REUTLINGEN. »Mama, was machen die da«, will ein kleines Mädchen im Bürgerpark hinter der Stadthalle wissen. Ihre Mutter kann’s erklären: Hier befindet sich etwas Großes im Aufbau, das Riesenrad »White Star 4« als eine der Attraktionen des Reutlinger Weihnachtsmarktes.
Im verregneten grauen Novemberhimmel wirkt das 35 Meter hohe Riesenrad mit seiner weißen Lackierung noch etwas trostlos. Aber wenn erst mal alle Streben und die 24 Gondeln montiert sind sowie die stromsparende LED-Beleuchtung mit 10.000 Elementen angemacht wird, dann kommt Stimmung auf. Mitfahren kann jede und jeder während der Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes von Mittwoch, 23. November, bis zum Donnerstag, 22. Dezember.
Aufgestellt und betrieben wird der weiße Stern von der Familie Göbel aus Worms, die auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Sie beginnt 1894 in Dresden mit der Geburt von Bernhard Göbel. Außergewöhnlich, wie die damalige Entwicklung um die Jahrhundertwende, war auch die berufliche Karriere des Firmengründers. Als Postbeamter begann Bernhard Göbel, »mit dem Wechsel in die Zunft der Schausteller vollzog er den einschneidendsten Wandel in seinem Leben«, steht dazu auf den Webseiten der Familie.
Das Riesenrad steht bis zum 22. Dezember
Sein Sohn übernahm nach dem Ersten Weltkrieg nicht nur den Vornamen des Vaters, sondern auch das Geschäft. Unter »sehr schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen« startete Bernhard Göbel mit einer Zuckerbude und einem Kinderkarussell in eine eigene Schaustellerzukunft. Im Zuge der technischen Entwicklung investierte er 1927 in einen Autoscooter, einen der ersten in Deutschland. Mit Christian, Tobias und Sebastian Göbel Junior ist nun die fünfte Generation am Werk.
Beim Reutlinger Weihnachtsmarkt ist das Riesenrad nur eine von vielen Attraktionen. Auf dem Albtorplatz soll das Nikolausdorf in bewährter Weise wieder mit einer Livebühne für musikalischen Schwung sorgen. Neu kann die Freude am Schwung mit dem Eisstock beim Eisstockschießen auf einer Kunststoffbahn erlebt werden. Bis zum Lindenplatz werden die Hütten mit weiteren Ständen eine Einheit bilden. Die Schlittschuhbahn wird vor der Stadthalle aufgebaut. Rund um die Marienkirche und dem Weibermarkt bleibt das meiste wie es bisher war. (zen)