Verführerisch süß und fruchtig schmeckt jetzt der unvergorene rötliche »Traubensaft Reutlinger Sommerhalde«, der neben diversen Weinen und Sekt mit dem Etikett der Stadt Reutlingen in den Verkauf kommt. Zu haben sind die Flaschen sowohl an der Rathauspforte als auch in der Tourist-Information am Marktplatz. Weinkenner sprechen davon, der Reutlinger Wein sei etwas Trinkbares im Glas. Doch bis der Jahrgang 2021 so weit ist, wird es noch etwas dauern.
Höchstpersönlich misst OB Thomas Keck am Dienstag das Mostgewicht der frisch geernteten Portugieser- und Müller-Thurgau-Trauben. Das sieht gut aus: mehr als 70 Grad Öchsle bei den Roten und über 80 bei den Weißen. Etwas mehr als im vergangenen Jahr. Die Weinlese ist ein überparteiliches Ereignis. Jede Gemeinderatsfraktion konnte zwei Vertreter an die Achalm entsenden. So schneiden bei strahlendem Sonnenschein in einem Weinberg der SPD Fraktionschef Helmut Treutlein auf der einen Seite sowie AfD-Stadtrat Hansjörg Schrade auf der anderen Seite die Reben ab. Die Arbeit unter freiem Himmel ist eine entspannende Form von Kommunalpolitik.
Finanzbürgermeister Alexander Kreher sieht anders als in der Realität des städtischen Haushalts beim Wein nur erfreulich schwarze Ziffern. Ganz bestimmt sei der Rotwein nicht in den roten Zahlen. »Je nachdem, wie sie rechnen«, merkt Kreher verschmitzt an. Doch die Wertschätzung des Kulturguts Wein und seiner Lese seien letztlich kaum in nüchternen Zahlen zu fassen. »Wein ist Lebensmittel«, freut sich OB Keck, der mit Jeans und Wanderschuhen sowie kariertem Hemd hörbar gerne in der Natur arbeitet: »Ich find’s toll.«
Etwas mehr als eine Tonne Trauben werden jedes Jahr am Steilhang neben den Großkopfeten von Mitarbeitern des städtischen Forstbetriebes samt Auszubildenden geerntet. Verarbeitet werden die Früchte dann im Weingut der Stadt Stuttgart. So um die 3.000 Flaschen werden wohl wieder herauskommen. (GEA)