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Aktuell Tübingen

Von Hass, Hetze und der richtigen Haltung

Bei ihrer Lesung am Montagabend im Sparkassen Carée Tübingen sprach Dunja Hayali über das aktuelle Gesellschaftklima, über Political Correctness und die Notwendigkeit eines offenen Dialogs

Dunja Hayali im Spakassen Carre in Tübingen mit dem Programm »Haymatland«
Dunja Hayali im Spakassen Carée in Tübingen mit dem Programm »Haymatland« Foto: Frank Pieth
Dunja Hayali im Spakassen Carée in Tübingen mit dem Programm »Haymatland«
Foto: Frank Pieth

TÜBINGEN. Das Sparkassen-Carée ist am Montagabend voller Menschen. Sie alle warten auf die in Schwarz gekleidete, sportliche Frau mit der frechen Frisur, die in dem Moment die Bühne betritt. Kurz richtet sie den Tisch vor sich her, dann sprudeln die ersten Scherze hervor. Das Publikum lacht.

Die Frau auf der Bühne ist Dunja Hayali, ZDF-Moderatorin und Journalistin. Hayali ist eine lustige Frau, eine, die klare Töne anschlägt, die sagt, was sie denkt und Rückgrat beweist. Ihre Eltern kommen aus dem Irak, Hayali wurde in Deutschland geboren. An diesem Abend präsentiert sie den Tübingern ihr Buch »Haymatland«. Haymatland: Das ist dabei eine Mischung aus »Heimat«, »Hayali« und »Deutschland«. »Nicht, dass noch einer sagt, ich könne das deutsche Wort nicht schreiben«. Wieder ein Lacher.

In Haymatland geht es um aktuelle Gesellschaftsprobleme: Wie wollen wir miteinander umgehen? Warum existiert eine Hasskultur? Weshalb sprechen Menschen unterschiedlicher Meinungen nicht miteinander? Und wie gehen wir mit Rassismus um?

Rassismus, das war dabei für Hayali persönlich eigentlich lange kein Thema: Angefeindet, erzählt die Journalistin, wurde sie in ihrem Leben zunächst nicht. Als sie dann jedoch das Morgenmagazin im ZDF moderierte, begann eine regelrechte Beschimpfungstirade: »Hexe Hayali«, »Du Rindvieh«, auch »Dschihadistin« nannte man sie. Dass Hayali eigentlich Christin ist, störte den Absender eher nicht. Noch heute erreichen die Moderatorin solche wüsten Beschimpfungen täglich. Cool damit umgehen? Nach einiger Zeit geht das dann auch für Hayali nicht mehr. Und sie beginnt den Absendern der Nachrichten zurückzuschreiben. Tag für Tag.

Zusammen mit der Vorbereitung auf eine Rede zum Thema »Heimat« war die Erfahrung, beschimpft und bedroht zu werden, mit ein Grund dafür, sich einmal von der Seele zu schreiben, was ihr so im Kopf herumschwirrt. Hayali möchte mit ihrem Buch die Menschen aufwecken, auf gesellschaftliche Probleme hinweisen und ihnen Mut machen, Haltung zu zeigen. Wie wichtig es ist, für seine Ideale einzustehen, das betont Hayali immer wieder bei ihrer Lesung in Tübingen. Die geht dann ganze vier Stunden lang. Denn wenn Hayali über Haltung spricht, spricht sie über den Heimatbegriff, über Political Correctness, Zivilcourage und Dialog mit extremistischen Rändern. Diese, so Hayali, gäbe es übrigens links wie rechts.

 

Was genau Hayali zu einzelnen Themen ausführte, ist dabei in unserer Mittwochausgabe auf Seite sechs zu lesen. Bis dahin: Auch in kleinen Alltagsdingen könne man Haltung zeigen, so Hayali. Zivilcourage fängt im Kleinen an.