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Soll Cannabis legalisiert werden? Das sagen Passanten in Reutlingen

Wie Passanten auf der Reutlinger Wilhelmstraße zur staatlichen Freigabe von Joints stehen.

Cannabis
Die Debatte über eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland nimmt Fahrt auf. Foto: Berg/dpa
Die Debatte über eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland nimmt Fahrt auf.
Foto: Berg/dpa

REUTLINGEN. Signalisiert die Ampel-Koalition – so sie denn zustande- und in Regierungsverantwortung kommt – demnächst grünes Licht für die Legalisierung von Cannabis? Stand heute sieht es ganz danach aus. Weshalb das Thema einmal mehr von Politikern, Medizinern und Ordnungshütern diskutiert wird. Auch auf der Straße ist es Gegenstand von Gesprächen. Deshalb bei Passanten in der Fußgängerzone nachgehakt: Sind sie für oder gegen eine Legalisierung von Cannabis? Und wie begründen sie ihre Meinung?

»Ich bin für die Freigabe. Die ist überfällig«, findet Manuel Volkmann (54). Sein Standpunkt: »Wenn der Erwerb und Konsum THC-haltiger Substanzen künftig erlaubt ist, wird Drogendealern ein wesentlicher Teil ihrer Einnahmequellen ausgetrocknet. Schon allein deswegen sollten Joints nicht länger unter Strafe verboten sein.«

Ein Argument, das auch Christiane Fischer ins Feld führt. Darüber hinaus ist sie der Auffassung, dass jeder Erwachsene »ohne staatliche Bevormundung« selbst entscheiden können sollte, was er zu sich nimmt. »Es ist mein Körper und meine ganz persönliche Entscheidung, ob ich kiffe oder nicht. Schließlich ist es mir ja auch unbenommen, zu rauchen oder, entschuldigen Sie meine harte Ausdrucksweise, zu saufen.«

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Sollte Cannabis legalisiert werden?

Mit einer Ampel-Koalition könnte auch eine Legalisierung von Cannabis einhergehen. FDP und Grüne sind für einen »Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften«. Die SPD befürwortet eine »regulierte Abgabe« an Erwachsene zunächst in Modellprojekten.

55%
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Für die 58-jährige Reutlingerin macht es mithin keinen Unterschied, ob mündige Bürger Tabak konsumieren, Schampus schlückeln oder zum Joint greifen. »Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass Kiffer kriminalisiert werden und Trinker nicht. Umso weniger, als Alkohol das Gehirn schädigt. Solche gravierenden gesundheitlichen Folgen zeitigt regelmäßiger Cannabiskonsum meines Wissens nicht.«

So auch der Informationsstand von Ulf Moser, der trotzdem strikt gegen eine Freigabe ist. »Andersrum wird für mich ein Schuh draus: Wenn Alkohol tatsächlich krank und dumm macht, sollte er verboten, zumindest aber deutlich höher besteuert werden. Über den Geldbeutel ließe sich Missbrauch garantiert ein Stück weit vorbeugen, und Alkohol würde wieder mehr wie ein Genussmittel konsumiert werden – zu besonderen Anlässen, in Maßen.«

Derweil Murat Özgül selbst bei besonderen Anlässen ohne Promille oder THC auskommt. »Ich konsumiere keine Drogen, auch keine legalen«, sagt der 31-Jährige mit Hinweis auf den Koran und sein Gewissen. Gleichwohl bezeichnet er sich als »toleranter Mensch«, der nichts dagegen einzuwenden hat, wenn andere sich mit »einem Gläschen Nervengift« zuprosten oder einen Joint kreisen lassen. »Ich finde, das muss jeder mit sich selbst ausmachen, der Staat sollte sich da raushalten.«

Gespannt sei Özgül, wie der legale Verkauf von Cannabis – falls er denn kommt – alltagspraktisch aussieht. »Steht der Stoff dann neben den Spirituosen im Supermarktregal oder neben den Zigaretten an der Kasse? Wer legt die Bepreisung fest? Sind Sonderangebote möglich? Oder haben die Apotheken eine Art Verkaufshoheit?«

Gegen den freien Verkauf

»Auf Rezept ja, einfach so nein«: Martina Novak ist gegen den freien Verkauf von Cannabis. »Ärztlich kontrolliert und im Rahmen einer Therapie verordnet, ist die Droge für mich absolut okay. Wie ein Feierabendbierchen konsumiert allerdings nicht. Soweit ich weiß, schwören Kiffer auf die entspannende Wirkung. Sie wären besser beraten, Yoga zu machen oder durch den Wald zu spazieren.«

Und Thorsten Schröter? Der erklärt die »Cannabis-Prohibition« schon heute für gescheitert. »Jeder, der sich das Zeug reinziehen will, kann das jetzt schon tun, und zwar in aller Regel, ohne dabei ertappt zu werden. Wer es haben möchte, weiß, wo er’s herbekommt. Der Schwarzmarkt brummt seit Jahrzehnten. Aber dort weiß der Konsument nicht, wie sauber der Stoff ist, den er erwirbt. Mitunter sind ihm bekanntlich lebensbedrohliche Substanzen beigemischt. Das nenne ich kriminell – und nicht den Joint als solchen.« (GEA)