ARNSTEIN-SACHSERHOF. Seien wir mal ehrlich: Kommt es zum Thema Putzen, haben die Wenigsten Lust, sich Wischmopp und Staubsauger zu schnappen und ordentlich die Wohnung aufzuräumen. Umso mehr gilt das für einen großen, zeitlich aufwendigen Frühjahrsputz. Kann man die Zeit nicht besser nutzen - und etwa das erste Eis des Jahres essen gehen?
Auf der anderen Seite: Ab und an fühlt es sich richtig gut an, auch die versteckten Ecken in Haus oder Wohnung in Angriff zu nehmen. Und hinter dem Frühjahrsputz steckt noch ein bisschen mehr, wie Haushaltscoachin Yvonne Winbeck erklärt.
»Beim Frühjahrsputz ist das Bedürfnis da, das man quasi wieder Ordnung schafft. Das ist ein Symbol für den Neubeginn«, sagt sie.
Die Idee dahinter: Man bringt einfach das Trübe und Schwere vom Winter raus. »Schönes Wetter, die Sonne scheint, der Frühling ist nah - das alles bringt wieder neue Energie und Zuversicht, aber vor allem auch Leichtigkeit ins Haus.«
Und praktische Tipps hat die Aufräumexpertin auch. Im Interview erklärt sie, worauf es beim Frühjahrsputz ankommt und wie man sich am besten darauf vorbereitet.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen Frühjahrsputz?
Yvonne Winbeck: Es kommt immer drauf an, wen sie fragen: Es ist immer dann richtig, wenn es sich für einen selber auch richtig anfühlt, also wenn man wirklich dieses Bedürfnis hat. Häufig sagt man auch, wenn die Temperaturen draußen wärmer werden. Zusammen mit Tageslicht kann man beispielsweise die Fenster besser putzen. Für mich persönlich: Zwischen Fasching und Ostern. Dann kann man das schon langsam anpeilen.
Wichtig ist vor allem eines: Stress ist dabei fehl am Platz! Hat man den Kopf nicht frei und ist beim Putzen noch unter Zeitdruck, fehlt es einem erst recht an Motivation.
Man sollte einen Tag wählen, der einem gut passt. Ohne Termine, ohne Verpflichtungen. Dazu würde ich mir auch meine Lieblingsmusik anmachen. Irgendwas Flottes, wo man sich gern dazu bewegt.
Mein Geheimtipp: Einen Timer stellen! Zehn Minuten mal machen und schauen, wie weit man kommt. Sie glauben gar nicht, was sie innerhalb dieser Zeit alles schaffen können. Dann kann man auch im weiteren Verlauf immer wieder mal weitere Mini-Etappen machen.
Ich putze bereits regelmäßig. Warum dann noch der Frühjahrsputz?
Winbeck: Das unterschätzen die meisten: Das ist eigentlich die Gelegenheit, um wirklich mal auszusortieren, auszumisten, wieder irgendwo neu zu starten. Es hat ja was von einem Ritual, wenn man es im Frühjahr immer wieder macht. Das gibt einem auch ein gutes Gefühl, wenn man sieht: »Hey, wow - ich hab's ja eigentlich echt schön daheim«, und alles glänzt plötzlich wieder.
Grundsätzlich sollte man mit System ans Putzen ran. Genauso wie im Job hat man dann einen roten Faden und Struktur dabei. Dann vergisst man auch nichts und spart Zeit, statt kreuz und quer etwas zu machen. Aber auch hier gilt: Jeder Mensch tickt anders.
Ein weiterer Tipp: Sich das Arbeiten so leicht zu machen wie möglich. Fängt man von oben an und arbeitet sich nach unten, spart man sich doppelte Arbeit, da der Schmutz ebenso von oben nach unten fällt.
Sind Lifehacks wie Natron und Backpulver das Nonplusultra?
Winbeck: Es gibt so viele Tipps, wie man richtig Arbeit sparen kann. Natürlich gibt es die klassischen Empfehlungen. Beispielsweise, dass man natürliche Hausmittel wie Backpulver und Natron verwenden sollte. Dadurch verbraucht man weniger Chemie und es spart natürlich Geld.
Was ich persönlich wichtig finde, ist, dass ich Ordnung reinbringen muss. Diese Ordnung ist das A und O. Ich stelle häufiger fest, dass viele Menschen bestimme Dinge doppelt und dreifach im Haus gelagert haben. Warum hat man nicht eine zentrale Stelle im Haus? Was am meisten Zeit braucht und immer nervt, ist das Suchen im Haushalt. Ohne Ordnung geht gar nichts.
Es ist zwar kein Lifehack, aber dennoch für mich immens wichtig: Warum macht man es nicht gemeinsam, wenn es geht? Mit den Partnern oder den Kindern zusammen beispielsweise. Wenn jeder im Haushalt mit anpackt, geht es so viel schneller. Am Ende kann man sich selbst oder die Kinder belohnen und kann sagen: Wir haben das heute gemeinsam geschafft! Das ist fast wichtiger, als zu sagen, dass Backpulver ein gutes Hausmittel ist.
Der Anfang ist immer am schwersten - vor allem, wenn auch viel anstehen sollte. Aber letztlich ist die Belohnung am Ende, wenn alles einfach blitzeblank ist und die Wohnung wieder frisch durftet, die beste Motivation, um mit dem Putzen anzufangen. (dpa)