REUTLINGEN-MITTELSTADT. Das gibt es nicht alle Tage: In der Metzinger Straße versammelten sich gestern Familie, Freunde und Ehrengäste, um einer Frau zu gratulieren, deren Leben von Energie, Humor und einem unerschütterlichen Lebenswillen geprägt ist. Else Fecht heißt sie und beging ihren 100. Geburtstag. Wobei die Feier so lebendig war wie es die Jubilarin selbst ist.
Else Fecht hat vier Kinder großgezogen: Ihre beiden Söhne Siegfried und Dietmar sind beide bereits gestorben. Dafür freuen sich Gabriele und Sonja – ihre beiden Töchter – umso mehr mit ihrer Mutter über die Geburtstagsgratulanten. Die Jüngste, Gabriele, wohnt direkt unter der Jubilarin und kümmert sich liebevoll. Dabei wird sie vom Pflegedienst unterstützt – dieser schaut regelmäßig vorbei. Mit ihren 100 Jahren ist Else Fecht noch fit genug, um zu Hause zu wohnen, denn: »Einen alten Baum verpflanzt man nicht«, wie Tochter Gabriele sagt. Umso weniger, als ihre Mutter geistig nach wie vor fit ist.
Start mit Ehrung
Die Feier beginnt um 13 Uhr mit einer Ehrung durch Reutlingens Baubürgermeisterin Angela Weiskopf und den neuen Bezirksbürgermeister Joachim Dieterich. Beide würdigen Else Fechts Lebensleistung und überreichen ihr Geschenke: einen Wein, Saft, Tee und einen Blumenstrauß. Als die üppige Blumenpracht fürs Pressefoto auf den Schoß der Altersjubilarin gelegt wird, beschwert sich diese augenzwinkernd über die Nässe – ein Zeichen ihres ungebrochenen Humors.
In jungen Jahren arbeitete Else Fecht als Gutssekretärin auf der Weideburg und lernte bei einer Tanzveranstaltung in Pliezhausen ihren Mann kennen, einen Kfz-Meister. Gemeinsam führten sie eine Werkstatt, wo Else Fecht die Buchhaltung übernahm. Auf die Frage von Baubürgermeisterin Weiskopf, wie es der jetzt Hundertjährigen gelungen sei, ein solch hohes Alter zu erreichen, meint Fecht zunächst: »Ich hab’ nix gemacht.« Dann verrät sie: »Ich habe immer viel gearbeitet – habe den Kindern immer ihre Klamotten genäht.« Die ältere Tochter, Sonja Fecht zeigt daraufhin stolz alte Fotos mit den selbst genähten Kleidern. Weiter geht das Fest im Gemeindehaus, wird dort von Kaffee und Kuchen begleitet, ehe am Abend Verwandte zum Essen kommen. Auch Else Fechts Urenkel im Teenageralter wollen gratulieren – eine neue Generation, die den Stammbaum weiterführt, den der Ehemann der Jubilarin mit eigens hergestellten Schablonen begonnen hat.
Als die ehemaligen Nachbarn Kristin und Gerhard vorbeischauen, erkennt Else Feucht sie zunächst nicht wieder. Doch als sie scherzhaft sagt »Ich bin ganz blöd«, entgegnen die beiden: »Nee, du bist nur hundert.« Ein Satz, der der Seniorin eine Lächeln ins Gesicht zaubert. Ebenso wie die Feststellung von Bezirksbürgermeister Joachim Dieterich: »So jung kommen wir nicht mehr zusammen!« Überhaupt ist die Stimmung heiter. Es wird viel gelacht an Else Fechts Ehrentag, den die Mittelstädterin sichtlich genießt. (GEA)