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Beschäftigte von Teigwaren Riesa protestieren vor Alb-Gold in Trochtelfingen

Mitarbeiter von Teigwaren Riesa haben in Trochtelfingen protestiert. Keine Einigung bei Lohnverhandlungen in Sicht.

Seit drei Uhr nachts sind sie auf den Beinen: die 30-Köpfige Delegation aus Riesa in Sachsen vor dem Alb-Gold Werk in Trochtelfingen. Foto: Frank Pieth
Seit drei Uhr nachts sind sie auf den Beinen: die 30-Köpfige Delegation aus Riesa in Sachsen vor dem Alb-Gold Werk in Trochtelfingen.
Foto: Frank Pieth

TROCHTELFINGEN. Es war eine lange Fahrt für die über 30 Beschäftigten der Teigwaren Riesa GmbH aus Sachsen. Über neun Stunden waren sie unterwegs, ihr Ziel: das Alb-Gold-Werk in Trochtelfingen. Gesellschafter von Teigwaren Riesa sind die Brüder Oliver und André Freidler, die mit ihrer Mutter Irmgard Freidler auch Inhaber der Alb-Gold Teigwaren GmbH sind. Deshalb wurden nun in Baden-Württemberg zwei Euro mehr Stundenlohn für Mitarbeiter in Sachsen gefordert.

»Angepasste Löhne 30 Jahre nach der Wende sollten selbstverständlich sein«, sagte Olaf Klenke von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). »Viele Beschäftigte, vor allem Frauen in der Verpackung, verdienen derzeit nur 12,51 Euro pro Stunde.« Da die Forderungen nach mehr Lohn aus Riesa nicht gehört werden würden, müsse man eben vor Ort Präsenz zeigen. »Hier läuft’s gut, wir kriegen viele positive Reaktionen von Kunden und Mitarbeitern bei Alb-Gold«, freut sich Klenke.

Weitere Streikwoche möglich

Seit fast zwei Wochen steht in Riesa schon die Nudelproduktion still. »Am Wochenende haben wir allerdings gearbeitet, man möchte ja auch guten Willen zeigen«, gibt der Gewerkschaftler zu. Sollte jetzt allerdings nichts passieren, werde man die dritte Streikwoche angehen. Darunter leide langsam auch das Sortiment in Baden-Württemberg, da manche Produkte für den schwäbischen Markt in Riesa produziert würden, so Klenke weiter. Sollte eine Einigung weiterhin ausbleiben, könne man auch eine weitere Tour in den Süden starten. Bereits vor über einem Jahr war die gleiche Aktion geplant worden. Die fand allerdings nicht statt, man hatte sich zuvor bei Verhandlungen verständigt.

Eine Einigung liegt heute aber noch in weiter Ferne. Seit vier Verhandlungsrunden rücke die Geschäftsführung der beiden Nudel-Firmen nicht von ihrem Anfangsgebot von 1,20 Euro Stundenlohnerhöhung ab. Im weiteren Verhandlungsverlauf wurde noch eine Sonderprämie von 3 000 Euro in Aussicht gestellt, die allerdings – im Gegensatz zur Lohnerhöhung – nicht auf Sozialleistungen wie Rentenansprüche geltend gemacht werden könne. »Das Angebot war eine Nebelkerze«, so Klenke.

Angebot bereits großzügig genug

In Riesa sehe man sich mit einer »nicht verhandlungsbereiten Gewerkschaft« konfrontiert, wie die Leiterin des Kundenmanagements, Sandra Schneider, im Auftrag der Teigwaren Riesa GmbH auf Anfrage mitteilte. »Das sehr weitgehende Angebot geht deutlich über die aktuell üblichen Tarifabschlüsse hinaus.« Bereits in der ersten Verhandlungsrunde sei eine Tariferhöhung in zwei Stufen von insgesamt 10 Prozent angeboten worden, Laufzeit bis Juni 2023. »Die Gewerkschaft gefährdet mit ihren unrealistischen Forderungen die Zukunft des Unternehmens«, wie der Stellungnahme weiter zu entnehmen ist. Ferner mache man darauf aufmerksam, dass Teigwaren Riesa ein eigenständiges Unternehmen sei. »Tarifverhandlungen werden ausschließlich in Riesa geführt.«

Der Nudelhersteller Teigwaren Riesa war nach der Wende von Alb-Gold aufgekauft worden. Heute arbeiten 150 Menschen in dem Betrieb. (GEA)