KUSTERDINGEN. Die vermisste 70-Jährige aus Kusterdingen ist tot. Diese traurige Nachricht wurde vom Polizeipräsidium Reutlingen am Dienstagabend kurz nach 20 Uhr veröffentlicht. Hinweise auf ein Fremdverschulden liegen demnach nicht vor. Die Frau hatte am Sonntagmorgen ihr Haus verlassen, um im Wald spazieren zu gehen. Am Mittag wurde sie noch bei einer Bäckerei gesehen. Als die Seniorin am Nachmittag aber noch nicht zurückgekehrt war, alarmierten die Angehörigen die Polizei. Kurze Zeit später wurde ihr Auto an einem Wanderparkplatz im Reutlinger Weg gefunden. Für die Rettungskräfte begann kurz darauf ein Großeinsatz.
Der DRK-Ortsverein Kusterdingen-Kirchentellinsfurt richtete am neuen Feuerwehrhaus in Kusterdingen die Einsatzleitung ein, dort wurden die eingesetzten Suchmannschaften durch die Rotkreuzler auch mit Essen und Trinken versorgt. Bei den heißen Temperaturen war die Suche auch körperlich anstrengend, zumal sich die Rettungshundeführer mit ihren Vierbeinern querfeldein durch die Waldgebiete bewegen mussten, um ihre Suchgebiete zu erreichen und diese abzusuchen. Im Einsatz waren zahlreiche Rettungshundestaffeln des Deutschen Roten Kreuzes, des Malteser Hilfsdienstes, des Arbeiter-Samariter-Bundes und des Bundesverbands der Rettungshunde.
»In der Urlaubszeit war es nicht so einfach, genügend Hundeführer und Flächensuchhunde zu mobilisieren«, erklärte Raphala Schuh, Fachberaterin für Rettungshunde beim DRK-Kreisverband Tübingen. Doch Einsatzleiterin Sandra Braun, Bereitschaftsleiterin beim DRK-Ortsverein, reagierte: auch etwas entferntere Staffeln wurden alarmiert, die Suchgebiete an die Anzahl der jeweilig verfügbaren Rettungshunde angepasst. Hilfe kam unter anderem aus Reutlingen, Esslingen, Filderstadt und Freudenstadt. Für einige Staffeln war es zugleich nicht der einzige Einsatz: so waren die Mantrailer der DRK-Rettungshundestaffel Reutlingen zugleich im Landkreis Biberach in einem Sucheinsatz gefordert.
Drohnen und Suchhunde ergänzen sich
In der Nacht von Sonntag auf Montag waren rund 60 Einsatzkräfte vor Ort. Die weitläufigen Wiesen- und Ackerflächen wurden mithilfe von Drohnen überflogen und abgesucht. Die Waldgebiete wurden dagegen von den Rettungshundestaffeln abgesucht. Neben der örtlichen Drohenstaffel des DRK-Ortsvereins kamen auch Drohneneinheiten aus Esslingen und Tübingen zum Einsatz, auch ein Polizeihubschrauber wurde eingesetzt. Um in dem abschüssigen Waldgebiet in Richtung der Unistadt schnell helfen zu können, war auch die Bergwacht Pfullingen vor Ort. »Dieses Miteinander aller Hilfsorganisationen bringt den Sucherfolg«, betonte DRK-Fachberaterin Schuh.
Am Montag wurde die Suche zunächst unterbrochen - am Dienstagvormittag wurde diese dann umso intensiver fortgesetzt. 80 Einsatzkräfte und 30 Flächensuchhunde wurden mobilisiert, die von der Einsatzleitung am Feuerwehrhaus koordiniert wurden. »Die Feuerwehr stellte uns Strom und sanitäre Anlagen zur Verfügung«, erklärte Einsatzleiterin Braun. Am Meldekopf am Kreisverkehr trafen die einzelnen Sucheinheiten ein, deren Führungskräfte anschließend von der Einsatzleitung gebrieft wurden. Suchgebiete wurden eingeteilt, dann ging es für die einzelnen Rettungshundestaffeln auch gleich ins Gelände.
Hilfe in Krisen
Suchen Sie selbst nach Hilfe und Unterstützung in einer Krisensituation? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Anonym können Sie sich auch an die Krisenberatungsstellen des Arbeitskreis Leben (AKL) Reutlingen/Tübingen wenden.
Telefon: 0712119298 oder 0707119298
Die Helfer sind dabei allesamt ehrenamtlich im Einsatz - und das mit großem Engagement. »Wir suchen immer, solange es geht«, betont Raphaela Schuh. »So etwas ist immer auch sehr belastend.« Doch der Wille, die möglicherweise hilflose Person zu finden oder - wie im Kusterdinger Fall - den Angehörigen wenigstens Gewissheit zu verschaffen, motiviert die Helfer, an ihre Grenzen zu gehen. Noch um 17 Uhr trafen weitere Einheiten der Malteser in Kusterdingen ein. Gegen 19 Uhr folgte dann die traurige Gewissheit: Die gesuchte 70-Jährige wurde von den Rettungshunden tot aufgefunden. (GEA)



