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»En garde« nur mit Schutzkleidung

Die Franzosen haben das Fechten erfunden. Um richtig trainieren zu können, braucht es viel Equipment

Beim Fechten kommt es sehr auf die Haltung an. Ob man einen Treffer gelandet hat, erkennt dann auch die Bahn, auf der man steht.
Beim Fechten kommt es sehr auf die Haltung an. Ob man einen Treffer gelandet hat, erkennt dann auch die Bahn, auf der man steht. FOTO: ZMS
Beim Fechten kommt es sehr auf die Haltung an. Ob man einen Treffer gelandet hat, erkennt dann auch die Bahn, auf der man steht. FOTO: ZMS

REUTLINGEN. Die Briten erfanden den Fußball, die Amerikaner den Football, und was haben die Franzosen erfunden? Den Degen.

Kaum jemand weiß, dass es auch heute noch Menschen gibt, die sich mit Degen duellieren, wie es sonst nur in den Zorro-Filmen stattfindet. Aber ja, es gibt sie.

Und eine Gruppe dieser Menschen bei der TSG Reutlingen versammelt sich jeden Freitag um 15.30 Uhr in der Sporthalle der Erich-Kästner-Schule, um sportlich aufeinander einzustechen.

Viele Klamotten

Damit am Ende des Unterrichts möglichst wenige Krankenwagen alarmiert werden müssen, tragen die Fechter dabei dicke, weiße Schutzkleidung. Die besteht aus Fechtsocken, Fechthose mit Hosenträgern, Unterziehweste – oder alternativ einem Brustpanzer, der zwar besser schützt, aber dafür die Beweglichkeit einschränkt – der Fechtjacke, durch die ein Kabel durchgezogen wird, dem Handschuh und zuletzt der Fechtmaske. Die Kleidung wird am besten auch in dieser Reihenfolge angezogen. Man sieht schon: Anders als bei anderen Sportarten braucht es hier mehr als einen Ball, um loslegen zu können.

Aber es kommt noch mehr: Fechtsportler fechten auf einer Bahn, die es ermöglicht, Treffer anzuzeigen. Je besser die Fechter, umso schneller fällt ein Treffer, weshalb es ohne Bahn unweigerlich zum Streit um die Treffer kommt. Also schließt man ein Ende eines Kabels am Degen an, lässt es dann durch die Jacke laufen, damit es nicht störend um den Fechter flattert, und schließt das andere Ende dann an einer Kabeltrommel an, die das Stromsignal, das im Falle eines Treffers vom Degen ausgesendet wird, dann zum Melder leitet, der den Treffer anzeigt.

Ist alles aufgebaut, geht das Gefecht los. Der Kampfrichter, also der Schiedsrichter beim Fechten, prüft zuerst, ob die Degen manipuliert sind, und beginnt dann das Gefecht mit den französischen Worten: »En garde, prêt, allez!« Auf deutsch heißt das: »Stellung, fertig, los!«

Die richtige Haltung

Die Fechter bewegen sich nicht frei über das Feld, sondern müssen zuerst in die Fechtstellung. Das bedeutet, rechter Fuß nach vorne, linker Fuß so weit dahinter, dass der eigene Fuß in die Lücke passt. Die Spitze des rechten Fußes zeigt nach vorne, die Spitze des linken Fußes nach links. Dann geht man etwas in die Hocke, und schon ist man in der Fechtstellung. Beim Fechtschritt nach vorne geht zuerst der rechte Fuß vor und dann zieht der linke Fuß nach. Beim Schritt rückwärts ist es andersrum: Zuerst geht der linke Fuß nach hinten, dann der rechte.

Zudem gibt es noch den Ausfall. Will man den Gegner treffen, ist der Ausfall das Mittel der Wahl. Dabei streckt sich zuerst der Arm, dann macht man quasi einen Fechtschritt, aber ohne den linken Fuß nachzuziehen, und drückt das vordere Knie so weit nach vorne, bis es auf einer Linie mit der Fußspitze ist. Dabei das hintere Bein gestreckt lassen.

Mit diesen drei Bewegungen und noch einigen mehr versuchen die Fechter einander auszutricksen und als erster fünf Treffer zu landen. Ist der Kampf zu Ende, geben die Fechter sich die Hand, denn Fairness und Höflichkeit sind die wichtigsten Tugenden im Fechtsport. Die Franzosen mögen vielleicht den Degen erfunden haben, aber bis heute sind die Ungarn und die Belgier die Fechtchampions.

Doch auch wenn die Franzosen nicht immer gewinnen, beginnt jedes Gefecht mit den gleichen Worten: »En garde, prêt, allez!« (ZmS)

 

Paul Klockenbrink, Albert-Einstein-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9a

 

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