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Aktuell Mittelstadt

Kein Tempo 30 für die Heerstraße in Mittelstadt

Bezirksbürgermeister Haug schlägt vor, Autofahrer sollen freiwillig auf die Bremse treten

In der Mittelstädter Heerstraße geht es oft eng zu. Hier ist Tempo 30 wegen einer Baustelle angesagt. FOTO: LEISTER
In der Mittelstädter Heerstraße geht es oft eng zu. Hier ist Tempo 30 wegen einer Baustelle angesagt. FOTO: LEISTER
In der Mittelstädter Heerstraße geht es oft eng zu. Hier ist Tempo 30 wegen einer Baustelle angesagt. FOTO: LEISTER

REUTLINGEN-MITTELSTADT. »Wenn sich doch alle in Mittelstadt einig sind, was würde denn passieren, wenn man die Tempo-30-Schilder einfach aufhängen würden?«, wollte Ratsmitglied Daniel Böhringer im Mittelstädter Bezirksgemeinderat von Albert Keppler wissen. Zuvor hatte der Ordnungsamtsleiter der Stadt Reutlingen erläutert, dass die gewünschte Geschwindigkeitsreduzierung von 50 auf 30 Stundenkilometer in der Heerstraße nicht möglich ist.

Wie könne es dann aber sein, wollte Thomas Kertschek wissen, dass genau die gleiche Straße, die von Mittelstadt in den Kreis Esslingen führt, in Bempflingen ab dem Ortsschild mit Tempo 30 belegt ist?

Die Antwort gab Bezirksbürgermeister Wilhelm Haug. Er habe beim Landratsamt Esslingen nachgefragt, und die Antwort lautete: Die Behörde sei sich durchaus bewusst, dass dieses Tempo 30 auf der Kreisstraße »widerrechtlich ist – unternehmen will das Amt aus dem Nachbarlandkreis aber nichts dagegen«, so Haug.

Offensichtlich hält die Stadt Reutlingen nichts von solchen Schilderstreichen: »Bei der Heerstraße handelt es sich um eine Kreisverbindungsstraße – Abweichungen bei der Geschwindigkeitsbegrenzung muss man begründen«, so Keppler. Anschließend erläuterte er sämtliche Gründe, die für eine Abweichung von Tempo 50 sprechen könnten.

Zu wenig Verkehr

Ein möglicher Grund könnte sich aus zu hohen Abgaswerten ergeben. Was aber bei der Heerstraße nicht der Fall sei, denn die letzte Verkehrszählung kam auf rund 2 600 Fahrzeuge am Tag – und das sind zu wenige, um überhaupt von einer möglichen Grenzwertüberschreitung auszugehen. Ein anderer möglicher Grund: »Lärm – das unterschätzte Gift«, so der Ordnungsamtsleiter. Aber: Beim gerade erst verabschiedeten Lärmaktionsplan der Stadt sei herausgekommen, dass auch diese Grenzwerte in der Heerstraße nicht überschritten werden.

Als letzter Grund, der zur Geschwindigkeitsreduzierung verhelfen könnte, bliebe die Unfallgefahr. »Die ist aber ziemlich abstrakt.« Eine konkrete Gefahr sei in der Heerstraße nicht vorhanden, was auch die Daten der Polizei unterstreichen – in den zurückliegenden fünf Jahren habe es keinen Fußgängerunfall dort gegeben. »Auch die Jahre davor nicht«, so Keppler.

Eine Abweichung der Regelgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern innerhalb geschlossener Ortschaften sei also nicht möglich. Noch nicht. Denn: Albert Keppler geht davon aus, dass »wir uns in einer Übergangsphase befinden – es ist eine Frage der Zeit, bis die Regelgeschwindigkeit auf Tempo 40 oder 30 heruntergesetzt wird«.

Verkehrsrecht sei nun mal Bundesrecht, dabei geht es um bundeseinheitliche Einigkeit", betonte Marcello Raia, der ebenfalls vom Ordnungsamt anwesend war. Momentane Konzepte, nach denen sich vielerorts auf Durchgangsstraßen Tempo 50, 40 und 30 abwechseln, seien "nicht richtig schlüssig", befand Albert Keppler. Ein Zuhörer der Sitzung hatte vorgeschlagen, in der Heerstraße einen digitalen Smiley anzubringen – der bei der Überschreitung von 30 Stundenkilometern von einem Lächeln auf grimmig umschalte.

Keppler hingegen verwies auf die Möglichkeit einer erneuten Verkehrszählung und -messung in der Straße. »Aber natürlich erst, wenn die Baustelle wieder weg ist.« Dirk Glück hatte noch angemerkt, dass die Heerstraße »die einzig durchgängige Tempo-50-Straße in ganz Mittelstadt ist«. Ähnlich argumentierte auch Leonie Neumann: »Auf unserer Durchgangsstraße, der Neckartenzlinger Straße, ist durchgängig Tempo 30, wie soll man Auswärtigen erklären, dass in der Heerstraße Tempo 50 gilt?«

Hoffen auf Änderung

Einig waren sich alle Anwesenden am Montagabend, dass Tempo 50 in der Heerstraße eh kaum gefahren werden könne. Wilhelm Haug schlug schlussendlich vor: »Alle Mittelstädter halten sich freiwillig dort an Tempo 30, wir werden das auch kommunizieren.«

Daniel Böhringer stimmte zu, sagte aber auch: »Eigentlich sind Gesetze doch für die Menschen gemacht, wir können nur hoffen, dass die jetzige Übergangsphase möglichst kurz sein wird.« (GEA)