REUTLINGEN. An den Finanzmärkten war eine rasante Rekordjagd bei den Preisen für Edelmetallen zuletzt das alles beherrschende Thema. Generell befanden sich die Preise für Edelmetalle seit Anfang September im Höhenflug. Zuletzt zeigte die Preiskurve von Gold aber wieder nach unten. Und viele Anleger treibt die Frage um: Lohnt es sich, jetzt noch einzusteigen?
Gold
Wenn Anleger auf der Suche nach sicheren Anlagehäfen sind, steht Gold ganz oben auf den Kaufzetteln. Getrieben wird die Nachfrage in erster Linie durch große Einkäufe der Notenbanken – vor allem aus China. Aber auch die Unsicherheit vieler Anleger wegen des eskalierenden Zollstreits zwischen den USA und China und geopolitischer Risiken auch durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine treibt den Preis in die Höhe. Zuletzt sind zudem noch Sorgen um einige Regionalbanken in den USA am Markt aufgetaucht und stützen die Nachfrage. Die Rekordjagd hat den Preis zeitweise bis auf über 3.760 Euro je Feinunze (etwa 31,1 Gramm) getrieben.
Hinzu kommen die Aussicht auf weiter sinkende Zinsen in den USA. Erst Ende Oktober hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Er bewegt sich nun in einer Spanne von 3,75 bis 4,0 Prozent. Da Gold keine Marktzinsen abwirft, verstärken sinkende Zinsen in der größten Volkswirtschaft die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall, zumal auch der fallende Kurs des US-Dollar Gold für viele Anleger außerhalb des Dollarraums attraktiver macht.
Die Talfahrt des Goldpreises Ende Oktober hat vorerst wieder gestoppt. Die Notierung erholte sich mit der Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA und schaffte den Sprung über die Marke von 3.400 Euro je Feinunze (etwa 31,1 Gramm). Gestern Nachmittag wurde das Edelmetall laut dem Gold-Vergleichsportal gold.de für 3.468 Euro gehandelt und damit fast 90 Euro höher als am 29. Oktober. Seit dem Höchststand am 21. Oktober stand der Goldpreis unter Druck, unter anderem weil Anleger Gewinne mitgenommen haben. Bis zum 29. Oktober fiel er um gut 10 Prozent, bevor er sich bis gestern um 2,5 Prozent erholte. Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis immerhin um 38 Prozent zugelegt.
Silber
Ähnlich wie der Goldpreis hat auch die Notierung für Silber in diesem Jahr stark zugelegt. Während der Goldpreis aber über einen langen Zeitraum vergleichsweise langsam gestiegen ist, zeigen sich bei den Notierungen von Silber in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach extrem starke Preissprünge. Nach einem schnellen Anstieg folgte schnell eine rasante Talfahrt. So war der Silberpreis beispielsweise 1980 ähnlich stark nach oben geschossen wie in den vergangenen Wochen. Damals hatte eine Spekulationsblase die Notierung für eine Silber-Unze bereits über die Marke von 50 US-Dollar getrieben. Erst mit dem jüngsten Höhenflug konnte die damalige Rekordmarke geknackt werden, als der Silberpreis am 17. Oktober bis über 54 Dollar (46 Euro) je Feinunze stieg. Bis zum 29. Oktober brach der Silberpreis jedoch wieder auf 40 Euro ein, bevor er sich bis gestern auf knapp 42 Euro erholt hat. Seit Jahresbeginn ist der Silberpreis um 48,7 Prozent gestiegen.
Silber kommt auch in der Industrie zur Anwendung, weil es unter anderem eine gute elektrische Leitfähigkeit besitzt. »Silber profitiert von seiner Sonderstellung als Edelmetall und Industriemetall«, heißt es in einer Analyse der DWS. Die Experten der Fondsgesellschaft erkennen eine Knappheit beim Angebot an Silber bei Anwendungen unter anderem in der Photovoltaik oder bei Windkraftanlagen. Nach Einschätzung der DWS-Experten verstärken auch Privatanleger den Trend: »Die Nachfrage nach physischem Silber steigt; einige Prägestätten melden Rekordverkäufe«, heißt es in der Analyse.
Platin
Auch Platin hat sich 2025 deutlich verteuert. Kostete eine Feinunze zu Jahresbeginn noch kanpp 870 Euro, notierte das Edelmetall gestern Nachmittag bei 1.354 Euro – ein Zuwachs von 55,6 Prozent. Seit dem Jahreshöchstwert von 1.470 Euro, hat Platin allerdings wieder 8 Prozent an Wert verloren.
Palladium
Palladium gehört ebenfalls in die Gruppe der Platinmetalle. Der silberweiße Stoff wird von der Automobilindustrie für die Produktion von Drei-Wege-Katalysatoren verwendet. Auch die chemische Industrie nutzt das Edelmetall als Katalysator für verschiedene Reaktionen. Außerdem kommt es in Brennstoffzellen zur Anwendung. Zu Jahresbeginn kostete eine Feinunze noch 876 Euro. Gestern Nachmittag lag der Preis bei 1.242 Euro – ein Zuwachs von knapp 42 Prozent. Seit dem Jahreshöchstwert von 1.393 Euro am 17. Oktober hat Palladium jedoch wieder knapp 11 Prozent an Wert verloren.
Lohnt es sich, jetzt noch in den Handel einzusteigen? Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank beobachtet, dass »Preisrückgänge von den Marktteilnehmern als Kaufgelegenheit erachtet werden«. Daher sei mit neuen Rekordwerten zu rechnen. Allerdings machte Experte Fritsch auch deutlich, dass mit einer Fortsetzung des Höhenflugs auch das Risiko eines stärkeren Rücksetzers zunehme.
Allerdings dürfte sich an den Gründen für den Höhenflug der Preise vorerst nicht viel ändern. »Zinssenkungserwartungen, politische Unsicherheit in den USA und anhaltende geopolitische Spannungen sprechen dafür, dass der Aufwärtstrend vorerst intakt bleibt«, sagte Edelmetallhändler Alexander Zumpfe von Heraeus. Seiner Einschätzung nach dürfte nicht zuletzt Gold »der bevorzugte Zufluchtsort bleiben – mit weiterem Potenzial nach oben«. (GEA/dpa)

