REUTLINGEN. Ich hatte die Chance, mit Rebecca Hummel ein Interview zu führen. Sie ist Vizevorsitzende des SPD-Kreisverbands und hatte sich im September auch als Kandidatin im Bundestagswahlkampf engagiert. Wir fanden sehr schnell ins Gespräch, dabei stellte sich auch heraus, dass sie früher von ihren Vettern ins Stadion zum VfB mitgenommen wurde und seitdem Fan der Stuttgarter ist. Dies erleichterte natürlich den Anfang, und so kamen wir schnell auf ihre Jugend zu sprechen. Schon damals an Politik interessiert, schaute die junge Rebecca mit ihrer Familie nach dem Essen immer die Nachrichten – was sie heute immer noch tut.
Glühende Befürworterin der EU
Nachdem wir uns über den damaligen Gemeinschaftskunde-Unterricht im Vergleich zum heutigen auseinandergesetzt hatten, kamen wir auf ihre Partei, die SPD, zu sprechen. Sie sei der SPD beigetreten, weil sie sich am ehesten mit deren Parteiprogramm identifizieren konnte. Warum? »Weil die SPD einerseits schaut, dass es der Wirtschaft gut geht, anderseits aber auch darauf achtet, dass das, was erwirtschaftet wird, gerecht verteilt wird.« Zwar ist sie auch der Meinung, dass kein Programm hundertprozentig perfekt ist, doch dazu sagt sie: »Das, was noch nicht passt, das muss ich dann eben ändern!«
Ich fragte sie auch, ob es nicht öde sei, den ganzen Tag mit irgendwelchen Abstimmungen zu verbringen oder viele Telefonate führen zu müssen. Doch anscheinend ist das gar nicht der größte Teil ihres politischen Alltags. Viel eher geht es Rebecca Hummel darum, mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Sie sieht ihre Rolle als Politikerin darin, als Ansprechperson zur Verfügung zu stehen. Dabei möchte sie selbst möglichst viel über den Alltag in anderen Berufen erfahren – zum Beispiel bei der Feuerwehr oder der Polizei –, um selber besser Entscheidungen treffen zu können.
Zur EU hat sie einen sehr klaren Standpunkt: »Ich stelle mir gar nicht die Frage, ob es sie in zehn Jahren noch geben wird. Die muss es geben, und wir müssen alles dafür tun.« Rebecca Hummel findet, dass es Aufgabe der Politiker ist, den Bürgern noch klarer zu machen, was die EU für jeden Einzelnen von uns für Vorteile bringt. Ein Beispiel ist die Abschaffung der Roaming-Gebühren im Frühjahr 2017.
Schließlich war das Thema Große Koalition auf dem Tisch: Rebecca Hummel bevorzugt eine Minderheitsregierung, da die SPD ihrer Meinung nach aus den letzten zwei »GroKos« immer als Verlierer hervorgegangen ist. Außerdem würde eine Minderheitsregierung den Bundestag und die Parlamentarier aufwerten, da für jede Entscheidung um die Sache debattiert und dann eine Mehrheit gefunden werden müsse. Persönlich fand ich das Prinzip der Minderheitsregierung interessant, es hat mich aber auch überrascht, wie klar Rebecca Hummel gegen eine große Koalition ist.
Ich finde es beeindruckend, dass sie sich trotz aller Pflichten immer noch Zeit nimmt, abends im Bürgercafé des Münsinger Rathauses – dort arbeitet sie als Inklusions- und Integrationsbeauftragte – mitzuhelfen. Als VfB-Fan freut es mich, dass auch Politiker unsere Freizeit-Interessen teilen. (ZmS)
Maximilian Förstel, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9b