REUTLINGEN-MITTELSTADT. Abgelehnt hat der neue Mittelstädter Bezirksgemeinderat am Montagabend den Lärmaktionsplan der Stadt Reutlingen. Das einstimmige Nein bedeutet allerdings nicht, dass die Volksvertreter gegen den Plan wären. Die Räte wollen schlichtweg mehr als der Plan hergibt.
Die Runde im Ratssaal ist sich mit Gerhard Lude, dem Leiter der Reutlinger Verkehrsabteilung, im Grundsatz einig. »Lärm macht krank«, begründet Lude die Umsetzung europäischer Richtlinien auf lokaler Ebene. »Es geht um verkehrsrechtliche Maßnahmen«, erklärt der Fachmann auch gleich den beschränkten Umfang der Veränderungen für Mittelstadt. Denn der Plan definiert anhand von Lärmberechnungen und Verkehrszahlen genau, wo was geht. Würde sich die Stadt nicht daran halten, wäre sie juristisch angreifbar. Dadurch entsteht fast zwangsweise das, was man einen Flickenteppich von Vorschriften nennt. So wie andere Teilorte wollen auch die Mittelstädter jedoch Tempolimits, die ganz praktisch Sinn ergeben - und nicht an einer Stelle fast freie Fahrt und um die Ecke Schleichverkehr.
So hat die Stadt im Rahmen des Lärmaktionsplanes lediglich vor, in der heutigen Tempo-40-Zone der Ortsdurchfahrt in Zukunft nur noch Tempo 30 zu erlauben. Das wäre es dann auch schon gewesen, reicht dem Bezirksgemeinderat aber keinesfalls. Dabei ist Lude selbst klar, wo ein Tempolimit ansonsten viel Sinn machen würde: in der Heerstraße und der Bempflinger Straße. Allerdings sei der Lärmaktionsplan dafür das falsche Werkzeug. Genau darüber wird dann ausführlich gesprochen.
Schüler queren die Straße
Schon vor Jahren habe man, so mehrere Räte, auch in der Heerstraße und Bempflinger Straße Tempo 30 gefordert. Denn hier ist einiges los, nicht zuletzt durch eine Bäckerei. Kleine Menschen überqueren auf dem Schulweg die Straße. Kaum einzusehen sei es, dass auf der Ortsdurchfahrt selbst langsam gefahren werden muss, aber nach dem Abbiegen auf einmal wieder Tempo 50 gilt. Leonie Neumann bringt zum Ausdruck, was auch viele Autofahrer empfinden: »Das Gestückele ist nicht gut - 50, 40, 30«. Daniel Böhringen fordert im Sinne aller »wir sollten zu einer Lösung kommen, die etwas länger hält«. Gemeint ist damit, dass Änderungen durch Lärmaktionspläne alle fünf Jahre kommen könnten.
Zum Forderungskatalog der Mittelstädter, mit dem sich nunmehr der Reutlinger Gemeinderat beschäftigen soll, gehört auch eine Verlängerung der Tempo-30-Zone in der Stadtstraße in Richtung Reicheneck. Hier gilt auf wenigen Metern noch Tempo 50, was kein Mensch versteht. Das zukünftige Tempo-30-Schild an der Riedericher Straße solle vor der Bushaltestelle aufgestellt werden. (GEA)