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Nur Remis: Kein Comeback-Jubel für Müller und Hummels

Nicht in Bestbesetzung steht die Nationalmannschaft gegen Dänemark lange sicher und geht auch in Führung. Doch eine Unachtsamkeit führt wieder zu einem Gegentor. EM-Euphorie entfacht der Test in Innsbruck nur sehr bedingt.

1:0-Führung
Florian Neuhaus (r/17) jubelt über sein Tor zum 1:0. Foto: Christian Charisius/dpa
Florian Neuhaus (r/17) jubelt über sein Tor zum 1:0. Foto: Christian Charisius/dpa

INNSBRUCK. Die Perspektive ist erkennbar, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft scheint zwei Wochen vor der Europameisterschaft auf einem zielführenden Weg. Im Test gegen die hoch eingeschätzten Dänen blieb am Mittwochabend im Innsbrucker Tivoli-Stadion zwar nur ein 1:1 (0:0), aber der Willen zum Erfolg ist wieder spürbar. Den Führungstreffer erzielte in der 48. Minute der Mönchengladbacher Florian Neuhaus, für den Ausgleich sorgte der Leipziger Yussuf Poulsen in der 70. Minute – nach einer der ganz wenigen Chancen der Dänen.

400.000 Euro hatte die Mannschaft nach Bild-Recherchen erst am Vortag ausgehandelt. So viel Prämie gab es noch nicht einmal für den Finalsieg in Rio de Janeiro. Man kann das unverschämt nennen, wenn es stimmt, andererseits könnte es darauf hindeuten, dass sich die Mannschaft für die Europameisterschaft viel vorgenommen hat. Auferstanden aus Ruinen, gegen Dänemark zeigte die Formation von Joachim Löw wertvolle Ansätze, wie das letzte Projekt von Joachim Löw vielleicht zum Erfolg geführt werde kann.

Torjubel
Die deutschen Spieler feiern das 1:0 gegen Dänemark. Foto: Christian Charisius/dpa
Die deutschen Spieler feiern das 1:0 gegen Dänemark. Foto: Christian Charisius/dpa

Thomas Müller und Mats Hummels sind nach 926 Tagen zurück, und sie wirkten, als seien sie nie weg gewesen. Müller setzte Akzente in der Offensive, Hummels hielt die Abwehr zusammen. Die Joachim Löw dann doch wieder ganz anders formierte als erwartet. Neben Hummels spielten Matthias Ginter und Niklas Süle in einer Dreierkette von Innenverteidigern. Die Außenpositionen besetzten Lukas Klostermann und Robin Gosens. Das Mittelfeld bildeten Joshua Kimmich und offensiv überraschend Florian Neuhaus von Borussia Mönchengladbach. Was dem Umstand geschuldet war, dass die Finalisten der Champions League erst aktuell anreisen: Timo Werner, Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Ilkay Gündogan – und Toni Kroos und Leon Goretzka noch nicht einsatzfähig sind.

Dass Dänemark von dem einen oder anderen vorschnell zu einem Geheimtipp hochstilisiert worden ist, war im Tivoli-Stadion nur im zweiten Durchgang zu sehen. Da gibt es in den verbleibenden zwei Wochen noch Arbeit für Nationaltrainer Kasper Hjulmand. 2014, als Löw den Titel in Rio gewann, bereitete sich der Däne gerade auf ein erfolgloses Bundesliga-Engagement beim FSV Mainz 05 vor. Mit der Nationalmannschaft ist er ungleich erfolgreicher, eine sehr stabile Defensive um den ehemaligen Bundesligaprofi Jannik Vestergaard sorgt für großen Rückhalt, die Offensive scheint aber für ein hochkarätig besetztes Turnier noch zu wenig durchschlagskräftig, obwohl Martin Braithwate, Pierre-Emile Hojbjerg und Christian Eriksen für viel Druck sorgten. Der Leipziger Yussuf Poulsen konnte sich dagegen zunächst kaum in Szene setzen.

In der deutschen Mannschaft kristallisiert sich in Leroy Sané, Serge Gnabry und Thomas Müller schon die Offensivreihe für das Turnier heraus. Keine Überraschung. Dass alle beim FC Bayern spielen, ist alles andere als ein Nachteil, die Harmonie der drei war am Abend im Tivoli ziemlich beeindruckend. Wenn man sich anschaut, was Löw bei seinem letzten Auftritt zur Verfügung hat, muss man, so der augenblickliche Eindruck, nicht pessimistisch sein. Selbst, wenn bei der Europameisterschaft in München Weltmeister Frankreich der erste Gegner ist, und Titelverteidiger Portugal der zweite.

Ausgleich
Die Spieler von Dänemark haben das 1:1 erzielt. Foto: Federico Gambarini/dpa
Die Spieler von Dänemark haben das 1:1 erzielt. Foto: Federico Gambarini/dpa

Löw hat jedenfalls die richtigen Schlüsse aus der Krise gezogen, um den Neuaufbau kann sich dann Hansi Flick kümmern. Vermutlich kann das der ehemalige Erfolgscoach des FC Bayern ohnehin besser als der Routinier aus dem Schwarzwald. Das Spiel verlief weitgehend ausgeglichen, auch wenn sich die deutsche Mannschaft mit dem offensiven Dreh- und Angelpunkt Thomas Müller ein Chancenübergewicht erarbeitete. Die erste Chance besaß Neuhaus schon in der 12. Minute, die mit Abstand größte Müller nach einem Traumpass von Joshua Kimmich zwei Minuten später.

In der 28. Minute bekam Leroy Sané einen Ball nicht ausreichend unter Kontrolle, so dass Kasper Schmeichel im Tor nicht einzugreifen brauchte. In der 35. Minute verpassten nach einem Freistoß von Kimmich zunächst Müller, dann Hummels und Sané. Der Druck der deutschen Mannschaft nahm zu, in der 44. Minute scheiterte Gnabry mit einem Linksschuss an der Querlatte.

Im zweiten Durchgang setzte sich die Überlegenheit fort, Neuhaus reagierte nach der ersten Unsicherheit in der dänischen Abwehr am schnellsten und traf in der 48. Minute zum 1:0. Danach wehrte sich Dänemark intensiver, Ginter rettet in höchster Not gegen Poulsen (58.). Zwölf Minuten später ist Torwart Manuel Neuer gegen Poulsen aber machtlos. (GEA)