REUTLINGEN. Die Erwartungen an den neuen Feuerwehr-Kommandanten Stefan Hermann sind groß. Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck wär's schon »sehr recht«, wenn dieser noch »ungefähr 29 weitere Berichte« bei Feuerwehr-Hauptversammlungen abliefern würde. Im Klartext: Wenn er rund 30 Jahre im Amt bleiben würde. Gut, das war eine launige Zuspitzung und eine Anspielung auf die Amtszeit von Alt-Kommandant Harald Herrmann. Aber ein bisschen Ernst schwang in Kecks Rede am Mittwochabend dann doch auch mit. Stadtverwaltung wie Feuerwehrleute wünschen sich nun endlich Ruhe im Personal-Karussell der Feuerwehr.
Der 42-jährige Stefan Hermann war im März mit 32 von 35 Stimmen vom Gemeinderat zum Kommandant gewählt worden. Zuvor war er 13 Jahre lang Kreisbrandmeister im Zollernalbkreis. Hermann ist sich der Erwartungen, die man in Reutlingen an ihn hat, durchaus bewusst. »Ich bin in der kurzen Zeit auch schon tief eingestiegen in das System Feuerwehr hier«, betonte er bei seiner Amtseinsetzung im Rathaus. Klar, die ganz große Agenda könne er nach so kurzer Zeit noch nicht bieten. »Aber ich sehe deutlich, wo die Aufgaben liegen.«
Feuerwehrleute wünschen sich Kontinuität
Sein Vorgänger Michael Reitter hatte Reutlingen in Richtung Heimat verlassen: Er ist nun Kreisbrandmeister in Sigmaringen. Auch Reitters Stellvertreter Andreas Spahlinger - der im März gegen Hermann angetreten war - verlässt Reutlingen jetzt. Er wird Feuerwehr-Vize in Recklinghausen. Was sich die Berufsfeuerwehrleute, sowie die Freiwilligen in den Bezirksgemeinden und der Stadtmitte wünschen: Kontinuität. Und einen Kommandanten, der sich auch in den Bezirksgemeinden blicken lässt, der nahbar ist, ein offenes Ohr hat und gut netzwerken kann.
Bislang zumindest macht »der neue Hermann« den Eindruck, als ob man durchaus mit ihm »schwätzen« kann. Überlegt, reflektiert und zielstrebig. Er stammt aus einer Feuerwehr-Familie, sein Vater Karl Hermann war jahrzehntelang Kreisbrandmeister in Tübingen. Gut, als ganz kleiner Bub wollte der 42-Jährige noch Pilot und Polizist werden. Aber nun sei er Feuerwehrmann mit Leib und Seele, betonte er.
Vom OB gab's zur Feier des Tages zwei Flaschen Reutlinger Wein. »Ein Guter«, so das bündige Fazit von Keck. Eine weitere Flasche habe er noch von der Wahl daheim stehen, gab Stefan Hermann daraufhin zu. Denn es habe noch keinen Anlass gegeben, »aus Frust zur Flasche zu greifen.« (GEA)