REUTLINGEN-GÖNNINGEN. Nena hier und Nena dort, Nena überall. Bei der Probe der Gönninger Theaterwerkstatt am Dienstagabend ging es munter bis chaotisch zu, im Mittelpunkt von allem stand: Nena Keller, die mit Vornamen eigentlich Verena heißt. Gefragt war sie bei allen und bei allem – bei der Bühnendekoration, bei der Musik, bei den Texten, bei der Haltung, beim Ausdruck und noch viel mehr. »Nun lauft mal höfisch, nicht als ob ihr auf dem Weg zur Bushaltestelle seid«, sagte sie etwa zu den Jugendlichen, die am kommenden Samstag und Sonntag »Romeo und Julia« auf die Bühne des Evangelischen Gemeindehauses bringen werden.
Seit zehn Jahren leitet Keller die Theaterwerkstatt in Gönningen. Jedes Wochenende, wenn die Proben vorbei sind, ist sie »platt«. Dennoch ist die studierte Diplom-Geologin froh, dass sie ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. Und bei jedem einzelnen Stück, das einstudiert wird, ist sie wieder mit vollem Elan und voller Herzblut dabei. Sie leitet ja auch noch Schauspielgruppen in Rottenburg, in Tübingen, in Stuttgart, am Reutlinger Albert-Einstein-Gymnasium und andernorts.
»Romeo und Julia«: Wie es ausgerechnet zu diesem »alten Schinken« kam, erklärt sie so: »Die Jugendlichen wollten was Klassisches machen, das sei doch voll cool, dass da so viele auf der Bühne sterben und dass es Schlägerszenen gibt«, berichtet Verena Nena Keller vor dem großen Auftritt der Sieben- bis Zwölfjährigen und gleich danach der 14- bis 18-Jährigen.
Keller hat die »brutalen« Szenen allerdings entschärft oder entfernt, mit weniger Toten, aber richtigen Kampfszenen. »Die Jungs haben gelernt, wie man auf der Bühne kämpft«. Doch es wird auch Musik- und Tanzszenen geben, tanzen wie einst am Hofe in Verona, aber auch tanzen zu »moderner« hipper Musik, zu der die Kids sogar selbst singen. »Wir haben da richtige Talente entdeckt«, sagt Keller. Einige aus der Schauspieltruppe sind schon seit zehn Jahren dabei.
Deutlich weniger kämpferisch geht es bei den Jüngeren zu: »Anna und die Millionärin« heißt ihr Stück. Die kleine Anna sucht im Berlin der 1930er-Jahre ihre Eltern. Auch hier wird getanzt, gesungen und gespielt. Mit vollem Einsatz. »Ich war noch niemals in Berlin«, singen 15 Mädchen und zwei Jungs frei nach Udo Jürgens voller Inbrunst. Den einen oder anderen Hänger überbrücken die Mädels souverän: »Ihr müsst improvisieren«, fordert Nena Keller. Kein Problem.
Sowohl bei der Probe wie auch bei den Aufführungen am kommenden Samstag und Sonntag folgt nach rund 40 Minuten »Anna« eine Umbaupause – danach sind die Größeren dran. Beide Stücke hat Keller gekürzt, auf 40 und auf 50 Minuten. »Kein Zuschauer wird hier drei Stunden lang zwei Stücke anschauen«, sagt Keller. Das Publikum kann sich auf jeden Fall auf einiges gefasst machen: Auf jede Menge Zwist zwischen den beiden verfeindeten Familien, auf gesalzene Dialoge und durchaus auch klassische Verse. (GEA)
AUFFÜHRUNGEN
Die Aufführungen der Gönninger Theaterwerkstatt sind jeweils im Evangelischen Gemeindehaus am Samstag, 29. April, um 16 Uhr, und am Sonntag, 30. April, um 11.15 Uhr. Außerdem gibt es eine Schulvorstellung in der Gönninger Roßbergschule am 4. Mai.