FRANKFURT. Irgendwie ist nach der Bekanntgabe des Aufgebotes der Fußball-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft ein Stück Zuversicht zurück. Joachim Löw hat sich bewegt und seinen Kurs korrigiert. Im Fußball auf höchstem Niveau ist nichts ohne Risiko, aber der Bundestrainer hat es am Mittwoch spürbar minimiert. Dass Thomas Müller, Mats Hummels und auch Kevin Volland nach dieser Saison zurück in der Nationalmannschaft sind, ist ein Zeichen, dass sich selbst unter Löw die Dinge noch in die richtige Richtung bewegen können.
Im weißen Hemd und mit gefalteten Händen erläuterte der Bundestrainer geduldig die Strategie für seinen letzten Titelangriff, da schickte der grinsende Thomas Müller schon einen Internet-Gruß aus dem Trainingscamp des FC Bayern: Daumen hoch für die Europameisterschaft. Das war die Botschaft eines Führungsspielers, der gemeinsam mit dem ebenfalls zurückgeholten Mats Hummels der Nationalmannschaft bei der Endrunde die auch von Löw zuletzt vermisste Sicherheit und Stabilität geben soll. »Es steht über allem, ein erfolgreiches Turnier zu spielen«, sagte der Bundestrainer am Mittwoch in einer außergewöhnlichen Videokonferenz mit 6.500 zugeschalteten Fans.
Zwei Vorschläge, wie Jogi Löws erste Elf aussehen könnte
Doch mit welcher Elf gelingt das am besten? Aus den 26 Spielern, die mit zur EM fahren, haben unsere Leser und die GEA-Sportredaktion ihre Wunsch-Startformation zusammengestellt. Beide halten durchaus Überraschungen bereit. So stellen die Redakteure beispielsweise zwei Spieler in der Verteidigung auf, die in der Leser-Abstimmung nur wenig Zustimmung erhalten haben. Gleichzeitig verzichten sie auf einen Akteur, den die User in der Abwehr für unverzichtbar halten. Auch die Spielsysteme sind unterschiedlich: Während die Sportjournalisten auf ein 4-3-3 setzen, ergibt sich aus der prozentualen Stimmverteilung der Leser ein 3-5-2. Einigkeit besteht hingegen darin, die zwei Rückkehrer Müller und Hummels von Beginn an auflaufen zu lassen.
Rückholaktion ohne Gesichtsverlust
»Beide haben eine sehr starke Saison gespielt. In der Führung können sie der Mannschaft einiges geben«, begründete Löw die von vielen schon seit Langem geforderte Wiederaufnahme der Ex-Weltmeister ins Aufgebot. »Die sportliche Herausforderung, nochmals gemeinsam mit den Jungs die deutschen Farben bei einem Turnier zu vertreten und die damit verbundene Chance, den Titel zu holen, reizen mich sehr«, sagte der 100-malige Nationalspieler Müller.
Auch Hummels reagierte sofort auf das Comeback. »Ich bin sehr glücklich und stolz, wieder dabei zu sein«, schrieb der Dortmunder Verteidiger, der wie Müller letztmals im November 2018 beim Abstieg aus der Nations League in Gelsenkirchen gegen die Niederlande (2:2) für Deutschland auflaufen durfte. Die einmalige Rückholaktion, die Löw souverän und ohne Gesichtsverlust erläuterte, überstrahlte die Präsentation des Kaders, der so aussieht:
Torhüter
Bernd Leno (Verein FC Arsenal/Alter 29/Länderspiele 8); Manuel Neuer (FC Bayern München/35/98); Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt/30/5)
Abwehr
Matthias Ginter (Bor. M'gladbach/27/38); Robin Gosens (Atalanta Bergamo/26/5); Christian Günter (SC Freiburg/28/1); Marcel Halstenberg (RB Leipzig/29/8); Mats Hummels (Borussia Dortmund/32/70); Robin Koch (Leeds United/24/7); Lukas Klostermann (RB Leipzig/24/12); Antonio Rüdiger (FC Chelsea/28/40); Niklas Süle (FC Bayern München/25/29)
Mittelfeld
Emre Can (Borussia Dortmund/27/33); Leon Goretzka (FC Bayern München/26/32); Ilkay Gündogan (Manchester City/30/45); Kai Havertz (FC Chelsea/21/13); Jonas Hofmann (Bor. M'gladbach/28/2); Joshua Kimmich (FC Bayern München/26/53); Toni Kroos (Real Madrid/31/101); Thomas Müller (FC Bayern München/31/100); Jamal Musiala (FC Bayern München/18/2); Florian Neuhaus (Bor. M'gladbach/24/5)
Sturm
Serge Gnabry (FC Bayern München/25/20); Leroy Sané (FC Bayern München/25/28); Kevin Volland (AS Monaco/28/10); Timo Werner (FC Chelsea/25/38)
Prominente Namen fehlen
Im offiziellen Aufgebot von Jogi Löw fehlen prominente Namen wie Julian Draxler, Julian Brandt, Jonathan Tah und Amin Younes. Auch der Pfäffinger Thilo Kehrer, der in der Jugend für den SSV Reutlingen und den VfB Stuttgart spielte und aktuell bei Paris St. Germain unter Vertrag steht, muss Zuhause bleiben. Dortmunds Kapitän Marco Reus (31) hatte »nach einer komplizierten, kräftezehrenden Saison« am Dienstagabend in Rücksprache mit Löw seinen Verzicht auf eine EM-Teilnahme erklärt.
Die wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobene EM beginnt am 11. Juni. Das Finale findet am 11. Juli in London statt. Bei der EM-Endrunde trifft die DFB-Auswahl in der Gruppenphase jeweils in München auf Weltmeister Frankreich (15. Juni), Titelverteidiger Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni). (GEA/dpa)