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Aktuell Diskussion

Wie geht's mit der Alten Paketpost weiter?

Am 1. und 2. Juli tagt das Preisgericht. Schon jetzt wird um die Nutzung des Gebäudes gerungen: Stadt braucht Lagerräume, andere wollen Kunst

Die Halle im ehemaligen Paketpostamt: Platz für Exponate des Naturkundemuseums, meint die Stadt. Stadträte halten dagegen. Hier
Die Halle im ehemaligen Paketpostamt: Platz für Exponate des Naturkundemuseums, meint die Stadt. Stadträte halten dagegen. Hier soll die Kultur dauerhaft Raum finden. FOTO: STADT
Die Halle im ehemaligen Paketpostamt: Platz für Exponate des Naturkundemuseums, meint die Stadt. Stadträte halten dagegen. Hier soll die Kultur dauerhaft Raum finden. FOTO: STADT

REUTLINGEN. »Enttäuscht« waren nicht nur die SPD und die Grünen und Unabhängigen vom Vorschlag der Stadtverwaltung, den größten Teil des Paketpost-Gebäudes als Lagerhalle zu belegen und eine dauerhafte Nutzung für kulturelle Zwecke auszuschließen. Auch andere Fraktionen taten sich im Bauausschuss schwer, den Kulturschaffenden vorzeitig den Stuhl vor die Tür zu setzen. Die Diskussion sei verfrüht, zumindest in den Augen der Baubürgermeisterin: Ulrike Hotz erinnerte daran, dass ein Wettbewerbsverfahren läuft, das am 2. Juli abgeschlossen ist. Dann soll klar sein, was mit dem Gelände geschehen kann. Logische Folge sei die »Zwischennutzung«, um die es den Stadträten geht.

Genau dazu präsentierte die Stadt ihre Idee bereits jetzt: für die nächsten fünf Jahre, bevor die Ergebnisse des Wettbewerbs umgesetzt werden können. Diese städtische Vorstellung einer Zwischennutzung enthält, wie berichtet, klare Präferenzen. So soll die größere Lagerhalle der Paketpost als Lagerfläche für das Naturkundemuseum dienen – bekanntlich ist das Museum unter Druck, weil es die Planie 22 verlassen muss. Könnte man einfach in die Paketpost umziehen, würde die Stadt bis zu 100.000 Euro Mietkosten sparen, die sie für Fremdräume aufbringen müsste. Und: Es wäre der einfachste Weg. Als Lagerhalle wurde der untere Teil des 1974 erbauten Gemäuers schon immer genutzt. Eine extra Baugenehmigung wäre nicht erforderlich, ein Umzug wäre problemlos möglich.

Damit die Kultur nicht ganz leer ausgeht, will die Stadt Einzelveranstaltungen zulassen – im Erdgeschoss und im Unter- und Obergeschoss. Ausnahmen dieser Art hätten den Charme, dass sie keiner neuen Baugenehmigung bedürfen. Auf der Freifläche unter einer Reihe von Bäumen soll das franz.K mehrere Veranstaltungen organisieren können – unabhängig übrigens von aktuellen Entscheidungen. Bereits nächsten Monat soll dort eine Reihe von Events unter der Regie des franz.K über die Bühne gehen.

Grüne und SPD fordern einen dauerhaften »Ort der Kreativität« – ebenfalls als Zwischenlösung für die nächsten fünf Jahre. In Anwesenheit zahlreicher Kulturschaffender auf den Zuschauerrängen fand es Gabriele Janz (Grüne) frustrierend, wie die Stadt »eher aufzählt, was nicht geht«. Eine dauerhafte Nutzung würde ein neues Baugenehmigungsverfahren voraussetzen – mit hohen Kosten, wie die Stadt zu bedenken gibt.

Den städtischen Vorschlag fand Gabriele Gaiser (CDU) ausgewogen. Die Interimslösung müsse so kostengünstig wie möglich sein. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Stadt coronabedingt mindestens 81 Millionen Euro in der Kasse fehlen. »Ich befürchte, dass wir demnächst um jeden Euro kämpfen, und zwar bereits bei den Pflichtaufgaben.« Auch Jürgen Fuchs (FWV) sieht die Verwaltung auf dem richtigen Weg und riet, den Wettbewerb abzuwarten. Würde man zum jetzigen Zeitpunkt einer Interessensgruppe etwas versprechen, »würden wir uns in die Tasche lügen«.

Janz und Helmut Treutlein (SPD) beteuerten, dass ihre Wünsche ebenfalls nur die Zeit bis zur endgültigen Nutzung beträfen – »die Kulturschaffenden stehen bei Fuß, die haben Ideen«. Genau darüber müsse die Stadt mit den Kulturschaffenden »eine Debatte führen«. Schließlich wolle man keine Wiederholung des Debakels in der Planie 22, die seit zehn Jahren leer steht. »Ich hätte erwartet, dass hier der Auftakt einer Diskussion mit dem Netzwerk Kultur stattfindet«, sagte Treutlein. Stattdessen präsentiere die Stadt vorgefertigte Ergebnisse.

Regine Vohrer (FDP) tat sich ebenfalls schwer, der Kultur die Perspektive zu nehmen. Auch die Antwort auf die Frage nach Lagerflächen für Museen sei mit dieser Maßnahme lediglich um fünf Jahre aufgeschoben. Vohrer schlug vor, solche Lagerflächen zu bauen. Dann wäre die Paketpost für die Kultur frei. (GEA)