REUTLINGEN/STUTTGART/ESSLINGEN. Im Rahmen einer breit aufgestellten, internationalen Kooperation mit zahlreichen Sicherheitsbehörden ist am 26. Januar 2023 ein weltweit agierendes Netzwerk von Cyberkriminellen zerschlagen worden. Hierbei waren die US-amerikanische Justiz sowie die Staatsanwaltschaft Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Reutlingen federführend.
Die Webauftritte der unter dem Namen »HIVE« im Darknet operierenden Tätergruppierung, deren IT-Struktur ausschließlich der Begehung schwerster Cyberangriffe und der anschließenden Erpressung der jeweils betroffenen Unternehmen/Behörden oder sonstigen Institutionen diente, wurden gesperrt und mit einem entsprechenden Hinweis auf die Beschlagnahme versehen (siehe Anlage).
Eine Vielzahl von Servern wurde beschlagnahmt, Daten und Accounts des Netzwerks und seiner Nutzer gesichert.
Wie schon im Dezember 2020, als im Rahmen der »Operation Nova« ein unter dem Namen »Safe-Inet« firmierendes Netzwerk von Cyberkriminellen zerschlagen worden war, waren der jetzigen »Operation Dawnbreaker« langwierige und umfangreiche Ermittlungen vorausgegangen, die ihren Ursprung in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Stuttgart - Schwerpunktabteilung für Cybercrime - und des Polizeipräsidiums Reutlingen genommen hatten.
Weltweit mehr als 1.500 Cyberangriffe
Den Cyberspezialisten der Kriminalpolizeidirektion Esslingen war es im Rahmen von Ermittlungen zu einem Cyberangriff zum Nachteil eines im Landkreis Esslingen ansässigen Unternehmens im Laufe des vergangenen Jahres gelungen, in die kriminelle IT-Infrastruktur der Täter einzudringen, die Spur zu dem bis dahin nicht bekannten, weltweit agierenden Netzwerk »HIVE« zurückzuverfolgen und den internationalen Partnern den entscheidenden Hinweis zu geben.
In enger Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Justiz, dem Secret Service, dem FBI, Europol, dem Bundeskriminalamt Wiesbaden und den Sicherheitsbehörden weiterer Staaten konnten der Gruppierung zwischenzeitlich weltweit über 1.500 schwere Cyberangriffe zum Nachteil von Unternehmen zugeordnet werden - über 70 davon allein in der Bundesrepublik Deutschland, drei davon in Baden-Württemberg.
Die Ermittlungen waren nur möglich, da die Unternehmen der Erpressung nicht nachgaben, sondern gegenüber den Ermittlungsbehörden Strafanzeige erstatteten.
Der Kriminalpolizeidirektion Esslingen oblagen hierbei unter anderem die zentralen Ermittlungen für alle im Bundesgebiet registrierten Fälle und eine Vielzahl von verdeckten Ermittlungen im In- und Ausland.
»Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass eine intensive und von gegenseitigem Vertrauen geprägte Zusammenarbeit über Landesgrenzen und Kontinente hinweg der Schlüssel zur schlagkräftigen Bekämpfung der schweren Cyberkriminalität ist«, sagte Polizeipräsident Vogel in Reutlingen.
Schaden geht in die Milliarden
Der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Joachim Dittrich hob hervor, dass der durch die planvoll agierende Tätergruppierung verursachte Schaden bei den betroffenen Unternehmen und öffentlichen Institutionen schätzungsweise in die Milliarden geht und die Zahl schwerer Cyberstraftaten zunimmt. »Umso wichtiger ist es, dass die Ermittlungsbehörden sich weiter vernetzen, flexibel agieren und technisch auf dem aktuellen Stand halten. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Kriminalpolizeidirektion Esslingen haben in den vergangenen Jahren viel technische und ermittlungstaktische Expertise im Cyberbereich erworben. Damit signalisieren wir Cyberkriminellen, dass ein hohes Entdeckungs- und Verfolgungsrisiko besteht«, so Dittrich. (pm/pol)