KUSTERDINGEN. Wenn wir alt werden, dann können wir uns manchmal selbst nicht mehr gut versorgen und müssen vielleicht sogar ins Altenpflegeheim. Wir haben Susanne Giepen, die als ehrenamtliche Altenhelferin im Pflegeheim eine Gruppe führt, gefragt, wie das ehrenamtliche Engagement im Pflegeheim so ist, was man da macht und warum sie das macht.
Welche Gründe gibt es, dass Menschen in ein Pflegeheim kommen?
Susanne: Sie sind nicht mehr in der Lage, ihr Leben zuhause eigenständig zu gestalten. Die Familie ist überfordert damit, den Pflegebedürftigen zu versorgen, und sie wird entlastet, wenn er in ein Pflegeheim kommt. Trotzdem leistet die Familie einen enormen Beitrag, indem sie ihn besucht und für ihn da ist.
Wie kam es dazu, dass Du mit Deinem ehrenamtlichen Engagement im Pflegeheim angefangen hast?
Susanne: Als mein Vater starb, war niemand mehr da. Weil sowohl meine Mutter, als auch meine Schwiegereltern schon gestorben sind. Ein Jahr später hatte ich etwas Zeit übrig. Und so kam ich auf die Idee, im Pflegeheim, in dem mein Vater seine letzten drei Jahre verbracht hatte, eine Gruppe zu bilden, in der man vorlesen, gemeinsam singen und die Mitmenschen integrieren und aktivieren kann. Ich vermisse die älteren Menschen und habe es gemocht, mich mit ihnen zu beschäftigen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Außerdem fand ich es schade, dass die älteren Menschen – jeder für sich allein – hinter ihrer eigenen Tür saßen und nichts zusammen gemacht haben.Wie entscheidest Du, welche Lieder Du mit den Bewohnern singst und welche Geschichten Du ihnen vorliest?
Susanne: Ich nehme immer Kurzgeschichten, da sich einige bei einem Roman nicht mehr an die vorherigen Kapitel erinnern können. Die Geschichten und Lieder müssen die Bewohner und auch mich emotional berühren, damit sie »aufwachen« und sich mit Freude an die früheren Zeiten erinnern, sich aber auch über ernstere Themen unterhalten können. Jedoch sind die Reaktionen je nach Bewohner unterschiedlich – jeder von ihnen ist ein Individuum.
Wie sieht es aus beim Thema Tod?
Susanne:Anhand der Geschichten, die ich vorlese, wird viel über dieses Thema geredet und erzählt. Von alleine reden wir eher weniger darüber, aber es gab auch schon eine Ausnahme, in der eine einzelne Bewohnerin von sich aus erzählte, was sie alles schon geregelt hat und wie zufrieden sie damit ist. Wenn jemand stirbt, verändert sich die Gruppenpräsenz, da der einzelne Mensch fehlt und von den anderen vermisst wird. Jede Person hat ihre eigene Rolle in der gesamten Gruppe, wie zum Beispiel das Anstimmen eines besonderen Lieds oder das Vortragen eines Gedichts aus seinen Erinnerungen. Es gehen Personen, aber es kommen auch wieder neue andere.
Wie geht ihr mit dem Thema Krankheiten, insbesondere Demenz um?
Susanne: Manche Bewohner gehen sehr verständnisvoll mit dem geistigen Abbau bei einzelnen Personen um. Wiederum andere sind genervt, weil sie die Geschichten, die Demenzpatienten immer wieder erzählen, schon gefühlte 100 Mal gehört haben und kein Verständnis mehr dafür haben.
Welche Bewohner kommen in Deine Gruppe?
Susanne: Die Bewohner, die Lust haben auf etwas anderes und ein bisschen neugierig sind. Mir ist es wichtig, dass nur Menschen an meiner Gruppe teilnehmen, die sich in ihr wohlfühlen.
Fazit: Das Wichtigste ist, dass unser Zusammensein unser Herz berührt. Danach kann man den Tag, auch wenn man die Gruppe verlassen hat, mit mehr Energie weiterleben. (ZmS) Hanna Haselhoff, Sarah Herrmann und Raymond Schätzle, Firstwald-Gymnasium Kusterdingen, Klasse 9b