REUTLINGEN. Enttäuschung ja, Protest nein: Der Rommelsbacher Bezirksgemeinderat trägt die Tatsache, dass die Friedrich-Förster-Gemeinschaftsschule im Bildungszentrum Nord wahrscheinlich weiterhin ohne gymnasiale Oberstufe auskommen muss, mit Verständnis. Zwar finden es alle Gremiumsvertreter »schade« oder »enttäuschend«, dass diese Bildungsstätte ihre leistungsstarken Schüler auch künftig nicht zum Abitur führen kann. Jedoch: Die Sachargumente gegen den Nordraumstandort »sprechen«, wie Markus Kern und Georg Leitenberger betonen, »für sich« und »sind nachvollziehbar«.
Vorgetragen wurden sie bei der jüngsten Ratssitzung von Uwe Weber. In seiner Funktion als Leiter des kommunalen Amts für Schulen, Jugend und Sport erläuterte er, weshalb die Verwaltung dem Reutlinger Gemeinderat als beschließendem Gremium keine Empfehlung für die Friedrich-Förster- aussprechen und stattdessen der Minna-Specht-Gemeinschaftsschule den Vorzug geben wird.
Wie mehrfach berichtet, gibt es in der Achalmstadt vier Gemeinschaftsschulen, die sich samt und sonders um eine gymnasiale Ergänzung ihres Bildungsangebots beworben haben. Alle wurden sie deshalb auf den Prüfstand gestellt und via Machbarkeitsstudie auf Tauglichkeit hin untersucht. Wobei es vor allem bauliche und damit finanzielle Fragen waren, die beleuchtet wurden – und Reutlingens ältester GMS, der »Eduard-Spranger« sehr schnell eine sehr klarer Absage erteilten.
Im Rennen blieben zunächst noch die Betzinger Hoffmann-, die Minna-Specht- und die Friedrich-Förster-Gemeinschaftsschule. Wobei Letztere einer räumlichen Erweiterung um knapp 1 100 Quadratmetern bedürfte. Ein Neubau müsste also her, der mit 6,6 Millionen Euro – zuzüglich habhafter Kosten für provisorische Unterrichtsräume während der Bauzeit – zu Buche schlagen und noch dazu eine mögliche Erweiterung des ebenfalls im BZN beheimateten HAP-Grieshaber-Gymnasiums vereiteln würde.
Anders die Ausgangslage im Falle der favorisierten »Minna-Specht«, die schon jetzt über üppig bemessene Raumkapazitäten verfügt. 2016/17 nach einer Fusion von Gerhard-Hauptmann-Werkreal- und Hermann-Hesse-Realschule an den Start gegangen, ist sie sowohl in puncto Platzangebot als auch in puncto Schülerzahl die größte Anwärterin für eine gymnasiale Oberstufe. Ihre Trumpfkarte: Bereits heute wartet sie mit ungefähr fünfzig Prozent der in Zukunft benötigten Programmflächen auf.
Zwar muss auch ihr ein Erweiterungstrakt zur Seite gestellt werden. Der indes käme unterm Strich deutlich günstiger als bauliche Investitionen in die Rommelsbacher Friedrich-Förster- beziehungsweise Betzinger Hoffmannschule. Weshalb davon auszugehen ist, dass sich das Reutlinger Stadtparlament mehrheitlich für eine gymnasiale Oberstufe an der »Minna-Specht« aussprechen und dieser Bildungsstätte so zu einem Attraktivitätsschub verhelfen wird. (GEA)