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Klaus Kinkel erinnert sich

Einen ganz besonderen Interviewpartner hatten die ZmS-Reporter Larissa und Lukas: Sie durften einem früheren Bundesaußenminister und Vizekanzler Fragen stellen

Klaus Kinkel (FDP), Bundesaußenmininister a.D., im Jahr 2014.  FOTO: DPA
Klaus Kinkel (FDP), Bundesaußenmininister a.D., im Jahr 2014. FOTO: DPA
Klaus Kinkel (FDP), Bundesaußenmininister a.D., im Jahr 2014. FOTO: DPA

REUTLINGEN. Was ist eigentlich mit … Klaus Kinkel? Der mittlerweile 81-jährige frühere Außenminister und Vizekanzler spricht über sein früheres und heutiges Leben und darüber, was sich bis heute alles verändert hat.

Was waren Ihre früheren Aufgaben als Außenminister und Vizekanzler?

Klaus Kinkel: Ich durfte unser Land außen und in der weiten Welt, die 180 Nationen umfasst, vertreten und mich für die deutschen politischen, wirtschaftlichen, Sicherheits- und kulturellen Interessen einsetzen. Es war höchst interessant, aber auch enorm anstrengend. Es war oft erfreulich, manchmal natürlich auch bedrückend, wenn ich die Sorgen und Nöte vor allem der ärmeren Länder erlebt habe und trotz des Reichtums unseres Landes oft nicht helfen konnte. Als Vizekanzler habe ich den Bundeskanzler Kohl vertreten, wenn er zum Beispiel im Urlaub war, bei Kabinettsitzungen und anderen wichtigen Veranstaltungen.

Was hat sich verändert, seit Sie diese Aufgabe nicht mehr machen?

Kinkel: Sehr viel, die ungeheuren körperlichen Belastungen sind weg, vor allem aber auch die große Verantwortung, die man als Regierungsmitglied trägt. Darüber bin ich froh, ich war eigentlich nach dem Ausscheiden aus meinem Amt eher erleichtert.

»Ich gehe mit unserem Hund drei Mal am Tag spazieren«

Was machen Sie heute?

Kinkel: Ich genieße mein Leben, kümmere mich viel stärker als früher um meine Familie, um meine Kinder und meine sechs Enkel, um die ich mich früher zu wenig kümmern konnte, weil ich zu stark in Anspruch genommen wurde. Ich treibe Sport und gehe mit unserem Hund drei Mal am Tag spazieren. Und ich habe noch einige Aufgaben, hauptsächlich im Behinderten-Bereich, und setze mich vor allem für Kinder ein, denen Gewalt angetan wurde oder wird. Meine letzte politische Aktivität war, als ich auf der Beerdigung vom letzten Kronprinzen von Saudi-Arabien war.Was hat Ihnen in Ihrem Amt als Außenminister am meisten Spaß gemacht?

Kinkel: Ich habe mich eigentlich immer am meisten gefreut, wenn ich helfen konnte. Die Zeit als Justizminister war auch sehr interessant, aber am erlebnis-und ereignisreichsten waren die sechseinhalb Jahre im Auswärtigen Amt.

»Versucht die Welt in ihrer Vielfältigkeit zu verstehen«

Was waren negative Erfahrungen in Ihren Jahren als Minister oder was hätten Sie sich besser gewünscht?

Kinkel: Natürlich habe ich mir gewünscht, dass einiges besser gewesen wäre. Aber mir war immer bewusst, dass nichts vollkommen ist und ich war eigentlich mit meinen Aufgaben in der Politik ganz zufrieden.

Welchen Tipp würden Sie heute einem Jugendlichen geben? Wo kann beziehungsweise sollte er oder sie sich heute engagieren, um etwas bewegen zu können?

Kinkel: Allen jungen Menschen würde ich eigentlich gerne zurufen: Bleibt vor allem neugierig. Versucht die Welt in ihrer Vielfältigkeit zu verstehen und versucht euch möglichst gut auszubilden, alles andere kommt dann später von selbst.

Die Möglichkeit, einen so bedeutenden Politiker interviewen zu dürfen, hat man nicht alle Tage. Deswegen sind wir froh, dass Klaus Kinkel sich Zeit genommen hat, um unsere Fragen zu beantworten und uns über einige Dinge aufzuklären. (ZmS)

Larissa Kinkel und Lukas Ziegler, HAP-Grieshaber-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9a