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Reutlinger Psychologe: Kinder sollen an den Weihnachtsmann glauben

Kinder sollten an den Weihnachtsmann glauben, sagt der Reutlinger Psychologe Bernhard Eckert-Groß. Die Mythenfigur passe in die Fantasiewelt der Kleinen. Dabei gebe es aber wichtige Dinge zu beachten.

Schwindelfrei
Sucht er den Schornstein? Der Weihnachtsmann klettert auf ein Hochhaus am Potsdamer Platz in Berlin. Foto: Carstensen/dpa
Sucht er den Schornstein? Der Weihnachtsmann klettert auf ein Hochhaus am Potsdamer Platz in Berlin.
Foto: Carstensen/dpa

REUTLINGEN. »Papa, gibt's den Weihnachtsmann wirklich?« oder »Mama, meine Freunde sagen, den Weihnachtsmann gibt's in Wirklichkeit gar nicht.« Solche oder ähnliche Fragen dürften gerade jetzt in der Adventszeit in vielen Familien eine Rolle spielen. Eltern stecken somit nicht selten in der Zwickmühle: »Sag ich meinem Kind die Wahrheit gebe somit eine Art Notlüge zu?« Der GEA hat mit einem Reutlinger Psychologen gesprochen, der auch jahrelange Erfahrung als Weihnachtsmann vorzuweisen hat.

Berhard Eckert-Groß von der Psychologischen Beratungsstelle der Diakonie in Reutlingen sagt ganz klar: Für kleine Kinder ist der Weihnachtsmann ganz selbstverständlich. »Der passt wunderbar in die magische Fantasiewelt der Kleinen und das ist auch gut so«, meint der Mann, der in der Vergangenheit oft selbst als Weihnachtsmann unterwegs war.

Auch Jugendliche lieben den Weihnachtsmann

Eckert-Groß hat im Gespräch mit dem GEA die psychologischen Bedeutung des Weihnachtsmann für Kinder und Erwachsene herausgestellt und sagt: "Wer an den Weihnachtsmann glauben will, soll das ruhig tun, egal ob Kind, Erwachsener oder Jugendlicher." Dafür hat er eine Anekdote parat: "Ich war mal in meiner Verkleidung als Weihnachtsmann unterwegs und traf an einer Bushaltestelle auf Jugendliche. Die wussten natürlich, dass es den Weihnachtsmann

nicht gibt. Trotzdem riefen sie mir zu: Lieber Weihnachtsmann, komm doch nachher auch zu uns und bring Geschenke mit."

Das habe ihm gezeigt, dass die Fantasiefigur des Weihnachtsmanns auch funktioniere, wenn die Menschen wissen, dass es ihn eigentlich nicht gibt. Der Weihnachtsmann gehöre zur Zauber- und Mythenwelt der Menschen und sie bräuchten diese gerade in Corona-Zeiten und vor Weihnachten.

Eltern sollten den Kindern diese Illusion nicht nehmen. Deshalb rät er den ihnen: »Sagen Sie ihnen nicht aktiv, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Das finden die Kinder irgendwann selbst heraus.« Sie würden den Eltern die Notlüge dann auch nicht übel nehmen. »Kinder erleben Ernüchterungen durch die Realität immer wieder. Sie können besser damit umgehen, als wir denken.«

Kein strafender Weihnachtsmann

Wichtig sei, dass der Weihnachtsmann eine positive und eine gutmütige Figur bleibe. Ein strafender Weihnachtsmann mache den Kindern nur Angst und gehöre nicht in die Erziehung, so Bernhard Eckert-Groß, der selber auch Kinder hat. »Die weihnachtliche Fantasiewelt mit dem Weihnachtsmann, den Engeln, dem Christkind kann ein positives Erziehungselement sein«, meint der Fachmann. Der Weihnachtsmann sollte deshalb mit folgender Grundhaltung auf die Kinder zugehen: »Schön, dass es euch Kinder gibt. Was habt ihr denn zuletzt gut gemacht?« Die Rute gehöre einfach nicht dazu.

Eine Mythen- und Fantasiewelt für die Kinder zu erhalten, sei auch aus Sicht der Erwachsenen begründbar: »Denn die Erwachsenen haben ja auch ihre Fantasiewelten, die sie lieben. Denken wir nur an Herr der Ringe, Harry Potter oder andere Phantasy-Geschichten.« An die magischen Seiten wollten schließlich auch die Erwachsenen glauben, selbst wenn der Verstand sage, dass es das in Wirklichkeit nicht gibt. (GEA)