frei hatte. Wir waren zu sechst, also meine Mutter, meine vier Geschwister und ich, in zwei kleinen Zimmern. Einige Zeit später kam dann sogar noch mein Vater aus der Gefangenschaft in Frankreich dazu.

Wie haben die Leute auf die Flüchtlinge reagiert?

Maria Blach: Das war unterschiedlich, manche waren ganz nett zu uns, andere haben uns aber beschimpft und sich über uns beschwert.

Wie hast Du Dich dabei gefühlt?

Maria Blach: Nicht besonders gut… Wir Kinder haben das alles vielleicht nicht so richtig registriert, aber für meine Mutter war es sehr schlimm. Sie war ja am Anfang allein und wusste nicht, ob unser Vater noch lebte. (ZmS)

Susanne Blach, HAP-Grieshaber-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9a