REUTLINGEN. Kein Durchgang. Wenn Fußgänger an der Kreuzung »Am Echazufer/Lederstraße« in Reutlingen die Bundesstraße 464 überqueren wollen, können sie dazu derzeit nicht die gläserne Fußgängerbrücke nutzen. An deren Zugängen stehen orangefarbene Absperrgitter der Stadt Reutlingen und ein »Fußgänger verboten«-Schild. Diverse gelbe Umleitungsschilder lotsen die Passanten stattdessen zu den nahe gelegenen Ampeln. »Warum ist das nun schon gefühlt seit Monaten so?«, will eine GEA-Leserin wissen.
Die Anwohnerin der Champignystraße benutze die Brücke normalerweise mehrmals täglich, um ins Büro zu kommen, ihre Tochter in die Jos-Weiß-Schule zu bringen oder in der Markthalle einkaufen zu gehen. Sie ärgert sich, dass vor Ort kein Grund für die Sperrung des Steges zu erfahren ist. Laut Stadtverwaltung ist die Fußgängerbrücke seit dem 11. Dezember gesperrt, also seit sieben Wochen. Zuvor sei der Überweg höchstens tageweise unzugänglich gewesen, da Reinigungsarbeiten anstanden oder defekte Glasplatten ausgetauscht worden sind. Beides müsse immer wieder gemacht werden. Der Grund für die aktuelle Sperrung: Die Sicherheit der Fußgänger kann nicht gewährleistet werden. »Der Betrieb des Steges und die Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit ist in den Wintermonaten nur durch den beheizbaren Glasbelag möglich«, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Ohne Heizung würde es auf dem gläsernen Boden also noch rutschiger als ohnehin schon bei Regen.
Steg-Sperrung soll Geld sparen
Und warum wird die Brücke dann nicht einfach beheizt? »Die Sperrung ist eine Konsolidierungsmaßnahme im Rahmen des Haushaltssicherungskonzeptes 2021 bis 2025«, lautet die Begründung der Stadtverwaltung. Heißt: Die Steg-Sperrung ist eine von diversen Maßnahmen, mit denen die chronisch klamme Stadt Geld sparen will, um handlungsfähig zu bleiben. Die Heizkosten für den gläsernen Steg einzusparen, wurde 2022 beschlossen. Nun wurde er vom Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt erstmals aus diesem Grund über den Winter gesperrt. Und was bringt es? Rund 50.000 Euro werden laut Stadtverwaltung eingespart.
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Wann genau die Fußgängerbrücke wieder geöffnet wird, steht noch nicht fest. »Die Dauer der Sperrung richtet sich nach den aktuellen Witterungsverhältnissen und kann bei entsprechend niedrigen Temperaturen aufgrund von Glättegefahr bis April andauern«, so die Stadtverwaltung. Die weist darauf hin, dass für Fußgänger als Ersatz die Möglichkeit bestehe, den Übergang an der Ampelanlage der Kreuzung Am Echazufer/Lederstraße barrierefrei zu benutzen.
GEA-Leserin findet Ampel-Lösung »unzumutbar«
Die GEA-Leserfragen-Stellerin ist mit dieser Lösung allerdings nicht zufrieden. Vor allem für Erst- bis Viertklässler der Jos-Weiß-Schule findet sie es »unzumutbar«, dass sie auf ihrem Schulweg die viel befahrene, vierspurige Bundesstraße an der Ampel überqueren müssen. »Wir Anwohner wissen, dass es nicht ungefährlich ist, vor allem wenn dort wegen der Klinik-Nähe viele Rettungswagen vorbeirasen«. Und: »Die Ampelschaltung ist für Kinder und ältere Menschen viel zu kurz, um direkt auf die andere Seite zu kommen.« Von anderen Eltern aus der ersten Klasse ihrer Tochter weiß sie: »Die lassen ihre Kinder nicht mehr alleine zur Schule gehen, obwohl sie es vorher konnten.«
Die Reutlingerin hofft, dass zumindest die Ampelschaltung etwas verlängert wird. Wünschen würde sie sich, dass die Stadt etwas Geld investieren würde und die Fußgängerbrücke so umbaut, dass sie auch im Winter ohne Bodenheizung nutzbar ist. »Dann würden den Steg vielleicht auch mehr Leute nutzen.« Denn viele würden diesen bereits bei Regen meiden, weil es auch dann rutschig werden kann. (GEA)