REUTLINGEN. Das Reutlinger Theaterprojekt »Spielend Sprechen« gehört in den Pfingstferien zum festen Bestandteil der Fortschreibung des Reutlinger Integrationskonzepts: 30 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren können hier über zehn Tage hinweg unter fachtheaterpädagogischer Anleitung Theater machen und so spielerisch kreativ ihre Sprach- und Ausdrucksfähigkeiten erproben und erweitern.
Neun Nationalitäten
So international wie in diesem Jahr ging es in der Gruppe noch nie zu. Die teilnehmenden Kinder gehörten zu Familien, die aus neun Ländern stammen. Das Projekt ist eine langjährige Kooperation zwischen dem Verein Dialog und dem Reutlinger Theater Pädagogik Zentrum (TPZ). Es wird von der Stadt Reutlingen finanziert und von der GWG Reutlingen bezuschusst. Die Theaterpädagogin Nicole Haßmann und ihr Team erarbeiteten mit den Spielern eine Aufführung nach dem Märchen »Das hässliche Entlein« von Hans Christian Andersen.
Es geht um das vermeintliche Entenküken, welches ob seiner Andersartigkeit ausgegrenzt und verstoßen wird, sich dann aber als wunderschöner Schwan entpuppt. Eine Geschichte mit Tiefgang und ernstem Kern, aber auch mit viel Witz, lustigen Rollen und theatraler Gestaltungsmöglichkeit. Musik und Bewegung spielen auch eine große Rolle.
Lampenfieber ist wichtig
Neben der Sprachförderung geht es um die Stärkung der Persönlichkeit der Kinder, das kreative Erlebnis und das enge Miteinander in der Gemeinschaft. Aber natürlich sind auch die öffentlichen Aufführungen am Ende und das Lampenfieber wichtig. Mittlerweile ist es so, dass Kinder, die jahrelang im Projekt waren, zu jungen Erwachsenen herangewachsen sind und jetzt selbst Betreuungsaufgaben bei »Spielend Sprechen« übernehmen. Sie basteln, tanzen und machen in der Mittagszeit mit den Kindern Sport, während das Leitungsteam in Ruhe essen und sich besprechen kann.
Max (17) blickt auf seine Zeit als Theater spielendes Kind positiv zurück: Es sei ein Segen gewesen, sich richtig entfalten zu können und er sei nach jeder Aufführung stolz gewesen. Sofija (17) betont, dass das Projekt immer einen großen Stellenwert in ihrer ganzen Familie gehabt habe. Ihre Mutter war und ist in der Leitung beteiligt, sie und ihre Schwestern waren von Anfang an dabei. Die Glücksmomente auf der Bühne seien Highlights ihrer Kindheit gewesen. Maxim (17) findet es cool, dass es immer zwei Aufführungen gab. Es sei spannend gewesen, zu sehen, wie dieselbe Geschichte von der anderen Gruppe umgesetzt wurde. Außerdem habe ihn das Theaterspielen zu einem sozialeren Menschen gemacht. Anna (18) erinnert sich wehmütig an ihre Hauptrolle in »Ronja Räubertochter« – den Auftritt werde sie nie vergessen. Einig sind sich alle, dass es ganz schön anstrengend ist, einen Haufen Kinder zu beschäftigen und bei der Sache zu behalten. Aber sicher seien sie als Kinder auch anstrengend gewesen. (eg)