REUTLINGEN. Aufgeregt und hibbelig warteten die 50 Grundschüler der Reutlinger Jos-Weiß-Schule gestern darauf, dass es endlich losgeht und die Aufforderung zum gemeinsamen Frühstück endlich ausgesprochen würde. Aber zunächst mussten sie sich noch ein paar Augenblicke gedulden. Schulleiterin Christiane Stieler erinnerte daran, dass die Schule schon seit Jahren an dieser Aktion teilnehme: "Die blauen Vesperboxen" kennen wir inzwischen alle. Heute sind wir aber zum ersten Mal Gast bei einer Vor-Ort-Aktion."
»Was man früh im Leben lernt, behält man meist ein Leben lang bei«, erklärte Uwe Weber, der Leiter des städtischen Amts für Schulen, Jugend und Sport. Wer also schon ganz jung gesund frühstücke und auch ein Pausenbrot mitbringe, lerne leichter und besser. Das hätten schon die alten Römer gewusst, die überzeugt waren, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist wohne.
Zahlreiche Sponsoren
Dass es diese Privatinitiative seit 15 Jahren gibt, verdanken laut Weber die Schulen in Baden-Württemberg Susanne Erb-Weber und zahlreichen Sponsoren der Lebensmittelindustrie. Dank der Schulaktion »Gesunde Pause« seien in 15 Jahren 305 000 blaue Vesperboxen mit gesundem Inhalt an Schulen im Land verteilt worden. Der gestrige Termin markierte den Abschluss.
Organisatorin Susanne Erb-Weber erzählte, wie sie mit ihrer Mitarbeiterin Renate Gayer durch ihre eigenen Kinder Niklas und Felix auf die Idee gebracht wurden, diese Aktion ins Leben zu rufen.
Die Söhne hatten berichtet, wie viele ihrer Mitschüler täglich ohne Frühstück in die Schule kämen und auch kein Pausenbrot dabei hätten. So entstanden vor 15 Jahren gemeinsam mit Sponsoren die Schulaktion und die Vesperbox. Noch heute, so Susanne Erb-Weber, kommen bundesweit 25 Prozent der Grundschüler ungefrühstückt und ohne Pausenbrot in die Schule. »In Baden-Württemberg sind es zwar nur 20 Prozent, aber für so ein reiches Land ist das noch immer viel«, betonte sie.
"Ich hoffe, wir konnten in den 15 Jahren für alle Grundschüler und auch die Eltern einige Impulse geben", sich gesund zu ernähren." Sie drückte außerdem die Hoffnung aus, dass ihre Idee Nachahmer finden wird und so vielleicht die Schulaktion eine Art Fortsetzung finden wird. Volker Lämmle – einer der Sponsoren – befragte die Grundschüler, was ihrer Meinung nach zu einem gesunden Frühstück gehört. Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: Apfel, Brot, Trauben, Gemüse. "Mein Kopf kann nur arbeiten, wenn er was im Bauch hat", schlussfolgerte einer der Grundschüler sehr zur Freude der Erwachsenen.
Dann war es endlich so weit: Susanne Erb-Weber forderte die Schülerinnen und Schüler auf, mutig alles auszuprobieren, was das Buffet anbiete. Das ließen sich die hungrigen Jungs und Mädels nicht zwei Mal sagen. Porridge, Müsli, Brot, Gemüse, Tomaten, Quark, Nüsse, Obst, Kresse … die Auswahl war groß. »Lecker« war das meist gehörte Wort danach und die strahlenden Kindergesichter zeigten, dass gesund und schmackhaft bei der Schulaktion kein Widerspruch sind. (GEA)