HOHENSTEIN/TROCHTELFINGEN. Ach ja, die nächsten Tage hätten schön kunterbunt, lustig, richtig närrisch sein können. Schließlich stehen der »Glombige« oder »Schmotzige Donschtig«, Rosenmontag und Fasnetsdienstag vor der Tür. Aber leider: Das Coronavirus sorgt auch in dieser Fasnetssession wieder für enorme Einschränkungen. Schlicht verboten sind sämtliche Umzüge, schwer durchführbar wären Bürgerbälle mit Schunkeln und Tanz. Trotzdem wollen sich die Narren quer über die Alb von dieser schon so lange andauernden Pandemie ihre teils uralten Traditionen nicht völlig nehmen lassen. Alles natürlich »unter Einhaltung aller Regeln, denn die Gesundheit aller steht trotz allem Klamauk und Schabernack immer im Vordergrund«, wie etwa Marc Hazotte klarstellt.
Noch nie in seiner schon viele Jahre andauernden Amtszeit als Zunftmeister der Steinhilber Narren habe er so schwierige Entscheidungen treffen müssen. »Steinhilben ohne Fasnet gibt’s eigentlich gar nicht. Aber unter diesen Bedingungen ist es ein riesiger Spagat für uns, wenn wir unser Brauchtum den Menschen trotz Corona näher bringen wollen.« So reifte im Trochtelfinger Teilort der Entschluss, sämtliche Aktionen nur für Mitglieder im internen Vereinskreis zu öffnen. »Wir wollen im Moment einfach vorsichtig sein.«
Denn leider gebe es derzeit zu viele Menschen, die sich nicht an vorgegebene Regeln hielten, dafür aber meckerten, wenn Vereine etwas im Rahmen der Möglichkeiten auf die Beine stellen wollten. Und das, obwohl alle Angebote im Ehrenamt entstünden und die Mehrheit der Bürger sich wünsche, dass endlich wieder etwas läuft. Daher hat die Narrenzunft einen Online-Bürgerball für den Fasnetssamstag kreiert. Die unterschiedlichen Gruppen haben in der dekorierten Augstberghalle ihre Darbietungen separat aufgeführt, der zusammengeschnittene Film kommt wie ein Bürgerball zum Publikum. Ein Kinderbürgerball ist auf ähnliche Weise entstanden. »Die Stadt ist uns da sehr großzügig entgegen gekommen, dass wir das verwirklichen konnten«, sagt Hazotte dankbar. Ein Gutes kann der Narrenboss dem Virus trotzdem abgewinnen. »Jetzt wird die Fasnet halt ohne großes Brimborium und auf das Wesentliche konzentriert gefeiert.«
Auch der Narrenverein Trochtelfingen hat sich einiges vorgenommen, »in der Hoffnung, dass Lockerungen gelten und Zuschauer dabei sein dürfen«, so Narrenmeister Harry Weihbrecht-Betz. So soll etwa am Schmotzigen Donnerstag mit musikalischer Begleitung einer kleinen Besetzung der Stadtkapelle der Narrenbaum auf dem Rathausplatz aufgestellt werden. Auch die anschließende traditionelle Absetzung des Schultes haben die Narren fest im Visier. »Nach dem Hexengedicht wird Bürgermeister Christoph Niesler so lange gefoltert, bis er den Schlüssel an das Prinzenpaar Ralf und Michaela Rein rausrückt«, sagt der Narrenmeister und schmunzelt.
Welche Qualen genau auf den Rathauschef zukommen werden, wird unter höchster Geheimhaltung derzeit noch ausbaldowert. Das sonst übliche Treiben durch die Gassen entfällt ersatzlos. Der Rosenmontagsumzug ist zwar bereits abgesagt, die Kinderspeisung einschließlich der Versteigerung des Narrenbaums ist aber mit kleinem Rahmenprogramm ab 12 Uhr auf dem Rathausplatz geplant. Der Fasnetsdienstag endet mit der Hexenverbrennung.
Er hätte am letzten Wochenende heulen können, gibt Vorsitzender Ruben Hölz ohne Umschweife zu. Da wäre nämlich das Jubiläumswochenende zum 33-jährigen Bestehen des Narrenvereins Wilsingen gewesen. Wegen Corona fiel nicht nur die Geburtstagsfeier aus. »Wir planen nur kleinere Aktionen für die Wilsinger Bevölkerung und alle ausschließlich im Freien.« So werde morgens am Schmotzigen Donnerstag der Kindergarten befreit, abends mit Begleitung der Lumpenkapelle der Narrenbaum aufgestellt. Am Fasnetssonntag soll es einen Einmarsch mit kleinem Programm geben, mit dem die interne Jubiläumsfeier eingeläutet wird. Dabei wird es Ehrungen seitens des Vereins wie auch vom VAN (Verband Alb-Bodensee oberschwäbischer Narrenvereine) ge-ben. Auch die Kinder- und Narrenspeisung, die normalerweise am Rosenmontag stattfindet, wird über die Bühne gehen. Das Fällen des Narrenbaums und sein Verbrennen ist der Schlusspunkt der Wilsinger Fasnet.
»Jetzt wird die Fasnet halt ohne großes Brimborium und auf das Wesentliche konzentriert gefeiert«
Lange seien sie »in den Seilen gehängt«, meint Daniel Knorr, Zunftmeister bei der Narrenzunft Hayingen. Doch so gar nichts machen wollten sie einfach nicht. Sämtliche Aktionen seien jetzt nur für Mitglieder gedacht: »Wir laden die Öffentlichkeit nirgends dazu ein.« Am glombiga Donnerstag ist die Befreiung des Kindergartens vorgesehen, wobei dort auch ein kleiner Narrenbau gestellt werden soll, in der Schule sollen die Masken präsentiert werden. Alle Schüler und Kinder bekommen von der Stadt gesponserte Fasnetsküchle überreicht. Weil am Samstag ein Jugendgottesdienst in der katholischen Kirche geplant ist, will der Verein ein närrisches Spalier bilden. Am Fasnetsdienstag soll vielleicht eine Art interner Zunftmeisterempfang sein. »Und tagsüber laufen wir einfach durch die Straßen und zeigen uns«, so Knorr.
Auf dem abgesperrten Marktplatz und mit 2G feiert auch die Narrenzunft Zwiefalten: Mit Rällesprung und Kinderfasnet am Donnerstag, 24., einem närrischen Nachmittag am Sonntag, 27., dem Fasnets-Jux-Markt am 28. Februar und der Bruddelsupp am 1. März.
Bei der Pfronstetter Narrenzunft »Schäf« soll im Narrenblättle das vergangene Ortsgeschehen in Reimform erzählt werden, berichtet Vorsitzender Kurt Geiger. Am Fasnetsfreitag soll der Narrenbaum gestellt und der Bürgermeister abgesetzt werden. Allerdings ohne Folterung, sondern nur mit einer Aufgabe. »Wir sind da human«, lacht Geiger. Die Schülerbefreiung finde coronakonform im Schulhof statt. Alles andere sei leider nicht zu machen. »Dafür ist unser Verein zu groß und unser Vereinsheim zu klein«, bedauert der Vorsitzende.
Auch der Narrenverein Oberstetten kapituliert nicht vor dem Coronavirus. Wie üblich sei die Fasnet am Samstag nach Dreikönig ausgegraben worden, erzählt Claudia Schmid, die gemeinsam mit Adrian Zeller den Vorsitz innehat. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als einige Funktionäre einen »Bürgerball online« auf die Beine gestellt hatten, gibt es in diesem Jahr einen Narrenmarsch, eine Art Rallye. Von morgen, Sonntag, bis zum Aschermittwoch kann jeder mitmachen.
»Da gilt es, ausgehend vom Narrenbaum eine Route rings um Oberstetten und verschiedene Stationen abzulaufen«, erklärt Zeller. So seien etwa s’Käppele, der Stöckberg, die Ruine oder Junkers Kneipe enthalten, insgesamt je nach Laufgeschwindigkeit rund zwei Stunden Fußmarsch. An jeder Station gibt es eine Frage zur Oberstetter Fasnet zu lösen, Kleinigkeiten sind der Lohn. Auch sind für jede Häsfarbe Fasnetsbändel zu finden, die zum Schluss beim Narrenbaum angebunden werden können. »Mitmachen darf jeder der will, und ganz toll wäre es, wenn dies im Häs geschehen würde«, hoffen die beiden Vorsitzenden.
Heute, Samstag, wird in Oberstetten der Narrenbaum am Dorfplatz unter 2G-Bedingungen mit einem kleinen Programm und in einem eingezäunten Bereich gestellt. (GEA)
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