REUTLINGEN. Kommt es zu einem medizinischen Notfall, ist schnelle Hilfe gefordert – im Reutlinger Nordraum kann es dabei in Zukunft noch schneller gehen: Die Stadtgliederung Reutlingen des Malteser Hilfsdienstes startet im Juli in das »Helfer-vor-Ort«-System. Ehrenamtliche Einsatzkräfte der Malteser können zu-sätzlich zum hauptamtlichen Rettungsdienst alarmiert werden und leisten professionelle Erste Hilfe, noch bevor Rettungswagen und Notarzt eintreffen. In den Bezirksgemeinden sind bereits die Feuerwehr und das DRK als »Helfer vor Ort« engagiert – es konnten aber nicht alle Bezirksgemeinden bedient werden und mancherorts fehlt es laut den Maltesern an Helfern. Nun wird das Netz durch die Malteser noch engmaschiger.
Geschulte Einsatzkräfte
Bei den Helfern vor Ort (HVO) handelt sich um ehrenamtliche, notfallmedizinisch geschulte Einsatzkräfte, die sich in ihrer Heimatgemeinde engagieren: Sie werden parallel zum Rettungsdienst alarmiert, können aber durch ihre räumliche Nähe mitunter deutlich schneller am Notfallort eintreffen und eine Erstversorgung übernehmen. »Ich freue mich, dass wir engagierte Ehrenamtliche gefunden haben, die sich zusätzlich zu ihrem Engagement in unserer Bereitschaft als Helfer vor Ort für ihre Mitmenschen einsetzen wollen«, lobt Alexander Thomys, Stadtbeauftragter der Reutlinger Malteser, das aktuell achtköpfige HVO-Team.
Die Helfer sind für die neue Aufgabe gerüstet: Neben einer Einsatzsanitäterin und einem Rettungshelfer engagieren sich zwei Rettungssanitäterinnen und vier Rettungssanitäter – diese sechs sind hauptamtlich im Rettungsdienst tätig und entsprechend erfahren. Aufgrund der Wohnorte der Ehrenamtlichen haben sich die Malteser entschieden, zunächst den Reutlinger Nordraum als HVO zu bedienen. Eine beachtliche Aufgabe, wohnen doch in Altenburg, Oferdingen, Reicheneck, Rommelsbach und Sickenhausen rund 13.500 Menschen. Für die Helfer-vor-Ort-Einsätze gibt es keine finanzielle Unterstützung durch die Krankenkassen oder andere Stellen, die Malteser müssen die Ausrüstung selbst finanzieren – durch Spenden oder durch die Einnahmen, die bei Sanitätsdiensten anfallen.
Hohe Kosten
»Vor allem zum Start fallen viele Kosten an. Allein ein Rettungsrucksack, den jeder Helfer vor Ort erhalten soll, kostet etwa 100 Euro – allerdings ohne Ausrüstung«, berichtet Thomys. Hinzu kommt die medizinische Ausrüstung: Aktuell beschafft die Stadtgliederung elektrische Defibrillatoren, abgekürzt AEDs, mit denen die Einsatzkräfte ausgerüstet werden. Im Falle eines lebensgefährlichen Kammerflimmerns können die Elektroschocks der AED Leben retten – jedes Gerät kostet allerdings allein rund 2.000 Euro. Die Mehrwertsteuer inbegriffen, wurden so für vier AED fast 10.000 Euro investiert.
In weiter Ferne ist finanziell ein weiterer großer Wunsch der Malteser: Ein eigenes Einsatzfahrzeug für die Helfer vor Ort. »Im Falle eines Verkehrsunfalls würde ein solches Fahrzeug mit Blaulicht wesentlich zur Absicherung der Unfallstelle dienen, und mit Sondersignal kämen unsere Helfer noch schneller am Patienten an«, weiß Thomys. »Aktuell ist ein solches Fahrzeug für uns aber nicht finanzierbar«, ergänzt der Reutlinger Stadtbeauftragte. Aktuell laufen daher Überlegungen, ob der Krankentransportwagen (KTW) der Gliederung durch die HVO-Gruppe genutzt werden kann. Eine Helferin kann mit einem Einsatzfahrzeug der Rettungshundestaffel Reutlingen-Esslingen ausrücken.
Die Leitung der HVO-Gruppe der Reutlinger Malteser übernimmt der Rettungssanitäter Andreas Böhler. Insgesamt engagieren sich bei den Reutlinger Maltesern rund 30 ehrenamtliche Einsatzkräfte, die als Sanitäter oder Betreuungshelfer ausgebildet sind. (eg)
SPENDEN
Wer die Reutlinger Malteser beim Start in das »Helfer-vor-Ort«-System unterstützen möchte, kann spenden: Mit dem Betreff »Malteser Reutlingen HVO-Gruppe« an das Spendenkonto des Malteser Hilfsdienst e. V, IBAN: DE90 6005 0101 0001 2706 88. (eg)