REUTLINGEN. Das Konzept der konsequenten Trennung der verschiedenen Fangruppen ist aufgegangen. Abgesehen von kleineren Vorfällen konnten die befürchteten Ausschreitungen verhindert werden.
Aufgrund des bekannten, rivalisierenden Verhältnisses mancher Fangruppen und der Erfahrungen aus vergangenen Begegnungen wurde das Spiel als sogenanntes High-Risk-Spiel eingestuft. Reutlinger Fangruppen wurden durch Anhänger des FC St. Gallen unterstützt, die Stuttgarter Fans wurden von befreundeten Fangruppen aus Regensburg und Linz verstärkt. Unter den Fans beider Mannschaften befanden sich insgesamt rund 225 Personen, die nach polizeilichen Erkenntnissen als problematisch oder gewaltbereit gelten. Um mögliche Auseinandersetzungen zwischen diesen Personengruppen vorzubeugen und bereits im Ansatz zu verhindern, legte die Polizei größten Wert auf die Trennung der unterschiedlichen Fanlager und war mit insgesamt rund 250 Kräften im Einsatz. In den Einsatz waren neben eigenen Kräften des Polizeipräsidiums Reutlingen auch zahlreiche Beamtinnen und Beamte des Polizeipräsidiums Stuttgart sowie des Polizeipräsidiums Einsatz, darunter auch Polizeireiter eingebunden.
Im Vorfeld der Spielbegegnung kam es in der Nacht zum Samstag zu einem Hausfriedensbruch, bei dem im Gästeblock des Kreuzeichestadions durch zwei bislang unbekannte Täter Gülle verteilt wurde. Die Verunreinigung konnte bis zur Eröffnung des Stadions beseitigt werden.
Die Anreise der Fans verlief weitgehend störungsfrei. Etwa 270 mit dem Zug um 13.17 Uhr ankommende Stuttgarter Fans wurden mit bereitgestellten Bussen der RSV unter polizeilicher Begleitung zum Stadion gebracht. Dort wurden auf dem Fußweg zum Gästeblock mehrere pyrotechnische Gegenstände gezündet. Die übrigen Anhänger der Stuttgarter reisten mit Kleinbussen oder Pkw direkt zum Stadion an. Kurz vor Stadioneinlass wurden aus der Verkaufsstelle vor dem Gästeblock knapp 80 Eintrittskarten durch bislang unbekannte Täter gestohlen. Der Fanmarsch der Reutlinger, die von St. Gallener Fans unterstützt wurden, vom Tübinger Tor zum Stadion verlief in Begleitung der Polizei friedlich. Die Anreise wurde durch einen Vorfall am Bahnhof, bei dem zwei Polizeibeamte verletzt wurden, überschattet. Gegen 13.30 Uhr kam es zu Provokationen durch einen 33-Jährigen Lichtensteiner, worauf die Einsatzkräfte einen Platzverweis erteilten. Der 33-Jährige weigerte sich der Anordnung nachzukommen, weshalb die Maßnahme mittels Zwang durchgesetzt werden musste. Im anschließenden Gerangel, bei dem der Angreifer einem Beamten auch den Teleskopschlagstock entreißen konnte, wurden zwei Polizisten am Finger verletzt, einer davon so schwer, dass er seinen Dienst nicht weiter fortsetzen konnte. Entsprechende Ermittlungsverfahren u.a. wegen Widerstands und Diebstahls wurden gegen den Tatverdächtigen eingeleitet.
Während des Spiels kam es im Stadion zu keinen weiteren nennenswerten Vorkommnissen. Außerhalb des Stadions musste ein 29-Jähriger in Gewahrsam genommen werden, nachdem er die Einsatzkräfte videografierte und die Einsatzmaßnahmen störte. Die Ermittlungen hierzu dauern noch an.
Bei der Abreise der Zuschauer mussten die Einsatzkräfte einschreiten, nachdem mehrere Personen der Reutlinger Fanszene am Verkehrsübungsplatz versuchten, die abfahrenden Busse der Anhänger der Gästemannschaft zu stürmen. Eine drohende Auseinandersetzung konnte so verhindert werden. In zwei Bussen wurde durch bislang unbekannte Täter je eine Glasscheibe von innen zerstört. Entsprechende Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung wurden eingeleitet. Gegen kurz nach 18.30 Uhr wurden Einsatzkräfte durch einen Anhänger der Reutlinger Fanszene beleidigt, wobei auch gegen ein Einsatzfahrzeug getreten wurde. Der Tatverdächtige wurde vor Ort vorläufig festgenommen, ihn erwarten entsprechende Strafanzeigen wegen Beleidigung und Sachbeschädigung. Gegen 19.00 Uhr beschädigte zudem eine Gruppe der Reutlinger Fanszene auf dem Weg vom Stadion in die Innenstadt mehrere Wahlplakate im Bereich der Bellinostraße. Die Ermittlungen hierzu dauern an.
Ein Wasserwerfer, der nach Spielende bei Abreise der Fans vorsorglich im Bereich des Stadions bereitstand, musste nicht eingesetzt werden. (pol)