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Originelle Fasnets-Aktion in Reutlingen: Hästrager fahren in Bussen mit

Am Samstag sind Hästräger von zehn verschiedenen Narrenzünften in Bussen in Reutlingen unterwegs. Auch in der Wilhemstraße geht es närrisch zu. Wie die Ideen zu diesen originellen Fasnets-Aktionen entstanden sind.

Das Mottles Heer  aus Pfullingen organisiert, dass zehn Zünfte in den Bussen der RSV Schabernack treiben.
Das Mottles Heer aus Pfullingen organisiert, dass zehn Zünfte in den Bussen der RSV Schabernack treiben. Foto: ARCHIV-FOTO: LEIPPERT
Das Mottles Heer aus Pfullingen organisiert, dass zehn Zünfte in den Bussen der RSV Schabernack treiben.
Foto: ARCHIV-FOTO: LEIPPERT

REUTLINGEN. Schon das zweite Jahr in Folge herrscht in Reutlingen zur Fasnets-Saison närrische Freudlosigkeit. Für einen Lichtblick sorgt da eine originelle Aktion einiger Narrenzünfte am Fasnetssamstag. Hästräger treiben in den Bussen des Reutlinger Stadtverkehrs (RSV) zumindest ein bisschen Schabernack, verteilen Bonbons und Blumen. Auch in der Wilhelmstraße sind die Narren los.

Theoretisch wäre nach der Erklärung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der vergangenen Woche auch noch ein Umzug in Reutlingen möglich gewesen. »Aber für kleine Narrenzünfte kommt das alles viel zu kurzfristig«, erklärt Thomas Schaal, Vorsitzender des Pfullinger Mottles Heer. Dazu kommt: »Viele Mitglieder haben ihren Urlaub anders verplant.« Deswegen findet die Bus-Aktion auch nicht am Rosenmontag statt, sondern jetzt am Samstag.

Die Betzinger Mühla-Katza trommeln weitere Zünfte zusammen, die in der unteren Wilhemstraße Bonbons verteilen.
Die Betzinger Mühla-Katza trommeln weitere Zünfte zusammen, die in der unteren Wilhemstraße Bonbons verteilen. Foto: ARCHIV-FOTO: PACHER
Die Betzinger Mühla-Katza trommeln weitere Zünfte zusammen, die in der unteren Wilhemstraße Bonbons verteilen.
Foto: ARCHIV-FOTO: PACHER

Die Hoffnung der Narren war lange groß, dass sie in diesem Jahr wieder eine Fasnet feiern können, die zumindest ähnlich ist wie in Vor-Corona-Zeiten. Doch schon im vergangenen Herbst kamen angesichts steigender Infektionszahlen erste Zweifel. Zünfte aus der Region hatten sich bei einem Treffen beraten, was trotz Pandemie möglich sein könnte. »Es sind viele schöne Ideen zusammengekommen, aber niemand hat sich so richtig getraut«, erinnert sich Lisa Dolzer, Zunfträtin der Betzinger Mühla-Katza.

Die Betzinger aber wollten unbedingt etwas auf die Beine stellen, damit das Brauchtum nicht in Vergessenheit gerät. Sie haben sich dann mit anderen Zünften zusammengetan, um am Samstagvormittag ab etwa 10 Uhr in der unteren Wilhelmstraße Süßigkeiten zu verteilen.

»Wir freuen uns schon darauf, die leuchtenden Kinderaugen zu sehen«, sagt Dolzer, deren Gefühlslage aber gemischt ist. »Eigentlich wäre jetzt Hochsaison.« Aber außer ein paar interne Veranstaltungen der Zünfte und eine Fasnets-Party am Sonntag im Club Area14 sei nichts geboten. Nicht einmal das Häsabstauben fand bei den meisten Zünften statt. »Normalweise ist es dann nicht erlaubt, das Häs zu tragen«, weiß die Zunfträtin der Mühla-Katza. Für diesen Samstag aber haben die Zünfte eine Ausnahmegenehmigung erteilt.

So auch das Mottles-Heer, dessen Vorsitzender Schaal die Idee, die Fasnet in Reutlinger Bussen zu feiern, auch beim Narren-Treffen im Herbst hatte. Das Konzept stellte er danach gleich bei der RSV vor. Dort war man »direkt begeistert«, wie Marketing-Leiter Bernd Kugel sagt. Die Genehmigung durch die Geschäftsführung ließ sich lange auf sich warten.

Die Vorfreude bei Kugel ist schon groß: »Jetzt werden in den Bussen statt Bußgelder mal Kamellen verteilt«, sagt er mit einem Augenzwinkern in Richtung der 3G-Kontrollen im Nahverkehr, die die RSV nun schon seit bald vier Monaten beschäftigen. Um 10:30 Uhr steigen am Samstag je zwei Hästräger von zehn verschiedenen Zünften in die Busse der RSV-Linien ein. Bis etwa 15 Uhr werden sie die Fahrgäste bei Laune gehalten, ehe es am ZOB eine kleine Abschluss-Party mit Guggenmusik gibt.

Für die Narren ist die Aktion ein kleiner Trost für all die ausgefallenen Umzüge und Fasnets-Partys. Für kommendes Jahr hofft Schaal, dass die »fünfte Jahreszeit« halbwegs normal gefeiert werden kann. »Ich rechne aber mit Einschränkungen«, sagt der Vorsitzende des Mottles-Heer schon jetzt. »Zur Not lassen wir uns halt wieder was Originelles einfallen.« (GEA)