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Morddrohungen: Zivilcourage beginnt im Netz

Aus Hass im Netz kann auch Hass in der realen Welt werden. Das hat nicht erst der Mord am Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke gezeigt. Deshalb ist es wichtig, dass bereits den Anfängen im Internet energisch entgegengetreten wird.

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Die Facebook-App auf einem Smartphone. Foto: Fabian Sommer
Die Facebook-App auf einem Smartphone.
Foto: Fabian Sommer

Ob Journalisten wie Dunja Hayali, Politiker wie die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker oder einfach nur engagierte Menschen, die zu ihrer Meinung stehen, sie alle sind Projektionsfläche vornehmlich für Hass von rechts. Morddrohungen oder Beleidigungen werden in der vermeintlichen Anonymität des Netzes teils sogar mit Klarnamen ausgestoßen. Und es wird zu Taten angestachelt, die nicht nur im virtuellen Raum bleiben. Zu verfolgen ist die Online-Hetze aber schwer. Ist den Tätern nicht klar nachzuweisen, dass tatsächlich sie die Nachricht geschrieben haben, bleiben sie oft straffrei. Es gibt kaum rechtliche Handhabe. Das muss sich ändern. Die Gesetze müssen so angepasst werden, dass derjenige, von dessen Computer eine Hassnachricht gesendet wurde, auch dafür geradestehen muss.

Dass der ehemalige CDU-Generalsekretär Peter Tauber nun fordert, rechten Hetzern Grundrechte wie die Meinungsfreiheit zu entziehen, ist aber nicht hilfreich. Schon allein, weil unklar ist, wie man diese Menschen rechtlich belangen kann. Einfacher und wirksamer wäre es, wenn jeder Einzelne, dem Hass, Hetze oder Beleidigungen begegnet, online oder offline, das nicht so stehen lässt. Viele Menschen klicken die Hasskommentare lieber weg, als sich einzumischen. Sie fürchten, selbst zur Zielscheibe zu werden. Doch Zivilcourage beginnt schon im Netz. Wichtig ist, zu zeigen, dass die Täter eben nicht zur Mehrheit gehören.

 

karin.geupel@gea.de