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Wegen Corona Sorge über Azubi-Plätze im Südwesten

Ein Viertel der Handwerksbetriebe im Südwesten erwägt einer Umfrage zufolge, wegen Corona Azubi-Stellen zu streichen. Politik und Kammern appellieren an Betriebe in Handwerk, Handel und Industrie, das nicht zu tun - und fordern zum Teil Hilfe vom Land.

Ausbildung
Ein Auszubildender im Schreiner-Handwerk arbeitet in einem Ausbildungszentrum mit dem Hobel an seinem Werkstück. Foto: Felix Kästle
Ein Auszubildender im Schreiner-Handwerk arbeitet in einem Ausbildungszentrum mit dem Hobel an seinem Werkstück.
Foto: Felix Kästle

STUTTGART. Die Auswirkungen der Corona-Krise haben manche Handwerksbetriebe im Südwesten laut baden-württembergischem Handwerkstag so stark getroffen, dass sie gezwungen sind, die künftige Zahl ihrer Azubis zu hinterfragen. Der baden-württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ruft seine 26 000 Ausbildungsbetriebe dazu auf, Azubi-Stellen nicht zurückzufahren.

Bei einer aktuellen Umfrage des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) gab rund ein Viertel der Handwerksbetriebe an, weniger Lehrstellen besetzen zu wollen, wie Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold am Montag in Stuttgart sagte. Die Studie wird in der SWR-Sendung »Report Mainz« am Dienstagabend (5. Mai/21.45 Uhr) behandelt. Bei den aktuellen Anmeldungen neuer Ausbildungsstellen sind die Unternehmen laut Reichhold bisher tatsächlich etwas zurückhaltender.

Mit Blick auf das kommende Ausbildungsjahr sei Unterstützung des Landes notwendig, damit genügend Ausbildungsplätze im Handwerk angeboten werden könnten - zumal Betriebe für Auszubildende kein Kurzarbeitergeld erhalten. Vorstellbar wäre Reichhold zufolge ein Ausbildungsbonus für neue oder zusätzliche Ausbildungsstellen. Er hoffe jedoch, dass sich vor September im positiven Sinn noch einiges bewege. »Viele Betriebe dürften die aktuelle Situation auch als Chance sehen, dringend benötigte Nachwuchskräfte gewinnen zu können.«

Auch Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hat das Thema auf dem Tisch. »Wir nehmen den drohenden Rückgang der neuen Ausbildungsverträge im Ausbildungsjahr 2020/21 sehr ernst. Dass die Ausbildungsbetriebe und die Auszubildenden die gegenwärtige Krise möglichst ohne bleibende Schäden überwinden, liegt nicht nur in ihrem Interesse, sondern auch im Interesse des Landes«, sagte sie. Die neu gegründete »Task Force Corona und berufliche Ausbildung« beschäftige sich mit diesen Fragen. Zudem werde geprüft, ob eine zusätzliche Förderung von Ausbildungsbetrieben durch das Land zielführend sei.

Die Opposition fordert zügige Unterstützung. »Andere Bundesländer denken über Hilfen für Ausbildungsbetriebe nach oder haben solche bereits eingeführt. Wir erwarten, dass nun auch in Baden-Württemberg diskutiert und rasch gehandelt wird«, sagte Stefan Fulst-Blei, Fraktionsvize der SPD-Landtagsfraktion. Die grün-schwarze Landesregierung scheine das Problem nicht erkannt zu haben. So müsse geklärt werden, mit welchen Ausbildungszahlen ab Sommer zu rechnen sei. »Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind darauf angewiesen, weiterhin ausbilden zu können und den Fachkräftebedarf zu sichern.«

Nicht nur der Handwerkstag, auch der baden-württembergische Industrie- und Handelskammertag sorgt sich um die künftigen Azubi-Zahlen. »Für die Zeit nach der Krise brauchen die Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte«, sagte BWIHK-Vizepräsidentin Marjoke Breuning. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag habe ein Zehn-Punkte-Programm erarbeitet, damit die Azubis dieses Jahr zu ihrem Abschluss kommen und Schulabgänger im Herbst eine neue Ausbildung beginnen können. Es sehe unter anderem Kurzarbeitergeld für Azubis, die Vermittlung von Azubis aus insolventen Betrieben und einen Ausbau der Beratungsleistungen vor. (dpa)

Umfrage des Zentralverbands des deutschen Handwerks

Zehn-Punkte-Programm der Industrie- und Handelskammer zur Ausbildung